Perry Rhodan Neo 054 - Kurtisane des Imperiums
insgesamt einen durchtrainierten Eindruck. Es gab zahlreiche Tricks, um einen anderen Körper vorzugaukeln als den, den man trug und zugrunde gerichtet hatte, aber dieser Mann schien echt zu sein.
Kaleen war jugendlich genug, um als erfreuliche Option zu gelten, mit stark ausgeprägtem Kinn und einem traurigen Lächeln. Dieses Lächeln ließ ihn vertraut wirken. Vertraut und ... attraktiv. Sofern man auf der Suche war.
Abzüge vergab Theta für den Blick des Mannes: Kaleen schien konzentriert auf etwas zu starren, was sich in seinem Kopf befand. Dort war – wahrscheinlich wie bei den meisten Männern – lediglich eine recht überschaubare Anzahl an bewusstseinsrelevanten Strukturen abgelegt, auf die sie nach einem erratischen System zugriffen.
Theta gab sich entspannt und erfreut, als empfinge sie erfreulichen Besuch. Es war ein Risiko, erst recht, seit sie wusste, wer – oder besser: was – er war.
Er war ein Celista, ein Geheimagent des Imperiums.
Die meisten Arkoniden glaubten, dass Celistas – die Angehörigen des Geheimdienstes Celista – gefährliche, intelligente, grausame Spezialisten für den aktiven Einsatz waren. Von diesem Ruf profitierte der Celista, und daher pflegte er ihn.
Was für eine lächerliche, klischeebehaftete Vorstellung!
Selbstverständlich erfüllten viele Celistas dieses Klischee oder übertrafen es sogar, aber sie bildeten eine Minderheit – jenen Kern, um den Holodramen gesponnen wurden. Die meisten jedoch ... Nun, es gab viele Gründe, dem Geheimdienst beizutreten. Ein paar der häufigsten lauteten: sozialer Aufstieg, machtpolitische Positionierung – und nicht der oder die Erstgeborene eines Hauses zu sein.
Leider schien Kaleen einer von denen zu sein, die für den guten Ruf des Geheimdienstes verantwortlich waren.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie mit so viel Arroganz, wie sie aufbieten konnte.
Er lehnte sich auf der Chaiselongue zurück, unter seinem blauen Jackett bewegten sich die Muskeln. Ja, eindeutig, er war ein athletischer und gut aussehender Mann.
»Ich denke ...«, begann er und schwieg dann einen Moment, als müsste er sich erst überlegen, was er dachte. »Ich denke, dass Sie in der Klemme sitzen. Ihr Gespräch mit der Rudergängerin war sehr aufschlussreich. Sie sollten ein Distortionsfeld benutzen.«
»Verzerrer benutzen doch nur Leute, die etwas zu verbergen haben, nicht wahr?« Sie überlegte fieberhaft. Den Mann zu töten war keine Option. Es würde ihre Lage nur verschlimmern, denn sie hatte keine Möglichkeit, die Leiche verschwinden zu lassen. An den handlichen kleinen Nadler, den sie in der rechten unteren Schublade der Poudreuse verborgen hatte, würde sie wahrscheinlich ohnehin nicht herankommen.
Außerdem war nicht viel geschehen. Sie hatte mit der Rudergängerin gesprochen, ja. Aber sie hatte keinerlei Informationen weitergegeben, man konnte ihr also keinen Geheimnisverrat vorwerfen. Im Gegenteil: Sie konnte es so drehen, dass sie als Doppelagentin eingesetzt würde und ...
»Was genau wollen Sie diesem Gespräch entnommen haben, das Sie vorgeben, gehört zu haben?«, fragte sie mit einer Freundlichkeit, die sie nicht empfand.
Kaleen reckte sich, setzte sich in Positur. Er geriet nicht aus der Ruhe. Ein Profi. Irgendwie machte ihn das attraktiver, als sie sich bisher eingestanden hatte.
»Sie stehen in konspirativem Kontakt zur Rudergängerin und arbeiten gegen die Hand des Regenten«, sagte Kaleen sachlich.
»Halten wir zunächst fest: Ein solches Gespräch hat nie stattgefunden. Zudem gestatten Sie einem dummen Ding wie mir eine Frage zum Verständnis Ihrer Hypothesen: Wie könnten die Rudergängerin und die Hand, deren Einflusssphären derart unterschiedlich sind, gegeneinander konspirieren, wenn beide zugleich treu dem Regenten dienen?«
»Es liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Es ist allerdings meine Pflicht, der Hand des Regenten von dem Gespräch Meldung zu machen und ihm die Aufzeichnung vorzuspielen.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Nur zu.«
Er würde keine brauchbare Aufnahme vorweisen können. Die Poudreuse war nicht nur gegen alle bekannten Arten des Abhörens gesichert, sondern auch mit einem höchst effektiven Videozerhacker ausgestattet, der alle Bild- und Tonverbindungen mit einer Art Aufnahmeschutz versah. In den Aufzeichnungen würde nur die Konkubine Sergh da Teffrons zu sehen und zu hören sein, die vor dem Spiegel saß und ihr Spiegelbild bewunderte.
Er begriff sofort; auch der Celista benutzte
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