Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox
abgeschnitten und von ihren Blättern befreit hatte.
Die Arbeit ging ihm flüssig von der Hand. Sinnafoch fand ungeahnte Kraftreserven in seiner geschundenen körperlichen Hülle. Er hatte einen neuen Plan, eine Perspektive – und dazu eine, die sich auf der Stelle umsetzen ließ.
Das war gut so. Er musste schnell sein, sollte sein Plan gelingen. Man würde sein Fehlen im Pilgerzug bemerken. Spätestens wenn die alte Oxtornerin im Nachtlager eintraf und von Sinnafoch nichts zu sehen war, würde man misstrauisch werden und nachforschen. Was nützte eine Falle, wenn der Gefangene sich ohne Weiteres aus ihr befreien konnte?
Innerhalb einer Stunde war sein Floß bereit zum Ablegen. Ein Ast, der in einer breiten, platt gedrückten Spitze endete, würde Sinnafoch als provisorisches Paddel und Steuerruder dienen. Der Frequenzfolger hoffte, dass das genügen würde. Aus Zweigen geknotete Schlaufen würden es ihm erlauben, sich in rauen Passagen an dem Floß festzuhalten.
Sinnafoch lud den Rucksack auf das Floß und befestigte ihn mithilfe von Zweigen. Wieder registrierte er die Schwere. Es fühlte sich an, als hätte der Rucksack sein Gewicht verdoppelt oder sogar verdreifacht. Es musste seine erschöpfte Armmuskulatur sein, die es ihm vorgaukelte. Das Floß zu bauen war Schwerstarbeit gewesen, ungewohnte dazu.
Vorsichtig rutschte Sinnafoch auf die zusammengebundenen Baumstämme. Das Gebilde schwankte, sank tiefer in das seichte Wasser, aber es schwamm.
Sinnafoch verharrte einige Augenblicke bewegungslos, um ein Gefühl für die Balance seiner Konstruktion zu bekommen. Der Fluss rauschte und gluckste. Und war da nicht eine Bewegung gewesen? Sinnafoch blickte auf, sah sich forschend um. Nein, da war nichts.
Er nahm sein Paddel, um sich vom Ufer abzustoßen. Der Ast war kaum eingetaucht, da schoss ein Tentakel aus dem Wasser, schlängelte sich um sein Handgelenk und zog ihn mit aller Macht nach unten.
*
Der Frequenzfolger hatte dem Zug nichts entgegenzusetzen.
Sinnafoch schrie auf, versuchte vergeblich, sich nach hinten fallen zu lassen. Das Tentakel ruckte nach unten, riss den Frequenzfolger von den Knien und seine Hand unter Wasser. Sand wirbelte auf, versperrte dem Frequenzfolger den Blick. Doch für einen Augenblick glaubte Sinnafoch einen vielarmigen Umriss zu erkennen, der im Bett des Flusses lauerte. Er ähnelte einem der vielen Bündel abgerissener Zweige, die das Flussufer säumten.
Dann setzte sich das Tentakelwesen in Bewegung, der Flussmitte entgegen. Sinnafoch und mit ihm das Floß wurden herumgerissen, aber die Fahrt endete abrupt nach wenigen Metern: Das Floß klemmte zwischen zwei Felsen. Die Passage war zu eng. Ein stechender Schmerz fuhr Sinnafoch in den Ellbogen, als das Gelenk sich unter dem Zug des Tentakels um ein Haar ausrenkte. Sinnafoch wurde weitergezogen, schrammte über die rauen Stämme des Floßes – und im letzten Moment gelang es ihm, einen Fuß in eine der Halteschlaufen zu strecken.
Er kam zum Halten.
Ihm wurde schwarz vor Augen. Sein Handgelenk, vom Tentakel umklammert, brannte wie Feuer. Der Zug ließ nach, als das Tier festen Halt auf dem Flussbett suchte, um seine Beute mit einem letzten Ruck in das Wasser zu wuchten.
Sinnafoch tastete mit der freien Hand nach dem Rucksack. Er fand ihn, schob einen Zweig beiseite. Seine Finger schlossen sich um den Griff des Messers.
Der Frequenzfolger warf den Arm nach vorn, hieb mit aller Kraft, die er aufzubringen vermochte, auf den Tentakel ein. Die Klinge durchtrennte ihn glatt. Eine Fontäne von Blut sprühte in hohem Bogen in die Luft, dann versank der Stumpf im Wasser und das Tier wurde in einer dunklen Wolke von der Strömung davongetragen. Mit einem zweiten, vorsichtigen Hieb durchtrennte Sinnafoch die Tentakelspitze, die sich um sein Handgelenk verkrampft hatte. Sie fiel zuckend ins Wasser und verschwand.
Keuchend stieß sich Sinnafoch mit beiden Händen an den Felsen ab, zurück ans Ufer.
Weg, nur weg vom Wasser!
Er beugte sich vor, steckte beide Hände in den sandigen Grund und wuchtete das Floß in Richtung Ufer. Knirschend lief es auf Grund. Sinnafoch zog den Fuß aus der Schlinge, fummelte den Rucksack frei und sprang mit einem riesigen Satz an das Ufer.
Die Angst trieb ihn an. Und die Wut auf sich selbst. Wie hatte er nur so dumm sein können? Es gab Raubtiere auf Oxtorne. Philip, der Okrill, war Beleg und nur ein Beispiel dafür. Und Raubtiere – ganz gleich, in welcher Galaxis, auf welcher Welt – lauerten ihrer
Weitere Kostenlose Bücher