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Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel

Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel

Titel: Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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klammern.
    Ureigenstes implodierte nach außen. Fremdes nistete in der entstandenen Leere.
    Orcizu verlor den Verstand, büßte seine jüngere Geschichte ein; restlos. Ein stärkerer Wille

tilgte sein Kurzzeit-Gedächtnis, ätzte es fort wie ungelöschter Kalk.
    Qualvoll. Welch Frevel! Welche Agonie, dem nichts entgegensetzen zu können ...
    Das Letzte, was seine brechenden Augen sahen, war der Griff, mit dem der Männliche sein

Neutrum zurückriss und davon abhielt, Orcizus Bewusstsein vollständig zu zerschmettern.
    »Wir brauchen ihn noch«, flüsterte er. Ein merkwürdiges Detail fiel Orcizu auf: Der Ketzer

hatte vier Finger.
    Durch die heftige Bewegung war der Ärmel seiner Kutte nach hinten gerutscht. An dieser Hand

besaß der Anführer der Bande, die Orcizus bisherige Existenz vernichtete, vier Finger, einen mehr

als normale Frerin. *
    »Sei aufs Herzlichste willkommen«, grüßte der Pedell. »Du siehst nicht aus, als hättest du

viel geschlafen. Lass mich raten, Jungschen hast bis frühmorgens mit deinem Brettchen

rumgespielt, was? Tröste dich, so ergeht es allen Neulingen. Ein Tipp von mir: Husch schnell in

die Reinigungskammer, bevor die große Sause losgeht, und bring dein Äußeres in Ordnung. Du willst

doch einen gepflegten Eindruck erwecken, oder nicht? Besonders heute, bei den vielen

Kameras.«
    Orcizu befolgte den Rat.
    Sein Spiegelbild gefiel ihm gar nicht. Es glotzte ihm mit geweiteten, blutunterlaufenen Augen

und winzigen Pupillen entgegen.
    Zum Glück stand hinter ihm ein hochgewachsener Frerin, der ihm besänftigend auf die

rückwärtige Schulter klopfte. »Keine Sorge, Geschwist. Du wirst dich deiner Berufung als würdig

erweisen. Es kann gar nichts schiefgehen.«
    Im Gerichtssaal nahm man, wie schon am Vortag, kaum Notiz von ihm. Während des ersten

Verfahrens döste Orcizu, obwohl es sich um einen recht komplizierten Prozess handelte.
    »Der Götzenverehrung überführt«, sagte schließlich die vorsitzende Dreirichterin. »Einspruch

der Volksstimme?«
    Orcizu versuchte gerade, sich ins Gedächtnis zu rufen, was ihm zwischen dem vorangegangen

Abend und diesem Morgen widerfahren war, zog jedoch nur blanke Nieten. Ein äußerst beunruhigendes

Loch klaffte in seiner Erinnerung.
    Warum? Was verdrängte sein Bewusstsein?
    Streit mit den Eltern, wie so häufig? Nein, daran wäre nichts außergewöhnlich

Bedrückendes.
    Ein Flirt mit Andersgeschlechtlichen, die gleich ihm bald alt genug waren, eine Trifamilie zu

gründen? Sollte Orcizu etwa seinen Prinzipien untreu geworden sein und sich auf Rauschgas und

eine verstohlene Reiberei eingelassen haben? Kaum vorstellbar, schon gar nicht just während der

Gnadentage ...
    »Ich wiederhole: Gibt es einen Widerspruch seitens des Beisitzenden?«
    Da erst begriff Orcizu. »Äh ... Nein. Vollinhaltlich einverstanden.«
    »Dann signiere und insertiere deine Bestätigung.«
    »Sehr wohl.« Orcizu nahm den Griffel zur Hand, unterschrieb damit flott auf dem Eingabefeld,

wollte das Dabeibrett gerade in den Schlitz auf seinem Pult stecken ...
    Da fiel es ihm wieder ein.
    *
    Der Schwur, aus Verzweiflung geboren.
    Nicht, warum; das spielte momentan keine Rolle. Wichtig war bloß das Gebet, das ihm in

höchster Not zum Stützstein wurde, zum einzigen Anker inmitten chaotischer Leere.
    Sechzehnte Stanze des elften Absatzes des zweiten Heilsmysteriums: So das Gift der

Verderbnis dich packt und deinen Geist zerrüttet, so dir die Orientierung schwindet

und dein eigen Sinn dich trügt, so dein Glaube wanket und dein Verstand zu zweifeln beginnt - dann zerbrich, was an die Welt dich kettet, bevor du selbst zerbrochen

wirst.
    Etwas war geschehen in den Stunden, die ihm fehlten. Und um zu verhindern, dass noch

Schlimmeres geschah, hatte sich Orcizu an dieses Gebet geklammert.
    Zerbrich, was an die Welt dich kettet ...
    Das Dabeibrett! Darin steckte, aus welchen Gründen auch immer, das Übel. Orcizu musste es

zerstören, wollte es an der Pultkante zerschmettern, aber seine Arme gehorchten ihm nicht,

brachten es stattdessen, wie fremdgesteuert, näher an den Kontaktspalt, in dem die Daten

ausgelesen und weitergeleitet würden.
    Sein Wille erwies sich als zu schwach, die Herrschaft über seine Finger zurückzuerringen. Die

Sprechorgane jedoch waren noch unter seiner Kontrolle.
    Ihm blieb keine Wahl.
    »Gardisten!«, schrie jetzt Orcizu. »Schießt!«
    Aller Augen wandten sich ihm zu.
    »Schießt auf mein Dabeibrett,

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