Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub (German Edition)
spürte ihren Puls pochen. Er war atemlos.
»Hab keine Angst.« Er nahm sie vorsichtig in den Arm. »Die Polizei tut uns nichts. Sie hat keinen Grund. Wir haben nichts Böses getan.«
Sue versteifte sich, sah ihn an. Ihr Blick war plötzlich hart, gehörte einer Erwachsenen. Einer Erwachsenen, die zu viel durchgemacht hatte, um sich Sentimentalitäten hinzugeben. »Das glaubst du doch selbst nicht, oder?«
Sue machte sich los und rannte weiter.
Der erste Stock. Noch sechs Minuten. Draußen fuhren weitere Streifenwagen vor. Marshall zählte acht Fahrzeuge. Polizisten stiegen aus. Sie trugen ohne Ausnahme Körperpanzer, hatten die Visiere heruntergeklappt. Die Polizisten erinnerten Marshall an die Kampfroboter aus Sids Geschichten.
Kein Sid im ersten Stock.
Sue drückte sich an Marshall vorbei, um ins Erdgeschoss zu rennen.
Vor dem Zimmer der Zwillinge hielt sie an, als wäre sie gegen eine Wand gerannt. »Tyler, was machst du da?«, schrie sie schrill. »Nein! Nicht!«
Im nächsten Moment knallte der Schuss.
Ein stechender Schmerz fuhr in Marshalls Brust, ließ ihn aufschreien. Der Stich wurde größer, brannte wie Feuer. Marshall spürte, wie Blut aus der Wunde strömte, sein Herz es in einem harten Takt pumpte. Die Beine gaben unter ihm nach, als hätte ein Knüppel sie ihm weggeschlagen. Hart kam er auf dem Boden auf. Er stank nach Schimmel. Und nach heißem Asphalt, weich gebacken von der Junisonne.
Eine Handbreit trennte seinen Kopf von der Scheibe des Fensters.
Auf der Straße rannten die Polizisten zu ihren Fahrzeugen. Das Licht der tief stehenden Sonne glitzerte auf ihren Körperpanzern, ließ sie wie Maschinen erscheinen.
Ein einzelner Mensch blieb zurück.
Eine übergewichtige Schwarze in einer altmodischen Uniform aus Baumwolle. Einem Stoff, viel zu schwer für die Hitze des texanischen Sommers. Einem Blatt Papier für eine Kugel.
Blut quoll im harten Rhythmus des rasenden Herzens aus ihrer Brust, tränkte die Uniform, bildete eine Pfütze auf dem Asphalt.
Deborah.
Sie starb.
John Marshall starb mit ihr.
15.
Rhodan antwortete nicht. Er nickte und schickte sich an, der Aufforderung Crests zu folgen und die Kabine zu verlassen.
»Nicht so hastig.« Bull versperrte dem Freund den Weg. »Wohin wollen Sie uns bringen, Crest?«
Der alte Arkonide musterte Bull mit einem Blick, in dem Rhodan Mitleid zu lesen glaubte. Und, so widersinnig es auch erschien, Verständnis.
»Ich bitte Sie«, sagte Crest leise. »Machen Sie die Angelegenheit nicht noch unangenehmer, als sie es ohnehin schon ist.«
»Die Angelegenheit ? Sie ...«
Crest trat zur Seite, gab den Durchgang auf den Korridor frei. Rhodan legte seinem Kameraden eine Hand auf die Schulter und flüsterte: »Nicht. Tu, was er sagt! Bitte.«
Bull kämpfte einen Augenblick mit dem Impuls, seinen Freund für verrückt zu erklären. Dann gewann das Vertrauen in Rhodan die Oberhand. Ohne ein weiteres Wort gab er den Weg frei.
Ein halbes Dutzend Roboter erwartete sie im Korridor, die Läufe ihrer Waffen auf die beiden Männer gerichtet. In den Mündungen flackerte ein rotes Licht, als brenne in ihnen ein Feuer, das nur darauf wartete, Rhodan und Bull zu verzehren.
Bull schnaubte. »Eines steht fest. Die Arkoniden, Crest, mögen sich für Götter halten und uns für Wilde – aber Sie haben gewaltig Schiss vor uns, was?«
Bulls Bemerkung klang furchtlos, aber Rhodan spürte, dass der Freund nur seine eigene Todesangst zu überspielen suchte. Ihm war nicht der siebte Roboter entgangen, der etwas abseits stand und unbewaffnet war. In den Armen hielt er die Raumanzüge und Helme der beiden Männer. Es konnte nur eines bedeuten: Thora hatte sich gegen Crest durchgesetzt.
Crest ging nicht auf die Bemerkung Bulls ein. »Hier entlang«, sagte er.
Die Roboter bildeten einen Kreis um die beiden Männer und setzten sich in Bewegung. Rhodan und Bull blieb keine andere Wahl, als der vorgegebenen Richtung zu folgen, wollten sie nicht von den Robotern vor sich hergeschoben werden.
Schweigend gingen sie durch die Korridore. Mehrmals begegneten sie Arkoniden. Die Fremden schenkten ihnen keine Beachtung. Sie wandelten wie im Traum, ihre Gesichter hinter Kaskaden von Licht verborgen, die vor ihre Köpfe projiziert wurden. Crest wich ihnen mit einer Selbstverständlichkeit aus, als handele es sich bei ihnen um natürlich vorgegebene Hindernisse. Die Roboteskorte folgte seinem Vorbild, schob Rhodan und Bull abrupt zur Seite, um die in ihre Fiktivwelten
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