Perry Rhodan Neo 054 - Kurtisane des Imperiums
seine grenzte, und in so großer Pracht eingerichtet, wie es seiner Ansicht nach jeder Frau gefiele. Mit leichter Hand hatte er alles Notwendige veranlasst. Er war auf seine eigene Art entzückend naiv, was die Beziehungsebene anging. Das krasse Gegenteil zu seinem sonstigen Gebaren und seiner verschachtelten Strategie.
Theta stand noch nicht lange in den Diensten der Hand des Regenten, aber sie wusste bereits, dass dieser Mann gefährlich und verschlagen war. Er mochte in seiner bisherigen Karriere Fehlschläge erlitten haben, doch das änderte nichts an seiner Gefährlichkeit. Wenn Ihin da Achran ihn unterschätzte, beging sie einen womöglich tödlichen Fehler. Das würde sie nicht hören wollen, so gut kannte Theta ihre Meisterin, also schwieg sie darüber. Sie war nicht entsendet worden, um eigene Strategien zu entwickeln, sondern um die der Rudergängerin umzusetzen.
Sie hielt sich gerade in ihrem Boudoir auf, ihrem Refugium, dem letzten der drei Räume, ehe da Teffrons Reich begann. Im Raum davor schlief oder aß sie, wenn sie nicht bei da Teffron weilte, im vorderen lebte sie und empfing Gäste – zumindest war das so geplant. Sie war noch nicht lange genug bei da Teffron, um all diese Absichten umgesetzt zu haben.
Das Boudoir wirkte chaotisch, es passte gar nicht zu der ansonsten so klaren, ordentlichen Struktur, die Theta mochte. Ein dicker, hochfloriger Teppich in unterschiedlichen abstrakten Mustern und vielen Farben bedeckte den größten Teil des Bodens. Ein kreisrundes Holofenster, das pseudobelebte Szenen von allen Welten des Imperiums zeigen konnte, aber von ihr auf Arkon selbst eingestellt war, dominierte die linke Wand direkt neben der Tür. Vor dem Fenster stand eine rotgolden bespannte Chaiselongue auf sechs vergoldeten Kristallfalkenklauen. An der Stirnseite saß sie im Moment auf einem dreibeinigen Hocker an ihrer Poudreuse. Rechts von ihr hingen Kleidungsstücke aller Art auf Bügeln, die mittels eines raffinierten Drahtsystems in mehreren Etagen übereinander übersichtlich gestaffelt und leicht erreichbar waren. Und überall lag etwas herum: ein Mannequin als Körperdouble für neue Kreationen, ein breitkrempiger Hut, Kerzenhalter, Flakons, Kästchen mit Pralinés, eine Boa, Blütenblätter ...
Theta verstand nicht, wie jemand so etwas sinnvoll oder nötig oder gar hübsch finden konnte, aber da es nun einmal vorhanden war und gewünscht wurde, hatte sie sich rasch damit arrangiert. Zumal ihr die Poudreuse Gelegenheit gegeben hatte, sie mit technischer Ausrüstung aufzustocken.
Theta ließ den Blick wie beiläufig schweifen und zwinkerte mehrmals mit dem linken Auge. Klick, klick, klick ... nahm sie Bild für Bild auf und ließ einen Bildvergleich laufen. In der Zwischenzeit trug sie in aller Ruhe ein wenig Puder auf – linke Dose, Puderquaste zweimal drehen –, um ihrem blassen Gesicht etwas bläuliche Schatten an den Jochbeinen zu verleihen. In aller Ruhe prüfte sie ihre Zähne und zog den Lippenstift – moosgrün – etwas stärker nach, als es derzeit Mode war. Dann erst war sie zufrieden.
Sie sah nun deutlicher, was sie nur geahnt hatte. Jemand war im Raum. Jemand, der sich zwar geschickt bewegte, der aber dennoch die sorgfältigen Arrangements verändert hatte. Die Holoinformationen logen nicht, und wieder einmal dankte sie ihrer kleinen technischen Trickkiste. Schade, dass ihr Zugriff darauf so ... begrenzt war.
»Sie können sich sichtbar machen«, sagte sie gelangweilt, den Blick direkt in die Ecke neben sich gerichtet, wo ein Strauß Blumen auf dem Boden lag und ein paar verräterische Millimeter zu weit vom Teppich gerutscht war.
Sie konnte erkennen, wie der Fremde sich ihr genähert hatte. Was sie nicht wusste: Wie lange war das bereits her? Sie hatte nicht daran gedacht, zwischenzeitlich Aufnahmen zu machen und vergleichen zu lassen.
Du darfst dich niemals zu sicher fühlen, dachte sie verärgert. Anfängerfehler!
Zunächst reagierte niemand, also nahm sie einen Zerstäuber von der Poudreuse und warf ihn in die Richtung, in der sie den Unbekannten vermutete. Als das Parfumfläschchen mitten in der Luft verschwand, wusste sie, dass sie recht hatte. Und der Unbekannte, dass er entdeckt worden war.
Nachdem er den Deflektor ausgeschaltet hatte, konnte Theta ihren ungebetenen Gast in Augenschein nehmen: Kaleen – so hatte er sich vorgestellt, aber sie war sicher, dass es nicht sein richtiger Name war – hatte breite Schultern, schmale Hüften und machte
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