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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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zog den Schlüssel ab und schwang seine Beine ins Freie. Im Stehen rückte er seinen Phurba zurecht und folgte dem General, der allen voranging, ins Kommandozelt.
    Bai schaltete im Vorübergehen eine Stehlampe an. Er ging einige Schritte weit in die Tiefe des Zeltes, das nun, im Dämmerlicht der Lampe, geradezu ungeheuer groß wirkte.
    Der General drehte sich zu den beiden Männern um, die direkt neben der Lampe stehen geblieben waren. »Yi«, sagte er, »kommen Sie bitte ein wenig näher.«
    Der Sino-Tibeter kam und stellte sich eine Schulterbreit neben den General.
    »Du weißt, dass ich dich sehr schätze«, sprach der General über die vier oder fünf Meter, die zwischen ihnen lagen, seinen Adjutanten an. »Mehr als jeden anderen Menschen. Du bist loyal, klug und verlässlich.«
    »Danke«, sagte He unbehaglich.
    »Ich würde es sehr schätzen, wenn ich nun in dieser Situation und in den kommenden Tagen mehr denn je auf alle diese Eigenschaften bauen dürfte«, sagte Bai. »Mir war nicht klar, wie sehr du den Generalsekretär verehrst.«
    »Wer tut das nicht?«, gab He zurück.
    »Mit Recht, mit Recht«, murmelte Bai. »Er ist ein weitsichtiger Mann.«
    He nickte.
    »Und wir sollten versuchen, es auch zu sein. Weitsichtig. Vielleicht müssen wir sogar jetzt ein wenig mehr Weitsicht beweisen als der Generalsekretär selbst. Schließlich« – er zwinkerte He zu, was dieser mehr ahnte als tatsächlich sah – »schließlich ist er ja nicht unfehlbar wie der Papst auf dem Heiligen Stuhl der Christen.«
    He nickte.
    Bai sagte: »Worauf ich hinauswill, ist: Der Generalsekretär weiß selbstverständlich von unserem Tunnelbau. Seine Leute haben alles inspiziert, nicht wahr?«
    He nickte.
    »Ich vermute, der Generalsekretär ist nicht ohne eigene Pläne zu uns gekommen.«
    »Der Nuklearschlag«, erriet der Adjutant.
    »Genau«, sagte Bai. »Ich halte diesen Nuklearschlag für keine wirklich weitsichtige Lösung.«
    »Der Generalsekretär hat sich von Ihren Argumenten überzeugen lassen.«
    »Vielleicht.« Bai trat zwei Schritte auf den Adjutanten zu. »Ich bitte dich, die Mannschaft in den Tunneln zu verstärken.«
    »Wann? Noch in der Nacht?«
    »Jetzt sofort. Verstärk den Trupp und lass sie nach einem nicht sehr tief versteckten atomaren Sprengkopf suchen. Schick ein paar Spezialisten mit, die diesen Sprengsatz gegebenenfalls entschärfen können. Nimm nur Männer, denen wir absolut vertrauen. Der Generalsekretär ist ein Mann, der sich daran gewöhnt hat, seinen Willen durchzusetzen.«
    Bai beobachtete, wie die Hand seines Adjutanten an den Beinen hoch zu seiner Dienstwaffe im Gürtel glitt.
    Bai stand unbewegt. »Ich weiß, dass du nun eine schwere Entscheidung treffen musst. Ich will dich nicht drängen. Ich werde dir nichts befehlen. Du bist kein Feigling. Du wirst meiner Bitte nicht entsprechen, nur weil du weißt – oder damit rechnen kannst –, dass du, ich, und viele andere hier, Soldaten, aber auch unzählige Zivilisten, eine solche Explosion nicht überleben würden.«
    »Der Generalsekretär ist kein Mörder«, sagte He.
    »Oh, das wird auch niemand behaupten. Nach einer solchen atomaren Katastrophe wird man glauben, dass Rhodan die außerirdische Technologie leider nicht so sicher beherrscht hat, wie es wünschenswert gewesen wäre. Du weißt doch, wie feinsinnig unsere Regierungssprecher formulieren. Ein bedauerlicher Unfall. Man wird den USA und den vielen Angehörigen der übrigen Opfer kondolieren. Auch unseren Familien wird man das Beileid aussprechen, deinen Eltern in Shanghai und so weiter, und man wird ihnen reichlich finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, die helfen sollen, ihre Trauer zu überwinden.«
    »Ich bin nicht überzeugt«, sagte He bedächtig und zog die Waffe. Er wog sie mehr in der Hand, als dass er zielte.
    Bai Jun wendete den Kopf ein wenig. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie sich Yis Phurba aus dem Gürtel löste, ohne dass der Chauffeur eine Hand zu Hilfe genommen hätte. Der dreiseitige Dolch glitt lautlos durch die Luft, direkt auf He zu. Keinen Fingerbreit vor Hes Stirn blieb er regungslos im Leeren hängen.
    He, der das Ganze wie einen Traum verfolgt hatte, atmete tief und geräuschvoll. »Pok Kai«, fluchte er.
    »Ich hatte dich gewarnt«, sagte der General.
    »Das ist Verrat«, entfuhr es He.
    »Verrat? Das ist schwer zu entscheiden, wenn sich die Zeiten ändern. Und wer will leugnen, dass eine neue Zeit angebrochen ist«, sagte Bai. »Vieles wird sich ändern.

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