Perry Rhodan - 2528 - Transmitter-Roulette
worden waren.
Er hatte Glück gehabt. Sehr viel Glück. In vielen anderen Städten, auf vielen anderen Planeten, waren solche wie er von den Bewohnern dieser Galaxis niedergemetzelt worden.
Verteidigung hatten die Autochthonen es zuerst genannt. Als die Nachricht vom Abzug der Terminalen Kolonne bis in den letzten Winkel der Milchstraße vorgedrungen war, nahm die Rechtfertigung allmählich einen anderen Namen an: erst Strafe und dann, sehr schnell, Rache . Dieser Name floss allerdings nur heimlich und leise, im Kreis derjenigen, von denen man wusste, dass sie genauso dachten.
Mein Vater hatte diesen Wandel selbst miterlebt und mir davon erzählt, gerade im letzten Jahr seines Lebens. Er nannte es die Dunkelheit der Ordnungsmächte , und das schien mir bis heute treffend zu sein. Die andere Seite.
Dabei hatte der alte Ganschkare nie vergessen, die Güte und Freundlichkeit zu rühmen, die ihm von den Bewohnern dieser unscheinbaren kleinen Siedlung auf diesem ebenso unscheinbaren Planeten am Rande des Dron-Imperiums entgegengebracht wurde. »Die Bewohner dieser Galaxis haben noch eine andere Seite«, hatte er stets gesagt, »sie können auch Gnade zeigen und vergeben. Manche von ihnen zumindest.«
Nun war er tot, schon lange, gestorben am Alter und mehr noch an dem Gefühl, vergessen, zurückgelassen und nutzlos zu sein. Wahrscheinlich lebte er nur noch in mir fort, in meinen Gedanken.
Hin und wieder fragte ich mich, was aus TRAITOR geworden war, aus jenem Heerwurm der Chaosmächte, der rund um entstehende Negasphären in Aktion trat. Jene gut laufende Maschinerie aus Milliarden Einzelwesen, die die Entwicklung förderte oder anstieß, die mit dem Vibra-Psi dafür sorgte, dass ...
»Jarstog«, riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Ich bedauerte es nicht, denn im Grunde scherte ich mich nicht um TRAITOR und alles, was damit zusammenhing. Es ging mich nichts an, ich hatte keinerlei Bezug dazu. Die Vorstellung dieser militärischen Hierarchie, dieser gewaltigen Raumstationen ... sie war für mich genauso fremd wie für jeden anderen Bewohner unserer Siedlung.
Ich blickte auf.
Ein Reptiloide schaute mich aus seinen irgendwie leblosen Augen an. Seine harte Schuppenhaut glänzte feucht, die Sonnenstrahlen irrlichterten darauf, und im hellsten Licht sah ich eine winzige Wolke aus Wasserdampf.
»Vrougan!« Ich freute mich, ihn zu sehen. Schon als Kinder hatten wir zusammen gespielt, was jedoch nichts daran änderte, dass ich den Blick seiner Augen als unheimlich empfand, genauso wie den aller anderen Dron. Ich gewöhnte mich einfach nicht daran. Wahrscheinlich empfanden sie ähnlich, wenn sie mein Gefieder musterten.
Aber darüber sprachen wir nicht. Das war eine der Regeln, auf denen unser Zusammenleben basierte.
Ehrlich gesagt, verstand ich mich mit vielen Dron besser als mit den drei anderen Ganschkaren, die in Randhoi lebten, einschließlich meines Halbbruders, der sich diese mörderische Krankheit zugezogen hatte. Die Ärzte der Dron konnten ihm nicht helfen. Wie auch? Sie wussten so wenig über unseren Metabolismus.
Das war einer der Nachteile, wenn man im Exil lebte: Medizinische Versorgung war ein Luxus. Mein Bruder würde schon bald den höchstmöglichen Preis zahlen. Er selbst schätzte, dass es in einer, höchstens zwei Wochen vorüber war. Endlich , wie er nicht müde wurde zu betonen.
»Du musst ins Haus gehen, Jarstog«, sagte Vrougan, und er klang alles andere als glücklich.
Also war es wieder einmal so weit. Ich musste mich verstecken. Als Kind war ich deswegen traurig gewesen – und mehr als das: Ich hatte mich einmal sogar heimlich nach draußen stehlen wollen. Dieser Akt sinnloser Rebellion hätte mich und all die anderen Kopf und Kragen kosten können, wenn mein Vater mich nicht abgefangen und mir eine ordentliche Tracht Prügel verabreicht hätte.
Diese Zeiten waren längst vorüber.
Inzwischen fügte ich mich in mein Schicksal. So war es eben, wenn man ein Unerwünschter war. Ein Paria. Ein Vogelfreier , wie mein Bruder in seiner ätzenden Bitterkeit nicht müde wurde zu betonen. Vielleicht war es wirklich am besten, wenn sein Leiden, das körperliche wie das seelische, bald ein Ende fand.
»Wer kommt zu Besuch?«, fragte ich. »Wen hat AU geschickt?«
»Du wirst es nicht glauben – Simul tan Harol persönlich.«
Der Ansatz meines Schnabels schmerzte, so fest presste ich ihn zusammen. Simul tan Harol, einer der reichsten und zurzeit wohl auch mächtigsten Akonen.
Tausend
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