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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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PROLOG
    Bei Sonnenaufgang, Anden, Peru 1538
     
    Es gab kein Entkommen.
    Während Francisco de Almagro durch den dunstigen Regenwald rannte, hatte er längst jede Hoffnung aufgegeben, seine Verfolger noch abschütteln zu können. Heftig keuchend hockte er sich neben den schmalen Pfad, bis er wieder zu Atem kam. Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er trug nach wie vor seine Dominikanerkutte aus schwarzer Wolle und Seide, doch war sie inzwischen schmutzig und zerrissen. Die Inkas, die ihn jagten, hatten ihm alles abgenommen, abgesehen von Kutte und Kreuz. Aus Angst, die Gottheit des Fremden zu beleidigen, hatte der Schamane ihres Volkes davor gewarnt, diese Talismane zu berühren.
    Obwohl die schwere Kutte für eine Flucht durch den dichten, wolkenverhangenen Regenwald der hohen Anden völlig ungeeignet war, wollte der junge Mönch sie noch immer nicht abwerfen. Papst Clement hatte sie gesegnet, als Francisco seine Weihen empfangen hatte, und er würde sich nicht von ihr trennen. Was ihn jedoch nicht davon abhielt, sie seiner gegenwärtigen Lage anzupassen.
    Er nahm den Saum und zerriss die Kutte bis auf Oberschenkelhöhe.
Anschließend horchte Francisco auf die Geräusche seiner Verfolger. Schon schallten die Rufe der Inkajäger immer lauter durch den Bergpass hinter ihm und übertönten inzwischen sogar das Gekreisch der aufgestörten Affen in dem Blätterbaldachin. Bald würden sie ihn eingeholt haben.
Dem jungen Mönch blieb nur noch eine Hoffnung – eine Aussicht auf Erlösung; zwar nicht mehr für sich selbst, aber für die Welt.
Er küsste das abgerissene Stück seiner Kutte und ließ es zu Boden fallen. Er musste sich beeilen.
Als er sich eilig aufrichtete, wurde ihm schwarz vor Augen. Francisco hielt sich am Stamm eines Dschungelsprösslings fest, um ja nicht umzufallen. Er keuchte in der dünnen Luft. Kleine Funken tanzten vor seinen Augen. In dieser Höhe bekam er nicht genügend Luft in die Lungen, deshalb musste er in regelmäßigen Abständen eine Rast einlegen. Seine Kurzatmigkeit durfte ihn jedoch nicht an der Erfüllung seiner Aufgabe hindern.
Francisco stieß sich von dem Baum ab und eilte stolpernd und schwankend weiter den Pfad hinauf. Sein unsicherer Gang war nicht allein auf die Höhe zurückzuführen. Vor seiner Exekution, die zur Morgendämmerung erfolgen sollte, hatte man ihn einem rituellen Aderlass unterzogen und gezwungen, einen Schluck eines bitteren Elixirs zu trinken – Chicha , ein gegorenes Getränk, nach dessen Genuss rasch der Boden unter ihm zu schwanken begonnen hatte. Die plötzliche Anstrengung der Flucht verstärkte die Wirkung der Droge noch.
Während er weiterrannte, kam es ihm vor, als griffen die Äste des Regenwalds nach ihm und versuchten ihn einzufangen, der Pfad kippte erst zur einen, dann zur anderen Seite ab. Das Herz schlug ihm bis zum Hals; das zunehmende Dröhnen in seinen Ohren war inzwischen lauter als die Rufe seiner Verfolger. Francisco stolperte aus dem Dschungel und wäre fast über einen Felsrand gestürzt. Weit unten entdeckte er die Ursache des donnerähnlichen Lärms – weißes, schäumendes Wasser rauschte die schwarzen Felsen hinab.
Ein Teil seines Bewusstseins registrierte, dass dies einer der vielen Nebenflüsse sein musste, die den mächtigen Urubamba speisten, aber er hatte jetzt keinen Sinn für Topographie. Pure Verzweiflung erfüllte ihn und drückte ihm schier das Herz ab. Der Abgrund lag zwischen ihm und seinem Ziel. Heftig keuchend stützte Francisco die Hände auf die zerkratzten Knie. Erst da fiel ihm die schmale Hängebrücke aus geflochtenem Gras auf, die rechts den Abgrund überspannte.
»Obrigado, meu Deus!«, dankte er dem Herrn unwillkürlich auf Portugiesisch. Er hatte seine Muttersprache nicht mehr gebraucht, seit er in Spanien seine Gelübde abgelegt hatte. Erst jetzt, da ihm Tränen der Enttäuschung und der Furcht über die Wangen liefen, verfiel er wieder in die Sprache seiner Kindheit.
Mühsam richtete er sich auf, ging zu der Brücke hinüber und strich mit den Händen über das geflochtene Ichu -Gras. Ein einzelnes dickes Tau erstreckte sich über den breiten Fluss unten. Zu beiden Seiten gab es ein dünneres Seil zum Festhalten. Wäre er nicht in seinem gegenwärtigen Zustand gewesen, hätte er die Brückenkonstruktion vielleicht als technische Meisterleistung gewürdigt, aber jetzt waren seine Gedanken einzig und allein auf die Flucht gerichtet – immer einen Fuß vor den anderen setzen und sich im

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