Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub (German Edition)
Polizisten führten Mercant in eine Zelle, verriegelten die Tür und überließen ihn sich selbst.
Es war kalt und feucht, ein Zustand, der in Nevada unerhört war. Mercant setzte sich auf das schmale Bett der Zelle, nahm die Decke und schlang sie um die Schultern.
Er war am Ende. Homeland Security war ihm auf die Spur gekommen. Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Er war ein einzelner, fehlbarer Mensch, Homeland Security das wichtigste Ministerium der Vereinigten Staaten. Ein Gigant, ungeschickt und in seiner Allwissenheit zuweilen blind, aber nicht zu unterschätzen. Das Ministerium hatte Augen und Ohren überall. Es hatte ihm nicht verborgen bleiben können, dass Mercant es hinterging.
Es war eine nüchterne Feststellung, der Situation nicht angemessen. Mercant wunderte sich über sich selbst, über die merkwürdige Ruhe, die in ihm herrschte.
Er war gescheitert, ja. Aber es machte ihm nichts aus. Er hatte getan, was er hatte tun müssen. Das allein zählte.
Als Kind hatte Allen Mercant davon geträumt, wie sein Leben wohl aussehen würde. Er hatte sich Abenteuer ausgemalt, als Pilot, als Arzt, Computerspielchampion und auch als Agent. Das Kind Allan hatte keine Vorstellung vom Scheitern, geschweige denn vom Tod gehabt. Er hatte geglaubt, dass es nichts Nobleres gäbe, als sich für das Vaterland einzusetzen und, falls nötig, das eigene Leben dafür zu opfern.
Bald würde es so weit sein. Das Ministerium unterhielt Schnellgerichte für Verräter wie ihn. Sie würden ...
Quietschend öffnete sich die Tür. Ein einzelner älterer Mann trat in die Zelle. Lesly Pounder.
»Pounder!« Einen Augenblick verharrte Mercant, verblüfft über den Besucher, den er als Letztes erwartet hätte. Pounder hatte keinen Draht zu Homeland Security. War er ein Gefangener wie er selbst? Nein, dazu wirkte Pounder zu selbstbewusst. Er bewegte sich zu bestimmt, wie ein Mann, der eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat.
Mercant schnellte hoch. Er hatte über die Jahre gelernt, dass nur derjenige überlebte, der das Heft des Handelns entschlossen in die Hand nahm. »Pounder! Gut, dass Sie hier sind! Sie müssen ...«
Pounder schnitt ihm das Wort mit einer entschlossenen Handbewegung ab. »Sparen Sie sich Ihre Beteuerungen, Mercant. Ich habe nicht viel Zeit.«
Pounder bedeutete ihm, wieder Platz zu nehmen. Mercant tat es. Langsam, um Pounder nicht mit einer schnellen Bewegung zu erschrecken – und um sein Gegenüber zu mustern. Was wollte Pounder von ihm? Der Flight Director der NASA war unbewaffnet. Mercant würde ein einziger Moment der Unaufmerksamkeit genügen. Mit einem Sprung würde er bei Pounder sein und die Hände um seine Kehle schließen ...
»Ich bin gekommen«, sagte Pounder, »um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Aktivitäten nicht unbemerkt geblieben sind.«
»Das dachte ich mir bereits.« Mercant versuchte sich an einem Lächeln. Hatte er sich in dem alten Mann getäuscht? Hatte Pounder ihn an das Ministerium verraten und war jetzt gekommen, um sich an seinem Anblick als Gefangener zu weiden?
»Homeland Security hatte bereits länger ein Auge auf Sie geworfen«, sagte Pounder. »Das Ministerium hat Ihnen nicht vertraut.«
»Das Ministerium vertraut niemandem.« Nein, entschied Mercant. Weder in Pounders Stimme noch in seiner Mimik, noch in seiner Haltung lag auch nur ein Anflug von Häme. Nur Spannung und Ernst. Und Erwartung?
»Das ist richtig. Aber wir beide wissen auch, dass das Auge des Ministeriums getrübt ist. Zu viele Leute, zu viele Abteilungen, zu viele Eifersüchteleien, zu viele einander überlappende Zuständigkeiten. Schlimmer als die NASA, auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann.« Pounder schüttelte tadelnd den Kopf. »Homeland Security hat Sie seit langer Zeit im Verdacht, und dieser Verdacht hat in den vergangenen Stunden eine gewisse Schwelle überschritten. Also hat man Sie aus dem Weg geräumt. Eine Lappalie, auf die man in diesen Stunden keine unnötige Kraft verschwenden will. Deshalb sind Sie hier, deshalb leben Sie noch, Mercant. Wüsste das Ministerium, was Sie tatsächlich getan haben, wäre das nicht der Fall.«
»Sie wissen es?«, fragte Mercant. Also war es nicht Pounder gewesen, der ihn hatte verhaften lassen. Was aber wollte er dann hier in der Zelle, bei einem Verräter? Der Besuch konnte Pounder Kopf und Kragen kosten.
»Natürlich.« Pounder lächelte wie ein Junge, dem ein besonders gelungener Streich geglückt ist. »Bei NORAD geschehen erstaunliche Dinge, hört
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