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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Vorbeigehen nehmen. Strategem Nummer 12: Mit leichter Hand das Schaf wegführen.«
    Der Generalsekretär hob die Augenbrauen. Selbstverständlich kannte auch Bai Jun die Geschichte vom Affenkönig und dem Mönch Tripitaka, die im Mittelpunkt des zwölften Strategems stand. »Sie haben einen sehr belesenen Adjutanten«, beglückwünschte er Bai Jun. Der General lächelte, verneigte sich dankbar und stellte sich vor, wie er He demnächst dermaßen in den Hintern treten würde, dass er in den folgenden Jahren in Gegenwart des Generalsekretärs den Mund nicht mehr aufmachen würde, außer um ihm eine Cola anzubieten.
    »Was meinen Sie?«, fragte der Generalsekretär Bai Jun.
    »Auch ich schätze den Rat meines Adjutanten hoch«, sagte er. Er fluchte stumm in sich hinein. Hatte er He nicht immer wieder in Vorsicht und Zurückhaltung unterwiesen? Warum führte er sich dem Generalsekretär gegenüber nur so auf? »Andererseits will ich nicht ausschließen, dass es Situationen gibt, die mit den ehrwürdigen Strategemen nicht vollständig erfassbar sind.«
    Der Generalsekretär nickte. »Ich fürchte ebenfalls, für den Fall Rhodan brauchen wir ein neues, ein 37. Strategem.«
     
     
    Rhodans Strategem
     
    Sie fuhren in zwei Beijing Benz Warrior Jeeps; Bai Jun und der Generalsekretär saßen im Fond des vorderen Fahrzeugs. He Jian-Dong gab vom Beifahrersitz aus das Startsignal. Zum Fahrer hatte Bai Jun Yi Khedrub bestimmt, den Sino-Tibeter. Yis Vater war ein Han, der eine Böpa geheiratet hatte.
    Yi arbeitete seit Jahren für Bai. Aus Gründen, die der General nicht kannte, hatte Yi Vertrauen zu ihm gefasst und ihm mehr und mehr aus seinem privaten Umfeld erzählt. Solche Nähe war Bai – wenn es nicht He betraf – durchaus fremd. Aber in diesem Fall hatte er sie dem Fahrer und sich gestattet, neugierig, was daraus werden mochte.
    Wie etliche Söhne und Töchter der eingewanderten Han hatte Yi sich völlig tibetisiert, sogar die Bön-Religion angenommen. In seinem Armeegürtel trug er neben einer alten Walther P111 auch einen Phurba. Der dreiseitige Dolch war aus Meteoriteneisen gefertigt; sein Knauf zeigte die drei Antlitze des Gottes: das friedvolle, das freudige und das zornentbrannte Gesicht. Die drei Gesichter hatten sich unter einer stilisierten Pelzmütze versammelt. Der Phurba sollte es Yi mit dem magisch-spirituellen Beistand seines Gottes ermöglichen, seinen Gegner über weiteste Entfernungen mit tödlicher Sicherheit zu treffen.
    Yi Khedrub führte außerdem immer eine Feldflasche mit salzigem Buttertee bei sich. Der Tee, in den Yakbutter eingerührt war, ähnelte einer dünnflüssigen Suppe.
    Die Leibwächter des Generalsekretärs folgten ihnen mit dem zweiten Jeep in geringem Abstand.
    Der Generalsekretär betrachtete das Lager schweigend: die Zeltstadt für die Truppen, die Wartungsstationen für die Type-101-Hu-Panzer und ihre Vorgänger, die Type 99. Die Kampf- und Transporthubschrauber, die startbereiten Drohnen. Die Munitionsdepots. Die Kioske für die Soldatinnen und Soldaten. Die Wassertanks, Lebensmittelsilos, deren Aufstockung Bai Jun verlangt hatte, um die Menschenmassen der Pilger zu versorgen, die trotz der Absperrungen immer weiter wuchsen.
    Sie sahen, wie Männer und Frauen in Uniform Lebensmittel und Wasserflaschen austeilten oder Wasser in Kanister abfüllten. Zu seinem Erschrecken entdeckte Bai Jun unter den Pilgern nun auch etliche Kinder. Die meisten Pilger trugen Kleidung, die für die Verhältnisse der Gobi durchaus passend waren. Einige wenige hatte die Armee sogar mit Wäsche, Schuhen und Decken versorgen müssen.
    Mit einfachen Zelten sowieso.
    Hier und da hatten sich die Menschen gleicher Nation zusammengefunden. Bai Jun sah die Zeltstadt der Europäischen Union, der Inder, der Japaner, der Brasilianer. Anfangs hatte er seine Leute angewiesen, die Flaggen zu entfernen. Hier war China, hier hatte kein anderes Banner zu wehen als das goldbestirnte rote Tuch.
    Aber dann waren die Phantasiefahnen aufgetaucht: die weißen Flaggen mit dem blauen Planeten, in dessen Mitte die Gobi, in der ein silbriger Stern strahlte. Die schwarzen Flaggen mit der Milchstraße, aus deren Sternenarm die Sonne übergroß strahlte. Die blaue Flagge mit dem ausgestreckten Menschenarm, der seine Hand einer echsenartigen Klaue reichte.
    Bai Jun hatte sie endlich gewähren lassen.
    »Wie ein Heerlager«, hörte er den Generalsekretär murmeln.
    Bai Jun nickte. »Träumer«, sagte er. »Und auf Träume kann ich

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