Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
werden, der für den Bau der Transmitter verantwortlich war.«
»Weshalb Einzahl?«, fragte die Frau. »Es könnte ein ganzes Volk oder dessen Vertreter gewesen sein.«
Der Topsider massierte sich den Nacken. »Das ist sehr wohl möglich. Ich wüsste nicht, was mich mehr erschrecken sollte – ein ganzes Volk oder nur dessen Nestwächter.«
»Was würde das bedeuten?«
»Keine Ahnung«, gab Trker-Hon zurück. »Aber ich bin mir sicher, dass wir das sehr schnell herausfinden würden, falls dem so wäre.«
»Und wie lautet Ihre dritte Theorie?«
Crest stützte sich auf Michalownas Schulter ab und erhob sich. »Erlauben Sie mir, dass ich meine Theorie über Ihre dritte Theorie äußere?«
Trker-Hon hob beide leeren Handflächen zum Zeichen, dass er nichts dagegen habe.
»Ihre dritte Theorie lautet, dass wir hier sind, weil wir hier sein wollen. Weil dies eine Etappe unserer gemeinsamen Suche ist. Deswegen haben wir den Transmitter entdeckt, und deswegen hat er uns auf dieses nicht ganz richtige Ferrol entsendet.«
Der Topsider hob das breite Kinn und präsentierte Crest die weiche Schuppenhaut an seiner Kehle. »Das war höchst erstaunlich. Ich hätte meine Worte fast ganz genauso gewählt, wie Sie es getan haben!«
»Zwei She'huan – ein Gedanke!«, sagte Crest mit sanftem Spott.
Michalowna blickte Crest zweifelnd an. »Kann es wirklich so einfach sein? Wir wünschen uns auf die Welt des Ewigen Lebens, und bumm! sind wir da?«
»Nein«, sagte Crest. »Dies hier ist mit Sicherheit nicht die Welt des Ewigen Lebens. Das Wissen, wie man dorthin gelangt, ist eines der größten Geheimnisse, die es für Arkoniden, Topsider oder Terraner überhaupt gibt. Wenn es so einfach wäre, hätte mein Volk schon vor Jahrtausenden die Unsterblichkeit errungen.«
Die Frau überlegte eine Weile. »Das ist auch etwas, das ich Sie schon lange fragen wollte, Crest. Wenn Ihre Zivilisation der unseren so weit voraus ist, weshalb haben Sie Krankheiten und das Altern selbst nicht schon längst überwunden?« Kaum hatte sie es gesagt, erbleichte sie. »Tut ... tut mir leid, Crest, so habe ich das nicht gemeint, ich ...«
Crest hob die rechte Hand. »Ich würde Sie niemals dafür rügen, dass Sie Ihre Gedanken so klar und ungefiltert aussprechen. Ja, ich bin alt und todkrank. Ihre Frage ist daher berechtigt.«
»Bitte verzeihen Sie«, sagte sie. »Das war nicht sehr einfühlsam. Ich bin von uns Menschen ausgegangen. Unsere Medizin hat in den letzten hundert Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht. Wir haben schlimme Krankheiten besiegt, und die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich in den letzten einhundertfünfzig Jahren mehr als verdoppelt.«
»Genau das ist der springende Punkt«, schaltete sich Trker-Hon in das Gespräch ein. »Die topsidische Gesundheitsbilanz machte anfänglich ebensolche Fortschritte. Aber irgendwann stagnierte der Fortschritt. Zusätzliche Lebenserwartungen generierte Komplikationen. Schließlich wurde der Preis, den wir für ein längeres Leben bezahlen mussten, zu hoch. Die Altersbeschwerden machten das Leben nicht mehr lebenswert.«
»Eine Entwicklung, die ich bei vielen raumfahrenden Völkern beobachtet habe«, sagte Crest. »Wir betreten eine unsichtbare Schwelle, die man nicht mehr überschreiten kann. Und an genau diesem Punkt gibt es nur noch drei Möglichkeiten: Man findet sich damit ab, dass die Lebensdauer begrenzt ist, man flüchtet sich in die Religion und damit in den Glauben an ein Leben nach dem Tod ...«
»... oder man macht sich auf die Suche nach der Welt des Ewigen Lebens«, vollendete Michalowna.
»Sie haben es erfasst«, sagte Crest. »Wenngleich diese Legende von vielen nur als Hirngespinst, als wilde Hoffnung der Todgeweihten abgetan wird, so habe ich eine verblüffende Beobachtung gemacht.«
»Die ich unabhängig von dem arkonidischen Wissenschaftler ebenfalls gemacht habe«, fügte Trker-Hon hinzu.
Michalowna holte tief Luft. »Die da wäre?«
Crest lächelte. »Jedes raumfahrende Volk kennt diese Legende. In stark unterschiedlichen Ausformungen, aber in den zentralen Punkten besteht eine unübersehbare Übereinstimmung.«
Der Arkonide sah, wie die junge Frau alles um sich vergaß. »Welche ... von welchen zentralen Punkten sprechen Sie?«
»Zum Beispiel in der Beschreibung oder Benennung dieser Welt«, antwortete der Topsider an Crests Stelle. »Begriffe wie ›die Welt, die nicht sein kann‹ oder ›die unvollkommene Welt‹ oder ›die blutende Welt‹
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