Perry Rhodan Neo 005 - Schule der Mutanten
wissen, wozu er dank seiner seltsamen Gabe imstande ist.«
»Das sind Mutmaßungen, Mercant! Ich kenne den Burschen viel länger und viel besser als Sie. Auf mich hört er. Ich könnte ihn zur Räson bringen, sobald sich eine Krise abzeichnete.«
»Lügen Sie sich nicht selbst ins Hemd, John! Er mag zu Ihnen mehr Vertrauen haben als zu anderen Erwachsenen. Doch Sie konnten ihn nicht davon abhalten, diese Flucht quer durch die Staaten anzutreten. Mit Sue und Ihnen als Begleiter, mit seinen besten Freunden, die er in Geiselhaft genommen hatte. Oder sehen Sie das anders?«
John Marshall schwieg. Unsicher und zornig und ängstlich zugleich. Dieser Mann strahlte etwas Einschüchterndes aus. Er wirkte beherrscht. Absolut fokussiert. Wie das Produkt einer Maschinerie, die ihn modelliert, geformt und letztendlich ausgespuckt hatte und die keinerlei Fehler duldete.
»Sid schafft es«, sagte Sue, was er hätte sagen sollen. »Hätten Sie seine Probleme gehabt, Sie hässlicher, gemeiner alter Mann, hätten Sie längst Schluss gemacht ...«
»Sue!«
»Ich hab doch recht, John!«
»Mag sein. Aber wir behalten unsere Meinung für uns.«
»Lassen Sie die Kleine.« Allan D. Mercant seufzte tief durch, und mit einem Mal wirkte er fast menschlich. »Wenn Sie wüssten, wie angenehm ein klein wenig Offenheit sein kann, wenn man tagaus, tagein darauf achten muss, nur ja kein falsches Wort zu sagen. Wenn alles im Leben bloß Betrug, Schimäre und Tarnung ist.«
Sie schwiegen, sahen lange aneinander vorbei, während vor der Cottage-Siedlung das Brummen der Hubschrauber wieder lauter wurde, sie sich in die Höhe schraubten und am Horizont verschwanden. Bis John sagte: »Wir tragen wohl alle erdrückend schwere Rucksäcke mit uns.«
»Ja, das tun wir«, murmelte Mercant. Er deutete ein Lächeln an. »Wissen Sie, Marshall, ich besitze eine Gabe, die mich manchmal selbst verstört. Ich bin imstande, zu manchen Gelegenheiten die Fakten all ihres unnützen Beiwerks zu berauben und eine Situation völlig klar vor mir zu sehen. Diese Fähigkeit hat mir in meinem Leben stets weitergeholfen. So lange, bis ich feststellte, dass sie mich in die Irre führte. Dass ich einem falschen Ziel folgte und falschen Götzen huldigte.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Mercant?«
»Seit einigen Tagen habe ich eine neue Sicht der Dinge rings um mich. Eine, die so glasklar ist und mir das Schwert zeigt, das all die gordischen Knoten auf dieser Welt zerschlagen könnte.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Dieser Perry Rhodan wäre imstande, uns zu erlösen. Er hat ein Ziel und eine Vision. Er scheint zu wissen, wie er uns alle aus dem Schlamassel zieht.«
Perry Rhodan. Seine Reise zum Mond. Die mutmaßliche Entdeckung von Außerirdischen, die landauf, landab diskutiert wurde. Rhodans Rückkehr zur Erde, die Landung in der Wüste Gobi vor knapp einer Woche. Dies alles beherrschte die Schlagzeilen in den Medien weltweit. Und es sorgte dafür, dass bislang schwelende Feuer an den Unruheherden dieser Welt nun offen ausbrachen. Dass die Menschen allerorts durchzudrehen schienen und das Horrorszenario des Weltuntergangs so real wirkte wie schon lange nicht mehr.
»Mag sein«, murmelte John Marshall in Ermangelung besserer Worte.
Er hörte mehrere Leute das Cottage betreten. Da war der schwere Tritt des Security-Mannes, der vorneweg eilte. Dann der selbstsichere Schritt Homer G. Adams'. Dann ein Getrappel von großen und kleinen, von schweren und von leichten Menschen.
John fühlte sie kommen. Er spürte ihre Gedanken. Ihre Ideen. Vorstellungen. Träume. Ängste. Sie waren wie Wolken, die mit einem Mal den Himmel bedeckten und sich zu einem Gewitter auftürmten. Diese Menschen – sie stellten eine Gefahr dar!
Oder?
Er atmete rascher, und unvermittelt bildete sich Schweiß auf seiner Stirn. Da waren Leute, die ihm ähnelten!
Adams betrat den Raum, gefolgt von sieben, nein, acht Menschen. Sie alle zeigten ein Auftreten, das auf ein gehöriges Maß an Selbstsicherheit schließen ließ. Und dennoch ahnte Marshall, dass dem nicht so war. Die Neuankömmlinge trugen Narben, die sie tunlichst verbargen.
»Mercant. Schön, Sie ebenfalls hier zu sehen«, sagte Adams. Er nickte in Richtung Krankenbett. »Wir werden Sie benötigen, sobald wir uns um Sid kümmern.«
Der Mann von Homeland Security kräuselte die Stirn, als verstünde er nicht, zeigte aber gleich wieder ein glattes, unbeteiligtes Gesicht, ganz der ehemalige Geheimdienstler.
Wir werden zu den Masken, die
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