Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)
„Ein Sandberg?“ Jenny Schneider sah ihren Freund Addi Felsfisch ungläubig an. „Und da willst du wirklich hin?“
„Nicht nur ich“, entgegnete Addi. „Ağan auch. Und ich bin mir außerdem hundertprozentig sicher, dass der Ausflug selbst Goffi richtig Spaß bringen wird. Emma macht uns einen Picknickkorb und kommt auch mit. Das wird cool! Essen, im Sand spielen, um die Bäume jagen und vielleicht sehen wir sogar Wildschweine ...“
Ağan grinste. „Klingt wirklich gut. Besonders der Picknickkorb. Ich ahne, Emma wird ihn mit jeder erdenklichen Köstlichkeit füllen, und wir müssen nur noch danach greifen und uns die Leckereien in den Mund schieben. Ja, ich fühle schon gebratene Tauben, Honigkuchen und saftige Datteln auf der Zunge …“
„Da kennst du die deutsche Küche aber schlecht!“, unterbrach ihn Jenny. „Und außerdem – ein Sandberg?! Leute, das klingt wie ein großer Sandkasten. Sollen wir da etwa Förmchen und Schippen mitnehmen und zusammen Sandkuchen backen?“
Ağan rollte mit den Augen. „Doch nicht so was! Mir hat Addi das ganz anders erklärt. Dieser Sandberg ist der größte in ganzBerlin. Mitten im Wald! Viele Meter hoch weißer, reiner, in der Sonne glitzernder Sand, in den man sich hineinwerfen und herunterrollen kann.“
Jennys blaue Elfenaugen hatten während Ağans Aufzählung zu funkeln begonnen. „Ach so!“, sagte sie jetzt. „Das ist so eine Art Abenteuerspielplatz!“
Addi fuhr in die Höhe. „Mann, Jenny, es ist überhaupt kein Spielplatz. Hör doch endlich mal auf, das zu denken! Es ist ein riesiger Sandberg mitten im Grunewald. Eine alte Kiesgrube oder so. Einfach ein Wahnsinnsloch. Und in der Mitte erhebt sich ein gigantischer Berg aus Sand. Dadrin kann man zehn Meter tiefe Löcher buddeln.“
„Ja, und wenn das Loch einstürzt, erstickt man“, höhnte Jenny. „Sehr clever, für einen so ausgebufften Detektiv wie dich, Addi. So schnell wollte ich eigentlich nicht ins Paradies.“
„Aber Jenny, man muss nicht erst sterben, um ins Paradies zu gelangen“, sagte Addi. „Jedenfalls nicht, solange man einen Garten hat.“
Erstaunt sah Jenny ihren Freund an. „Wo hast du denn das her? Solche Sprüche gibt doch sonst nur Ağan von sich.“
Addi pustete seine langen Ponyhaare aus dem Gesicht. „Das ist kein Spruch, sondern eine alte persische Weisheit. Und damit du es weißt, wie ich darauf komme: Ich habe meinen Vater gebeten,mir ein Buch mit persischen Weisheiten mitzubringen. Ich dachte, Ağan kann ja nicht immer der Einzige sein, der mit Weisheit um sich wirft.“
Ağan klatschte in die Hände, sodass Goffi, Addis Geoffroy-Klammeraffe, der die ganze Zeit zwischen den Freunden hin und her gehüpft war, ruckartig abbremste und Ağan misstrauisch musterte.
„Das ist super, Addi!“, rief Ağan. „Du erweiterst deinen Horizont. Und das aus Freundschaft zu mir. So einen großartigen Beweis deiner Zuneigung habe ich wirklich nicht verdient.“
„Äh ...“ Addi wurde rot und grinste verlegen. Er warf Jenny einen Seitenblick zu. In Wirklichkeit hatte er vielmehr wissen wollen, ob seine neue Weisheit bei ihr Eindruck machen würde. Aber Jenny wirkte ganz ungerührt.
„Na ja, ich wollte eben auch mal was richtig Weltbewegendes sagen“, murmelte er. „Und deutsche Sprichwörter sind irgendwie nicht so der Bringer.“
Es war früher Samstagnachmittag. Die Unsichtbar-Affen saßen bei Addi Felsfisch im Garten, genauer gesagt im Garten der Villa Felsfisch, in der Addi mit seinem Vater, der wie meistens auf Geschäftsreise war, und der Haushälterin Emma wohnte. Die Villa lag im Berliner Bezirk Grunewald. Und der grenzte direkt an den richtigen Grunewald, der sich über viele Kilometer und an einerganzen Kette von Seen vorbei quer durch Berlin erstreckte und in dem man sich verlaufen konnte, wenn man nicht wusste, in welche Himmelsrichtung man gerade unterwegs war.
Jenny Schneider und Ağan Enc kamen aus anderen Stadtbezirken.
Jenny aus Lichtenberg, einem Viertel weit im Osten Berlins, in dem es neben vielen Neubausiedlungen noch zahlreiche kleineHandwerksbetriebe und ansonsten nur Autohäuser und jede Menge Einkaufszentren gab. Ağan wohnte in Neukölln, in dem Berliner Stadtteil, in dem Menschen aus über einhundertsechzig Ländern lebten.
Kennengelernt hatten sich die drei vor einigen Monaten im KaDeWe, dem größten Berliner Kaufhaus, das Addi damals fast in seine Bestandteile zerlegt hatte.
Seitdem nannten sie sich die Unsichtbar-Affen. Für
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