Pestmond (German Edition)
beiden nebeneinandergehenden Männer an der Spitze fast die Wände zu beiden Seiten berührten, ein Fehler, der Andrej niemals unterlaufen wäre und eigentlich auch Hasan nicht hätte passieren dürfen. Andrejs Instinkte – vielleicht war es auch ein Geräusch, das er gehört oder ein Schatten, den er unbewusst wahrgenommen hatte – warnten ihn im letzten Augenblick, doch da flog die Tür neben dem Mann auf der rechten Seite schon auf, und zwei, drei, schließlich ein ganzes Dutzend Hände griffen nach dem Umhang des Assassinen und zerrten ihn hinein. Ali stieß einen überraschten Schrei aus und hob sinnlos seine Waffe, und auch der Krieger auf der anderen Straßenseite riss sein Schwert in die Höhe, um seinem Kameraden zu Hilfe zu eilen, doch alles geschah viel zu schnell.
Andrej verfluchte sich selbst in Gedanken dafür, die Falle nicht schon früher erkannt zu haben, riss den Saif aus dem Gürtel und spießte damit eine in Lumpen gehüllte Gestalt auf, die unmittelbar neben ihm vom Dach sprang und so ungelenk aufkam, dass sie sich vermutlich die Knöchel brach.
Weder das noch die Schwertklinge, in die sie hineingesprungen war, hinderte sie daran, augenblicklich wieder in die Höhe zu schnellen und die linke Hand in Andrejs Mantel zu krallen, während ihre rechte nach seinem Gesicht tastete.
Andrej versuchte vergeblich, sein Schwert loszureißen, schleuderte den Angreifer schließlich mit einem Fußtritt davon, der Andrej seinen kostbaren Saif aus der Hand prellte, und wäre beinahe selbst gestürzt, als ein zweiter und jetzt deutlich schwererer Körper auf seinem Rücken landete. Er prallte gegen eine Wand, so hart, dass weißer Schmerz vor seinen Augen explodierte, stieß sich instinktiv davon ab und begrub den Angreifer unter sich, als er auf den Rücken fiel.
Jeden Feind aus Fleisch und Blut hätte er damit ausgeschaltet oder doch zumindest benommen genug gemacht, um sich losreißen zu können, der Mann an seinem Rücken jedoch hielt ihn nur noch verbissener fest. Seine Finger, so kalt und glitschig wie tote Fische, scharrten über Andrejs Gesicht, suchten vergeblich nach seinen Augen und krochen in seinen zu einem überraschten Schrei aufgerissenen Mund.
Andrej musste würgen, als die grässlichen Totenfinger seine Zunge packten und sie herauszureißen versuchten, rammte der Gestalt unter sich den Ellbogen in den Leib und spürte nicht nur einen reißenden Schmerz im Mund, sondern schmeckte auch das bittere Eisen seines Blutes. Zu allem Überfluss landete in diesem Moment noch eine weitere Gestalt mit einem dumpfen Schlag so dicht neben ihm, dass er den Luftzug ihres Aufpralls spüren konnte, und machte sich unverzüglich daran, sich hochzurappeln, um ihn ebenfalls zu attackieren.
Andrej verdarb ihm den Spaß, indem er ihn hart genug gegen die Stirn trat, dass sein Kopf mit einem trockenen Knacken in den Nacken flog, und nutzte den Schwung seines eigenen Trittes, um sich nach hinten und über den Angreifer hinwegzurollen, der unter ihm lag. Noch ein kurzer schmerzhafter Ruck, er schrie auf – doch dann war er frei und, fast zu seinem Erstaunen, sogar noch im Besitz seiner Zunge, auch wenn sich sein Mund jetzt so schnell mit Blut füllte, dass er kaum noch Luft bekam.
Tot oder nicht, Andrej dachte nicht daran, dem Angreifer diese freche Attacke durchgehen zu lassen. Er schlug schwer auf dem Rücken auf und lenkte die Wucht seines Sturzes in einen Ellbogenstoß, mit dem er dem Mann den Kehlkopf zermalmte.
Der Schlag war tödlich gewesen, denn nicht einmal der stärkste Krieger der Welt vermochte mit einem eingedrücktem Kehlkopf zu atmen, aber sein Gegner war bereits tot, und Tote brauchen keine Luft.
Keuchend stemmte Andrej sich hoch und konnte gerade noch den Kopf zur Seite werfen, als die Zähne der albtraumhaften Kreatur nach seiner Wange schnappten.
Dieses Mal traf sein Ellbogen die Schläfe des Burschen und zertrümmerte sie.
Die Gestalt kippte wie vom Blitz getroffen zur Seite und blieb diesmal liegen. Andrej sprang hoch, riss seinen Säbel wieder an sich und fuhr herum.
Nur ein Stück neben ihm kämpfte Abu Dun mit gleich drei oder vier der unheimlichen Angreifer, zwar ohne sein Schwert, dafür aber seine eiserne Faust wie eine Keule einsetzend. Auf der anderen Seite wüteten Ali und seine Assassinen mit ihren Klingen unter den unbewaffneten Gegnern. Der Mann, der als Erstes angegriffen worden war, hatte es irgendwie geschafft, sich mit beiden Händen am Türrahmen festzuklammern und
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