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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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    »Das Leben nach dem Tode«, philosophierte Sana Clemens vor sich hin, »bringt einen, ebenso wie die Politik, mit wahrlich seltsamen Weggefährten zusammen. Ich kann jedenfalls von mir nicht behaupten, noch den Schlaf des Gerechten zu schlafen.«
    Er hielt ein Fernrohr unter dem Arm geklemmt und paffte, während er auf dem Achterdeck der Dreyrugr (was »Die Blutgestählte« hieß) auf und ab ging, an einer langen, grünen Zigarre. Ari Grimolfsson, der Steuermann, der kein Wort Englisch verstand, schaute ihn teilnahmslos an. Clemens übersetzte seine Worte in ein holpriges Norwegisch, aber auch jetzt verzog der Steuermann keine Miene.
    Clemens stieß einen englischen Fluch aus und schimpfte Grimolfsson einen dickschädeligen Barbaren. Seit drei Jahren paukte er jetzt ununterbrochen dieses dem zehnten Jahrhundert entstammende Norwegisch. Trotzdem konnte er sich nicht einmal halb so verständlich machen, wie die anderen Männer und Frauen auf diesem Schiff.
    »Als fünfundneunzigjähriger Huck Finn – plus minus tausend weiterer Jahre«, fuhr Clemens fort, »habe ich angefangen, auf einem Floß flußabwärts zu fahren. Und jetzt sitze ich hier auf diesem idiotischen Wikingerschiff und schlage genau die entgegengesetzte Richtung ein. Was werde ich demnächst treiben? Wann werde ich mich endlich daranmachen, mir meinen Traum zu erfüllen?«
    Damit das Fernrohr ihm nicht entfallen konnte, preßte er den Oberarm eng gegen seinen Körper und schlug mit der geballten Rechten in die Fläche seiner linken Hand.
    »Eisen! Ich brauche Eisen! Aber wie kommt man auf einem menschenreichen und metallarmen Planeten an Eisen heran? Irgendwo mußte es doch was von dem Zeug geben! Woher hätte Erik sonst seine Axt? Aber wenn es etwas gibt – wie viel wird es dann sein? Genug? Vielleicht nicht. Möglicherweise stammt das Metall seiner Axt nur von einem winzigkleinen Meteoriten. Aber vielleicht reicht das auch schon für meine Zwecke. Aber wo steckt das Zeug, wo? Herrgott, dieser Fluß kann ohne weiteres zwanzig Millionen Meilen lang sein! Und das Eisen – vorausgesetzt, es gibt überhaupt welches – an seinem anderen Ende. O je, das darf nicht sein. Es muß einfach irgendwo in der Nähe liegen, in einem Umkreis von – sagen wir – 100.000 Meilen. Aber vielleicht bewegen wir uns jetzt genau in die verkehrte Richtung.« Er seufzte. »Ignoranz, du bist die Mutter der Hysterie. Oder sollte es umgekehrt sein?«
    Er warf einen Blick durch das Fernrohr auf das rechte Ufer und fluchte erneut. Ungeachtet seiner Bitte, das Schiff anlegen zu lassen, damit er die Hänge der naheliegenden Hügel etwas näher in Augenschein nehmen konnte, fuhr es weiter. Erik Blutaxt, der König der Norwegerflotte, war der Ansicht, hier handele es sich um äußerst gefährliches Gebiet. Die Flotte würde die Flußmitte solange nicht verlassen, bis man es hinter sich gebracht hatte.
    Die Dreyrugr galt für die anderen beiden als Flaggschiff. Sie war achtzig Fuß lang, bestand zum größten Teil aus Bambus und ähnelte stark den Drachenschiffen der Nordmänner. Es war lang und niedrig. Aus Eichenholz geschnitzte Drachenköpfe und -schwänze verzierten Bug und Heck. Es gab ein höherliegendes Vordeck und ein Achterdeck, die beide etwas über den Schiffskörper hinausragten. Beide Segel waren gesetzt. Sie bestanden aus dem zwar sehr dünnen, nichtsdestotrotz aber ziemlich zähen und flexiblen Material, das man aus den Mägen der in den Tiefen des Flusses lebenden Drachenfische gewann. Außerdem verfügte die Dreyrugr über ein Steuerrad, das auf dem Achterdeck angebracht war.
    Die runden, aus Leder und Eichenholz gefertigten Schilde der Besatzung hingen an der Reling; die mächtigen Riemen waren in dafür vorgesehenen Ständern abgestellt. Die Dreyrugr segelte jetzt gegen den Wind und führte damit ein Manöver aus, das den Nordmännern, als sie noch auf der Erde gelebt hatten, unbekannt gewesen war.
    Diejenigen Männer und Frauen der Besatzung, die gerade nichts zu tun hatten, saßen auf den Ruderbänken, unterhielten sich, knobelten, spielten mit Würfeln oder pokerten. Von unterhalb des Achterdecks drangen begeisterte Ausrufe und Flüche zu Clemens herauf, und gelegentlich hörte er auch ein dumpfes Klicken. Blutaxt und sein Leibwächter spielten Billard, und daß sie das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt taten, trug nicht gerade dazu bei, seine Nervosität zu vertreiben. Blutaxt wußte verdammt genau, daß drei Meilen vor ihnen gegnerische Schiffe

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