Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
unerreichbare, über allem thronende Schiffskommandantin, als die Rhodan sie zuerst auf dem Mond kennen gelernt hatte.
»Man muss Prioritäten setzen«, sagte er.
Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Wie wahr.« Sie lächelte auf ihre eigene, undurchschaubare Art; kühl und schön wie die perfekt harmonische Statue einer altgriechischen Göttin. Das schlohweiße Haar verstärkte die distanzierte Ausstrahlung noch.
Die Zentrale des arkonidischen Beibootes bot keine direkte Sichtmöglichkeit ins All. Einige Dutzend Meter und etliche Wände aus Arkonstahl, vor allem in der äußeren Kugelschale, lagen zwischen ihnen und dem Weltraum. Das Hologramm vor Thora bot allerdings einen mehr als guten Ersatz: eine inzwischen perfekte, dreidimensionale Aufnahme ihrer kosmischen Umgebung.
Ras Tschubai trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. Die Fingerspitzen verharrten kurz vor den äußeren Grenzen des Hologramms, in dem sich die Planeten und Monde unablässig bewegten. Nur die Sonne stand als glühender, fast faustgroßer – und in Wirklichkeit zweifellos gigantischer – Flammenball unbeweglich im Zentrum. Die schwarzen Finger des Sudanesen ragten in das Sonnenabbild. Sie zitterten, ehe sie sich zu einer Faust ballten. Der Teleporter-Mutant konnte seine Erregung kaum verbergen. »Wie viele Welten sind es?«
»42 Planeten«, erklärte die Arkonidin. »Die Zahl der Monde spielt keine Rolle.«
»Für Sie vielleicht nicht. Sie haben schon alles gesehen. Ich jedoch ...« Tschubai brach ab. Offenbar hatte er keinerlei Lust, mit Thora darüber zu diskutieren, ebenso wenig wie Rhodan. Der Augenblick zählte, der Moment, als Mensch des Planeten Erde unendlich viel tiefer ins All vorgedrungen zu sein als jeder andere vor ihnen. Bis in ein fremdes Weltensystem, das eigenes Leben hervorgebracht hatte.
»Das ist wohl leicht übertrieben, Mister Tschubai. Ich habe bei Weitem nicht alles gesehen. Diese große Ansammlung von Planeten beeindruckt mich ebenfalls – vielleicht genauso sehr wie Sie, wenn auch auf eine andere Weise. Viele dieser Welten tragen Leben. Allein das gebietet mir Ehrfurcht.« Die Arkonidin veränderte die Bildwiedergabe, indem sie die Wega-Sonne näher heranzoomte. Weltenkugeln wuchsen, rasten zu den Begrenzungen des Hologramms und verschwanden. »Lassen Sie mich Ihnen allen etwas zeigen.«
Thora
Thora war tatsächlich beeindruckt. Sie fragte sich, ob sie in diesem Planetensystem den Hinweis finden würde, den sie suchte. Genau wie Crest. Schon so lange.
Inzwischen zeigte das dreidimensionale Abbild nur noch das zentrale Gestirn und exakt neun Planeten auf den jeweiligen Abschnitten ihrer Bahn rundum. »Es geht mir um die Positionen sieben bis neun.« Thora verlieh ihrer Stimme eine lehrerhafte Neutralität. »Den Orterergebnissen zufolge gibt es noch mehrere Himmelskörper in diesem System, die besiedelt zu sein scheinen, aber diese drei Welten weisen die größte Bevölkerungsdichte auf. Sie alle tragen eine Sauerstoffatmosphäre, die der Erde extrem ähnlich ist. Dieses Volk kann also genau wie die Menschheit und die Arkoniden auf demselben Planeten ungeschützt überleben.«
Sie sah in die Runde. Wie nicht anders erwartet, versammelten sich inzwischen alle an Bord rund um das Hologramm und schauten es mit großen Augen an. Thora schätzte ihre Gefühle als eine Mischung zwischen Begeisterung und Ehrfurcht ein. Etwas, das vielen Arkoniden, wenn nicht sogar fast allen, verloren gegangen war. Thora war erleichtert darüber, dass sie selbst sich in einem Wandel befand, dass sich ihr Blick wieder weitete.
Nur einer fehlte selbstverständlich in dem Reigen der Terraner – der noch immer ohnmächtige Japaner Tako Kakuta. Er besaß offenbar eine schwache Konstitution, wenn er bereits auf einen so kurzen Transitionssprung derart extrem reagierte. Vielleicht spielten bislang unbekannte Komponenten mit hinein; der Umgang mit Mutanten war auch für Thora etwas Neues. Sie hoffte, dass Kakuta sich bald einsatzbereit zeigen würde. Er war unverzichtbar für diesen Flug, den Rhodan lediglich für eine Rettungsmission aufgrund eines Notrufes hielt.
Thora hatte sich die Namen all ihrer Begleiter genau eingeprägt. Nach ihren bitteren Erfahrungen mit der lethargischen Besatzung ihrer AETRON war es ein Genuss, mit diesen Menschen voller Tatendrang zusammenzuarbeiten. Vor Kurzem hätte sie es noch für unmöglich gehalten, je zu einer solchen Einschätzung zu gelangen.
Am linken Rand des Hologramms
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