Perry Rhodan - 2516 - Die Tauben von Thirdal
Musterbeispiel für gelungenes Terraforming.«
»Danke für die Blumen. Stimmt, meine Leute daheim haben sich’s mittlerweile recht gemütlich eingerichtet. Fast schon zu gemütlich für meinen Geschmack.«
»Bist du deshalb in den Orden des dreibeinigen Pferdes eingetreten?«
Die Tarey-Bruderschaft der Gründerjahre hatte auf enger Verknüpfung von Staat und Religion basiert. Mit der Zeit durchmischten sich Shintoismus, Buddhismus und Schamanismus auf den diversen Welten in unterschiedlicher Weise.
Allen regionalen Varianten gemeinsam war jedoch die Verehrung des Großen Goldenen Pferdes. Der gleichnamige Ritterorden, dessen Symbol die Biologin an einem Kettchen um den Hals trug, galt als älteste, exklusivste und am stärksten der Exploration verpflichtete Vereinigung.
Francinn Teseus-Chans lange, schlanke Finger spielten mit dem goldenen Anhänger. »Ach, an dem ist nicht mehr viel dran. Ein Freizeitklub unter vielen. Unsere Gesellschaft ist längst säkularisiert. Unser Regierungschef heißt zwar seit über hundertdreißig Jahren wieder wie in den Gründerjahren Chanmeister, aber er wird demokratisch von der Bevölkerung sämtlicher Mitgliedswelten gewählt.«
»Höre ich da Sehnsucht nach der guten alten Zeit?«
Sie lachte. »Nein, keineswegs. Oder nur insofern, als damals alles einfacher und klarer war. Aber ich wäre wohl die Erste gewesen, die gegen die strikten Regeln rebelliert hätte. Heutzutage sind wir ideologisch offener, um den Preis einer gewissen ... Orientierungslosigkeit.«
»Zäune und Geländer«, sagte Perme, »schränken die Bewegungsfreiheit ein. Jedoch geben sie auch Sicherheit und Halt.«
»Mhm. Allerdings kann, ehe man sich’s versieht, aus dem Gatter das Gitter eines Gefängnisses werden. – Und du, wie stehst du zu deiner Heimat?«
Interessante Frage.
*
Er war seit Jahrzehnten nicht mehr auf Kamash gewesen und doch sicher, dass sich dort kaum etwas verändert hatte. Warum auch? An einem Paradies pfuschte man nicht herum.
»Im Nachhinein«, sagte er bedächtig, »klingt es, als hätten meine Vorfahren, übrigens ähnlich wie jene der Charandiden, das große Los gezogen. Ideale klimatische Bedingungen, eine nie zuvor von Intelligenz berührte, übers ganze Jahr warme, nachgerade idyllische Welt ...«
»Aber?«
»Aber das Heimweh nach Terra! Ich zitiere apokryphe, viele Jahrhunderte lang vom Regierenden Zensor unterdrückte Aufzeichnungen der Erstbesiedler: ›Es wird hier, speziell in diesen Breiten, nie merklich kälter oder wärmer, die Temperatur differiert bloß um ein paar Celsiusgrade. Zu schön, um wahr zu sein. Nicht einmal die Luftfeuchtigkeit schwankt spürbar. Es gibt keine Jahreszeiten. Keinen Winter, keinen Sommer, ständig Frühling.‹«
Er schnäuzte sich und warf das Wischtuch in die Öffnung des Abfallkonverters. »Schwer auszuhalten. Menschen brauchen zyklische Veränderungen.«
»Letztlich habt ihr euch doch recht passabel mit den günstigen Umständen angefreundet«, erwiderte Francinn. »Und sei mir nicht böse, deine Ahnen hätten es schlimmer treffen können. Eine Hochschwerkraftwelt wie Ertrus, die tödlichen Giftschwaden von De’Effe ...«
»Ich beklage mich ja nicht, genauso wenig, wie sich meine Altvorderen beklagt hätten. Abgesehen davon, dass ihnen der Rückweg verbaut war. Sie arrangierten sich grandios mit den Gegebenheiten. Die Einbußen nahmen sie in Kauf.«
»Du meinst ...?«
»Genau. Wir schrumpelten. Jede Generation wurde im Schnitt um ein paar Millimeter kleiner und allgemein angepasster. Bis Moos unter unseren Zehennägeln wuchs und Gras«, er klopfte sich an seinen von grünem Gestrüpp bedeckten Kopf, »aus den Schädeldecken!«
»Du übertreibst.«
Er gab ihr recht. Seine jähe Gefühlsaufwallung überraschte ihn selbst. Hatte er die Trennung von Kamash doch nicht so gut verkraftet, wie er sich immer weismachen wollte? Kompensierte er Heimweh mit Hass auf seine Herkunft?
»Böse Zungen behaupten, wir hätten uns derart perfekt mit Pachamama, der Großen Mutter Natur, arrangiert«, versuchte er den peinlichen Ausbruch ins Komische zu ziehen, »dass wir uns sukzessive schon wieder der Ursuppe annähern. Einige läppische Jahrmillionen, und die Kamashiten gehen so selig in der Ökosphäre ihrer Welt auf, dass kaum noch Menschliches übrig bleibt. Wie auch immer, mir persönlich tut dann schon lange nichts mehr weh.«
»Du hast dich von deiner Heimat entfremdet«, stellte Teseus-Chan fest. »Tauschst freiwillig Nestwärme
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