Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)
überrascht sein, zeigte er es nicht. Er sah schräg zur Seite auf eines der vielen Displays. »Meine Leute haben übrigens recherchiert. Eine Freiwillige, die in der Klinik gearbeitet hat, ist seit heute Morgen verschwunden. Eine Japanerin. Sie heißt Ishy Matsu.«
»Sie ist einer der Diebe, neben zwei ehemaligen russischen Kosmonauten! Wie haben sie den Diebstahl angestellt?«
»Ehrlich gesagt? Wir haben nicht die geringste Ahnung. Die Klinik wimmelt ...«
»Ich schon!«, unterbrach ihn Tatjana Michalowna. »Ich konnte ihre Gedanken nicht lesen. Sie muss eine Mutantin sein!«
Bai Jun strich sich über das Kinn. »Das würde einiges erklären. Was für eine Gabe besitzt diese Frau?«
»Das kann ich nicht sagen. Tut mir leid.«
»Das macht nichts. Wir werden es herausfinden, sobald unsere Soldaten die Diebe nach Terrania bringen.«
»Ich fürchte, das wird nichts«, schaltete sich Bull wieder ein. »Ich habe die drei ziehen lassen.«
»Sie haben was?« Bai Jun versteifte sich. »Wieso haben Sie das getan, Bull? Es sind Diebe, sie haben Strafe verdient. Und diese Japanerin ... Wenn sie wirklich eine Mutantin sein sollte, ist sie von unschätzbarem Wert für uns!«
»Möglicherweise. Aber sie ist kein Werkzeug. Sie ist ein Mensch. Wenn sie auf unsere Seite tritt, dann aus freien Stücken.«
»Aber denken Sie nur, was ...«
»Ich denke, dass es unmöglich ist, einen Menschen zu seinem Glück zu zwingen. Selbst wenn man die besten aller Absichten verfolgt. Das dürfen wir nicht vergessen. Sonst wird unsere schöne neue Welt so schön, dass es darin nicht auszuhalten ist, nicht?«
Bai Jun starrte Bull an, seine Züge zu einer Maske erstarrt. Dann holte er tief Luft und sagte: »Sie haben recht, Bull.«
»Hin und wieder. Aber vor allem habe ich dazugelernt. Nicht zuletzt von Ihnen.«
»Hier muss es sein!«, rief Tatjana Michalowna. Die Telepathin hatte die Augen geschlossen, konzentrierte sich auf die Bilder, die sie in den Gedanken der beiden ehemaligen Kosmonauten gefunden hatte. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
»Wir sehen uns gleich, Bai Jun!« Reginald Bull unterbrach die Verbindung. Er ließ den WZ-12 kreisen. Sie hatten die Mündung des Tals erreicht. Die sandige Ebene begann hier. Am Horizont stand die Skyline Terranias. In der flimmernden Hitze des Mittags erschien die Stadt wie eine Fata Morgana.
»Sie haben Rico unter einem Felsen versteckt«, sagte die Telepathin.
»Das bietet sich an.« Unter ihnen war ein Meer von Felsen. Es musste buchstäblich Tausende von Verstecken geben.
»Ich kann ihn genau sehen, in Gedanken.« Tatjana Michalowna öffnete die Augen, sah auf den Boden, während Bull die Maschine weiter Kreise ziehen ließ. »Aber nicht mit meinen Augen!« Sie sagte es wütend. Die Schweißperlen auf ihrer Stirn vereinten sich zu kleinen Strömen. Schweiß lief ihr in die Augen, röteten sie erneut. »Von oben sieht die Landschaft ganz anders aus!«
»Ich gehe tiefer.« Bull drückte den WZ-12 nach unten. Er fand die Fahrspur, folgte ihr im Langsamflug und in wenigen Metern Höhe das Tal hinauf.
Tatjana Michalowna beugte sich vor. Ihre Hände umklammerten die Seitenlehnen des Sitzes. »Es ... es geht nicht«, sagte sie. »Es ist zu anders.«
Bull nickte. »Keine Sorge, wir bekommen das hin. Wir landen und gehen die Strecke zu Fuß ab. Das wird eine Weile dauern, aber wir ...«
»Ich weiß, wie wir das hinkriegen!« Timothy Harnahan war zwischen den Sitz des Piloten und des Kopiloten getreten. Seine Freunde hatten ihm bereitwillig Platz gemacht.
»Du kennst dich mit Telepathie aus?« Bull beäugte den schlaksigen jungen Mann skeptisch.
»Nein, aber damit!« Er hielt sein Tablet zwischen Bull und Michalowna. »Ich habe mir die Freiheit genommen, die Videodaten zu speichern, die Mildreds am Lenker der Bullet befestigter Pod aufgenommen hat. Ich habe die Daten hier auf dem Tablet und getaggt.«
»Aha. Und das bedeutet?«
»Das hier!« Auf der Cockpitscheibe erschienen die Fahrspur und das Tal – aufgenommen von der Kamera Timothys. »Das ist dieselbe Perspektive, die die Diebe hatten. Vielleicht kann Tatjana meine Aufnahmen mit den Bildern zusammenbringen, die sie in den Gedanken der Kosmonauten gesehen hat?«
Bull sah fragend zu der Telepathin. Sie nickte. »Einen Versuch ist es wert.«
Timothy ließ die Aufnahmen ablaufen. Zweimal innerhalb kurzer Zeit ließ die Telepathin sie anhalten, zweimal verwarf sie die Stellen. Schließlich rief sie ein drittes Mal:
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