Pern 11 - Die Weyr von Pern
Gefährtin gegeben hatte. Ein Teil ihrer Liebe gehörte zwar weiterhin Meister Robinton, aber das störte ihn nicht. Schließ-
lich besaß der Meisterharfner auch ein Stück seines Herzens und daneben seine volle Loyalität und seinen Hochachtung.
Doch Menolly war sein ganzes Glück.
»Wie lange müssen wir denn noch warten?« fragte Oterel von Tillek stirnrunzelnd, als die beiden Harfner im Korridor an ihm vorübergingen.
»Der Raum ist sehr klein, Baron Oterel, und es gibt heute viel zu tun«, sagte Sebell begütigend.
»Klein oder nicht, Fandarel und andere Handwerker von sehr viel niedrigerem Rang sind seit Stunden da drin, und nun hat der Schmied auch noch seine Enkelin mit hineingeschleppt«, nörgelte Oterel.
»Wenn Sie so saubere Diagramme zeichnen könnten wie Jancis, Baron Oterel«, schaltete sich Menolly ein, »hätte man Sie bestimmt längst dazugeholt.« Sie konnte den griesgrämigen Baron von Tillek nicht leiden, seit der so heftig dagegen protestiert hatte, daß man ihr den Meistertitel verlieh.
Oterel starrte sie wütend an. Baron Toronas von Benden, der hinter ihm stand, hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lächeln zu verbergen. »Sie sind unverschämt, junge Frau, viel zu unverschämt! Sie sind eine Schande für Ihre Gildehalle.«
Sebell brachte ihn mit einem eindringlichen Blick zum Schweigen und zog Menolly mit sich in den kleinen Raum.
Drinnen war es heiß und stickig, und die Hocker standen so dicht beieinander, daß sie sich wunderte, wie Jancis, Piemur, Terry und ein weiterer Schmied, den sie nicht kannte, überhaupt zeichnen konnten. Fandarel stand über die jungen Leute gebeugt, während N'ton untätig an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Dann entdeckte sie den Schirm, auf dem fremd-artige Gegenstände so klar und deutlich zu sehen waren, als 65
seien sie auf irgendeine Weise in dieses Akki hineingelangt und dort vergrößert worden.
»Sind nun alle Anschlüsse zu F-322 RH hergestellt« - Meno l-ly entfuhr ein überraschtes Keuchen, als sie diese volle, wohllautende Stimme hörte. Sie blickte sich um, woher die Worte kamen, und bemerkte dabei, daß Sebell sie grinsend beobachtete - »so ist der Schaltkreis geschlossen. Nun setzen Sie diese Platine genau wie die anderen ein und kommen Sie wieder, wenn Sie zum nächsten Schritt bereit sind.«
Die drei erhoben sich folgsam und verließen in leisem Gespräch den Raum. Nun trat N'ton vor, und Fandarel räusperte sich.
»Wir drei - Weyrführer N'ton, ich, Gildemeister Fandarel, und Meisterharfner Sebell in Vertretung eines Burgherrn -
ersuchen dich, Meisterin Menolly von der Harfnerhalle auf deine Liste zu setzen.«
»Könnte die Meisterin Menolly bitte ein paar Worte sprechen, damit ein Stimmabdruck hergestellt werden kann?«
»Ein Stimmabdruck?« fragte Menolly erstaunt.
»Ja, die menschliche Stimme eignet sich viel besser zur Identifizierung einer Person als die äußere Erscheinung, die schließlich kopiert werden könnte. Das ist bei einem Stimmabdruck nicht möglich. Deshalb müssen Sie ein paar Worte sprechen, damit der Abdruck Ihrer Stimme in die Erkennungs-datei aufgenommen werden kann.«
Menolly war offenbar so überwältigt von dem unerwarteten Ansinnen und der prachtvollen Stimme, daß sie keinen Ton herausbrachte. Hilfesuchend sah sie zu Sebell hinüber. Der schnippte aufmunternd mit den Fingern und grinste vergnügt, während N'ton ihr nur mit den Lippen zu soufflieren suchte.
»Ich heiße Menolly, ich stamme aus der Meeresburg an der Halbkreisbucht, und singen liegt mir mehr als sprechen«, stammelte sie verwirrt und regte sich prompt darüber auf, daß nun auch das Stottern mit erfaßt wurde.
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Meister Fandarel gestikulierte mit beiden Händen, was sie als Aufforderung zum Weitersprechen interpretierte.
»Ich gehöre der Gilde der Harfner an und bekleide den Ra ng einer Meisterin. Ich komponiere Musik und schreibe auch die Texte dazu. Meister Sebell ist mein Gefährte und wir haben drei Kinder. Genügt das?«
»Vollkommen ausreichend für eine Stimme von so unverwechselbaren Timbre«, sagte Akki.
»Sind von Ihren Kompositionen Abschriften erhältlich? Für den Hauptspeicher?«
»Du willst meine Musik?« rief Menolly überrascht.
»Ihren Vorfahren war Musik sehr wichtig.«
»Dann besitzt du auch musikalische Werke aus ihrer Zeit?«
Sie konnte ihre Aufregung kaum beherrschen.
»Es gibt einen umfangreichen Musikspeicher, der Werke aus mehr als zweitausend Jahren enthält.«
»Aber du hast doch nur
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