Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
sein, dass wir uns an jede Absprache halten müssen, während sie mit uns umgehen, als wären wir Sklaven?«
Wütend schaute er auf das Wasser hinaus. Ganz in der Ferne erahnte er die Ränder der nächsten stählernen Insel. Er widerstand dem Versuch, das Ziel über die Harpune anzupeilen. Er wusste, wie die Insel aussah – Technik, Stahl, eine künstliche Struktur.
»Sie fressen unser Meer.« Er drehte sich seinen beiden Kindern zu. »Sie fressen unsere Nahrung. Sie fressen bald auch unsere Seelen. Das muss ein Ende haben.«
Trak legte den Kopf zur Seite. »Wie meinst du das, Vater?«
Er schaute seine große Tochter und seinen großen Sohn an. Seine Familie war groß, sie brauchte viel Nahrung. Bis jetzt hatte er es geschafft, alle zu versorgen. Seine Frauen und deren andere Männer waren gesund, ihre Kinder wohlgeraten. Sie bewohnten ein großes Floß, das Raum für alle bot und mit allen technischen Neuerungen ausgestattet war, die das Leben auf Reyan bot. Wenn Trak oder Elsha einen Partner gefunden hatten, würde es sich entscheiden, auf welchem Floß sie weiter wohnen wollten – beide Familien wären sicher stolz darauf, einen weiteren sprechenden Fisch bei sich aufzunehmen. Aber von Jahr zu Jahr wurde es schwieriger, genug zu verdienen, um alle Bedürfnisse zu befriedigen.
Telgar seufzte. »Ich meine, dass Schluss sein muss mit dem andauernden Nachgeben. Wenn die Städter mehr Land wollen, räumen wir es. Wenn die Städter mehr vom Ozean haben wollen, geben wir ihnen den Ozean. Wenn die Städter eine weitere Insel bebauen wollen, ziehen wir davon. Wir tun so, als wäre es ihre Welt. Dabei gehört die Welt weder ihnen noch uns – sie gehört den Fischen, den Vögeln, den Insekten. Sie alle waren hier, bevor wir kamen. Aber wenn wir nicht aufpassen, werden diese ganzen Tiere verschwinden, als hätte es sie nie gegeben.«
Er knetete die schwieligen Hände. »Ich habe Tage gewartet, um einen großen Shetla zu finden. Die Mutter meiner Mutter brauchte nur mit dem Boot hinauszufahren, und das Meer war voll mit Shetlas. Meine Mutter-Vater-Mutter-Mutter erzählte ihr, dass damals fast alle Inseln uns gehörten. Die Schlammkriecher lebten in einer einzigen Stadt, weit draußen im toten Wasser . Sie versprachen, nur nach Bodenschätzen zu suchen. Sie besiegelten einen Pakt mit jenen, die mit Mutter-Vater-Mutter-Mutter bei ihnen waren, um über Reyan und die Zukunft zu sprechen.«
Telgar war kein großer Redner. Stundenlang konnte er schweigen, wenn er darauf wartete, dass etwas anbiss. Still saß er oft stundenlang da und folgte den Sendungen von Ferrol, lachte nur selten, sprach fast nie dabei, während sich die anderen um ihn laut unterhielten. Jetzt konnte er nicht mehr schweigen; zu viele Worte hatten sich in ihm angestaut.
»Die Schlammkriecher haben jeden Vertrag gebrochen«, fuhr Telgar fort. »Selbstverständlich haben sie ihn nicht im Wort gebrochen, nur im Geist. Wir sind keine Meister des Vertragswesens. Ich weiß noch, wie der alte Geshuk vor der Regierung klagen wollte. Was hat es ihm gebracht? Nichts. Jahrelang erschien er immer wieder vor Gericht, umgeben von Anwälten der Städter, um unser Anliegen durchzukämpfen. Am Ende sagte man ihm, dass er nicht das Recht habe, für die Fische zu sprechen. Und dass der Vertrag nicht länger gelten würde, weil wir keine Organisation hätten, die uns vertritt.«
Seine Kinder schauten ihn weiterhin abwartend an.
»Warum sollen wir wählen gehen? Warum sollen wir Kandidaten aufstellen, die in den Städten so tun, als würden sie für das ganze Land sprechen? Warum sollen wir uns in Bezirke einteilen lassen, die aus winzigen Inseln bestehen, wenn unser Wohnsitz das weite Meer ist? Sie betrügen uns, indem sie den Geist des Vertrags brechen. Jedes Mal, wenn wir darauf gehofft haben, ihnen verständlich zu machen, woran wir glauben, haben sie unsere Hand geschüttelt. Sie lächelten und sprachen feine Worte. Dann reisten sie zurück in die Stadt. Manchmal dauerte es Wochen, manchmal dauerte es Monate. Aber immer wieder brachen sie die Verträge. Mit diesen Schlammkriechern kann man nicht verhandeln. Wir müssen eine Grenze ziehen – jetzt, hier, heute.«
Er verschränkte seine Arme. Die Gesichter seiner Kinder waren nachdenklich; sie schauten sich gegenseitig an. Es war Trak, seine Tochter, die das Wort für beide Kinder an ihren Vater richtete.
»Vater, wir sind zu ähnlichen Überlegungen gekommen. Und nicht nur wir – die Wellenfresser denken wie wir,
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