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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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1

    Für die Maniküre ist das Ausheben von Gräbern tödlich. Aber mir wurde schon in frühester Kindheit beigebracht, dass wohlerzogene Vampire nach dem Essen aufzuräumen haben. Also achtete ich nicht auf meinen schwarzen absplitternden Nagellack. Genauso wenig wie auf den Schmutz unter meinen Nägeln oder auf meine Hände, deren Haut schon ganz wund voller Blasen war. Und als mir ein knackender Ast verriet, dass David gekommen war und mich beobachtete, achtete ich auch auf ihn nicht.
    Er sprach mich nicht an, sondern wartete schweigend hinter ein paar Bäumen, bis ich Zeit für ihn hätte. Trotz seines Schweigens spürte ich, wie sehr er verurteilte, was ich getan hatte. Die Wellen seiner Missbilligung schlugen mir förmlich entgegen.
    Endlich fiel die letzte Schaufel Erde auf das Grab. Ich richtete mich auf, lehnte mich auf den Schaufelgriff und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Dann klopfte ich mir den Staub und die Erde vom Kaschmirpulli – für die meisten wohl kaum die richtige Bekleidung, um ein Grab auszuheben. Aber ich fand schon immer, dass körperliche Arbeit keine Entschuldigung dafür ist, schlecht angezogen zu sein. Außerdem war der Pulli schwarz, so dass er gut zu diesem improvisierten Begräbnis passte.

    Der Herbstmond, eine orange glühende Scheibe, hing bedrohlich am dunklen Nachthimmel. Es blieb mir also noch genügend Zeit, ehe die Sonne aufging. In der Ferne war das Rauschen der Stadt der Engel zu hören. Ich atmete tief durch. Ich genoss die kurze Pause.
    Als ich an den Anruf meiner Großmutter dachte, war es jedoch um meine innere Ruhe geschehen. Der Name der Zielperson für meinen neuen Auftrag hatte mir einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt. Beinahe hätte ich den Hörer aufgelegt, nachdem meine Großmutter ihn mir genannt hatte. Ich konnte kaum fassen, was sie diesmal von mir verlangte. Doch als sie erklärte, dass David für Clovis Trakiya arbeite, begann ich zu begreifen. Eine wahnsinnige Wut stieg in mir auf. Vor Empörung verkrampfte sich mir der Magen, und auf einen Schlag verloren meine Gefühle für David ihre Bedeutung. In dem Augenblick, in dem er auf die Seite eines Feindes der Dominae gewechselt war – noch dazu zu einem Sektenführer, der den Dominae die Macht abspenstig machen wollte -, hatte er sein Todesurteil unterschrieben.
    Da ich die Sache hinter mich bringen wollte, wandte ich mich David endlich zu. »Und? Wie läuft’s?«
    Er trat hinter den Bäumen hervor. Ein hässliches Stirnrunzeln verunzierte sein makellos schönes Gesicht. »Könntest du mir erklären, warum du gerade einen Toten begraben hast?«, fragte er vorwurfsvoll.
    »Wer? Ich?«, entgegnete ich und warf die Schaufel beiseite. Meine Handflächen verheilten bereits. Insgeheim hoffte ich, meine Schuldgefühle würden sich bald ähnlich schnell in Luft auflösen. Wenn David dachte, dass ich mich dafür entschuldigen sollte, mich wieder einmal von
einem Menschen ernährt zu haben, war ich gespannt, was er in fünf Minuten sagen würde.
    »Lass das Getue, Sabina. Du warst auf der Jagd.« Er warf mir einen enttäuschten Blick zu. »Was ist mit dem synthetischen Blut, das ich dir besorgt habe?«
    »Das Zeug schmeckt ekelhaft«, erwiderte ich. »Das ist wie alkoholfreies Bier. Was soll das bringen?«
    »Es ist trotzdem nicht richtig, sich von Menschenblut zu ernähren.«
    Es ist auch nicht richtig, deine Leute zu hintergehen, dachte ich wütend. Wenn es etwas an David gab, das mich jedes Mal auf die Palme brachte, dann war es seine Art, sich heiliger als der Papst zu geben. Was hatte er nur mit seiner Moral gemacht, als er sich entschloss, seine Seele zu verkaufen und zum Verräter zu werden?
    Reiß dich zusammen, Sabina. In einigen Minuten ist es vorbei.
    »Ach, komm schon«, sagte ich und zwang mich dazu, lässig zu klingen. »Es war nur ein widerlicher kleiner Dealer. Noch dazu hat er seine Drogen an Kids verkauft, falls du dich dadurch besser fühlst.«
    David verschränkte die Arme vor der Brust und antwortete nicht.
    »Obwohl ich zugeben muss, dass nichts Blutgruppe 0 schlägt, gemischt mit etwas Cannabis.«
    In Davids Kiefer zuckte ein Muskel. »Soll das heißen, du bist breit?«
    »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Obwohl ich ein seltsames Verlangen nach Pizza mit extra viel Knoblauch verspüre.«
    Er holte tief Luft. »Was soll ich nur mit dir machen, Sabina?« Trotz seines strengen Tonfalls schürzte er belustigt die Lippen.

    »Als Erstes wäre es toll, wenn du mal deine

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