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Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter

Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter

Titel: Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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beide Zeiger seiner Armbanduhr der höchsten Position.
    Mitternacht im Nirgendwo , dachte Marshall.
    Das klang nach einem verheißungsvollen Titel für einen Horror-Roman oder für die durchschnittliche Episode einer der zahlreichen im Netz kursierenden, mit billigen Effekten um Aufmerksamkeit heischenden Mystery-Serien. Der Dramaturgie dieser Machwerke folgend, sollten ihn inzwischen Vampire, Werwölfe oder sonstige Ausgeburten der Hölle umzingelt haben, die nun sabbernd, geifernd, messerscharfe Krallen wetzend, zum Angriff ansetzten ... Aber da war nichts. Nichts außer Gräsern, die sich im lauen Wind wiegten, und verschiedene Arten von Koniferen, die einen würzigen Geruch verströmten. Selbst jetzt gaben sie noch fühlbar die tagsüber gespeicherte Wärme ab. An manchen hingen rote Beeren.
    Er bekam Hunger. Ohne anzuhalten, verzehrte John Marshall einen seiner Schokoriegel. Das Einwickelpapier faltete er fein säuberlich zusammen und verstaute es in seiner linken vorderen, bis dahin leeren Hosentasche. Ums Haar hätte er laut aufgelacht, als ihm die Sinnlosigkeit dieser Handlung bewusst wurde. Was war er doch für ein Pedant und lächerlich verklemmter Gutmensch! Als hätte im Kosmos, dessen Unendlichkeit der Sternenhimmel bezeugte, sich etwas zum Schlechteren gewendet, wenn er die Verpackung einfach weggeworfen hätte!
    Während er noch amüsiert in sich hineinkicherte, befiel ihn Angst. Schlagartig. Verwirrung, Unsicherheit. Die Umgebung verwandelte sich abrupt in fremdes, gefährliches Terrain. Es stank nach Hinterlist. Nach lauernder, kaum noch zügelbarer Mordlust.
    Marshall blieb stehen und hob die Arme, auf einmal war er sich seiner Waffen- und Wehrlosigkeit bewusst. Geduckt, um die eigene Achse rotierend, wappnete er sich für einen Angriff, der jeden Moment stattfinden konnte.
    Er brauchte einige Atemzüge, um zu verstehen, dass nicht er selbst es war, der sich fürchtete. Sondern jemand anders fühlte sich bedroht! Jemand, dessen Not so groß war, dass sein Unterbewusstsein wortlose Hilferufe aussendete, die Marshall gleichwohl empfing.
    Eine Verbindung baute sich auf, ein parapsychischer Rapport . Marshall horchte in sich hinein, aus sich hinaus. Die Person, deren geistige, hochgradig alarmierte Präsenz die kalte Leere des Äthers überwand, befand sich ... etwas weiter südlich. Eineinhalb oder zwei Kilometer, schätzte er. Ungefähr.
    Seine Uhr zeigte fünf Minuten vor halb eins.
     
    Was tun?
    Ihm blieben noch fünf Minuten bis zu dem Zeitpunkt, an dem er umdrehen musste. Wenn er sich an die Vereinbarung hielt, die er mit sich und Sue getroffen hatte.
    Oder er ging weiter. Bog von der eingeschlagenen Route ab, in ein enges Seitental, eher eine Schlucht, deren kaum drei Meter durchmessende Zugangspforte er übersehen hätte, wären nicht aus dieser Richtung die mentalen Impulse auf ihn eingeprasselt.
    Nos hacen trampas. ¡Nos van a matar!
    John Marshall verstand kaum Spanisch. Er hatte, den Rat seiner Eltern befolgend, in der Highschool Chinesisch als Fremdsprache gewählt. Aber in diesem Moment erkannte er, dass er nie wieder auf Wörterbücher angewiesen sein würde. Der Inhalt der Gedanken vermittelte sich ihm auf einer Ebene jenseits von Vokabeln und Grammatik: Sie betrügen uns. Sie werden uns ermorden!
    Die Frau, die so flehentlich dachte, war auf den Namen Confesión getauft worden, »Bekenntnis«. Oder auch Beichte, Kirche, Eingeständnis. Obwohl sie nicht gefesselt war, verstand sie sich als Gefangene, bösen Menschen und einem schlimmen Schicksal ausgeliefert. Zugleich ärgerte sie sich darüber, dass im Radio ausschließlich Hillbilly-Sender zu empfangen waren. Confesión hasste Hillbilly-Musik.
    Ein Radioapparat bedingte logischerweise Strom. Marshall benötigte Strom für das Netz-Tablet. Dringend. Ergo blieb ihm gar nichts anderes übrig, als der gedanklichen Fährte zu folgen, oder? Sein Helfersyndrom hatte die Entscheidung bereits getroffen.
    John Marshall war längst in Laufschritt verfallen.
     
    Der Canyon erweiterte sich kaum, jeweils nur zu fünf oder sechs Meter durchmessenden, kreisrunden Felskesseln, an deren Mündungen sich Baumstämme und Zweigwerk verschiedenster Dicke und Farbgebung verkeilt hatten. Marshall überkletterte die staubtrockenen, während früherer Regengüsse angeschwemmten Barrieren. Mehr als einmal stach er sich an Dornen oder schürfte sich an scharfen Kanten auf. Bald blutete er aus zahlreichen kleinen Wunden an Händen, Armen und

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