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Pern 12 - Die Delphine von Pern

Pern 12 - Die Delphine von Pern

Titel: Pern 12 - Die Delphine von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Prolog
102 Jahre nach der Landung
6
    Kibbe zog ein letztes Mal am Glockenseil. Er und Corey hatten sich den ganzen Vormittag abgewechselt, doch nun hatte die Sonne auf dem Hochland schon ihren höchsten Punkt überschritten, und noch immer reagierte keiner. Normalerweise kam jemand aus dem Menschenort auf den Pier, und sei es auch nur einer der Bootsführer. Doch die Boote schaukelten unter dem Landungssteg vor Anker, und es war offensichtlich, daß schon eine ganze Weile niemand mehr mit ihnen auf See gefahren war, nicht einmal zum Fischen.
    Corey blickte ihn angewidert an. Die anderen Delphine ihrer Schule waren schon längst auf eigene Faust zum Fischfang losgezogen, hatten nicht die Geduld gehabt, auf Menschen zu warten, die sie vielleicht füttern würden, während zu dieser Jahreszeit im fischreichen nördlichen Wasser genug Beute zu fangen war.
    Sie signalisierte ihren Hunger durch >Blasen<, denn aus Ärger über den Mangel an menschlicher Aufmerksamkeit
    verweigerte sie das Sprechen.
    »Es hat eine Krankheit gegeben. Ben hat es uns erzählt«, erinnerte sie Kibbe.
    »Es ging ihm nicht gut«, antwortete Corey und verwendete widerstrebend Sprache, um ihren Gedanken mitzuteilen.
    »Menschen können sterben.«
    »Ja, das stimmt.« Als Führer seiner Schule und eines ihrer ältesten Mitglieder hatte er zwei Delphineure als Partner gehabt. Noch immer erinnerte er sich zärtlich an Amy, die erste. Sie war so sehr Wassergeschöpf gewesen wie er, selbst wenn sie Langfüße trug und keine Finne hatte. Sie hatte sich bestens darauf verstanden, ihm die Haut zu kratzen, und wußte genau, wo sie alte Haut abpellen mußte. Als er verletzt war, hatte sie Tag und Nacht im Wasser bei seinem Haltegestell gewacht, bis sie wußte, daß er sich erholen würde. Er hätte diese klaffende Wunde nie überlebt, hätte sie sie nicht genäht und ihm die Medizin der Menschen gegeben, die eine Entzü n-7
    dung verhinderte.
    Corey hatte nur zu einem Menschen Beziehungen gehabt, und den hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Das erklärte, warum sie so skeptisch war. Sie war nicht so lange mit Menschen verbunden gewesen wie Kibbe. Der Kontakt fehlte ihm.
    Sie hatten gut zusammengearbeitet, und noch immer gab es lange Küstenlinien, die nicht kartiert waren, und große Fischschwärme, die man hätte aufspüren können. Die Arbeit hatte Spaß gemacht, und es hatte immer Zeit zum Spielen gegeben.
    Doch bei dem Bemühen, den Vertrag der Delphine mit den Menschen einzuhalten, hatte er in letzter Zeit nur noch den Schiffen folgen können, um sicherzugehen, daß kein Mensch von Bord fiel, ohne daß ein Delphin zu seiner Rettung bereit-stand.
    Er war sich nicht einmal sicher, ob seine Warnungen bezüglich drohender Stürme berücksichtigt wurden: Die Menschen mißachteten manchmal guten Rat, insbesondere wenn der Fischfang reich war.
    Kibbe war einer von denen, die dazu ausersehen worden waren, eine Zeitlang nahe der nordwestlichen Senkströmung zu dienen; hier lebte die Tillek, die aus allen Delphinschulen um ihrer Weisheit willen auserwählt worden war. Der Name des Leittiers einer Schule beruhte ebenfalls auf der Tradition. Wie den anderen Traditionsvermittlern unter den Delphinen hatte die Tillek ihm erklärt, warum die Delphine den Menschen auf diese Welt gefolgt waren, weit weg von den Wassern der Erde, wo sie sich entwickelt hatten: Um der Möglichkeit willen, im sauberen Wasser eines unverschmutzten Planeten zu schwimmen und so zu leben, wie die Delphine gelebt hatten, bevor die Tech-no-lo-gie (er hatte gelernt, dieses Wort sehr sorgfältig auszusprechen) die alten Ozeane der Menschheit verdorben hatte. Er wußte und lehrte zum Erstaunen der anderen, daß die Delphine einst an Land gelebt hatten. Das war der Grund, warum sie Luft atmeten und von Natur aus dazu gezwungen 8
    waren, an die Wasseroberfläche zu kommen, um Sauerstoff zu tanken. Er lauschte Erzählungen, die so alt waren, daß nicht einmal jene, die sie der Tillek gelehrt hatten, ihren Ursprung kannten: daß die Delphine Boten der Götter gewesen seien, die im Meer ertrunkene Menschen in deren >Unterwelt< geleite-ten. Da die Delphine das Meer als Unterwelt betrachteten, verursachte dies einige Verwirrung. Die Unterwelt der Menschen hingegen war der Ort, an den die >Seelen< gingen - was auch immer >Seelen< waren.
    Eine von Kibbes Lieblingserzählungen trug die Tillek immer mit großem Stolz vor: Wie die Delphine einmal jenen Ehre erwiesen hatten, die umgekommen waren, als eines

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