Pestmond (German Edition)
aufzutauchen. Sie würden verlieren, begriff Andrej. Es waren einfach zu viele.
Besudelt mit Blut und anderen weit schlimmeren Dingen, die aus menschlichen Körpern kamen, wenn man sie gewaltsam öffnete, kämpften sie sich zu Hasan durch, dessen Assassinen mittlerweile eine Mauer ohne Fenster und Türen um ihren Herrn gebildet hatten.
Ali gab seiner Dankbarkeit für Andrejs Hilfe Ausdruck, indem er sich mit einem so harten Ruck losriss, dass es ihn fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte, und ihn mit einem fast hasserfüllten Blick durchbohrte. Andrej schlug im Gegenzug einen Untoten nieder, der diesen Moment der Unaufmerksamkeit ausnutzen wollte, um sich ein Stück aus Alis Arm zu beißen, dann kämpfte er sich zu Hasan durch.
Der Alte vom Berge schwang seine Klinge mit einer Effizienz und Kraft, die der seiner Krieger in nichts nachstand. Sein Gesicht war zu einer Maske steinerner Konzentration geworden und jede einzelne seiner Bewegungen zielgerichtet und von gnadenloser Präzision, und doch sah Andrej ihm an, dass er an diesem Schlachten so wenig Gefallen fand wie er selbst. Er hatte keine Hemmungen zu töten, doch anders als Ali bereitete es ihm keine Freude.
»Bist du verletzt?«, empfing ihn Hasan, keuchend vor Anstrengung.
»Noch nicht«, antwortete Abu Dun, bevor Andrej es konnte. »Aber das wird nicht mehr lange so bleiben. Wir verlieren, o großmächtiger Zauberer.«
Und damit hatte er recht, dachte Andrej. Hasans Krieger schienen jetzt schon wadentief in abgetrennten Gliedmaßen und zertrümmerten Schädeln zu stehen, doch die Flut nahm kein Ende.
»Noch sind wir nicht tot«, antwortete Hasan grimmig, schwang seinen Säbel mit einem beidhändigen Hieb und versuchte einen Mann zu enthaupten, dem es irgendwie gelungen war, sich an der tödlichen Mauer aus Schwertspitzen und Dornenhandschuhen vorbeizudrücken, schlug aber zu kurz, sodass er ihm nur den Unterkiefer abtrennte und um ein Haar den Nacken eines seiner eigenen Männer getroffen hätte.
Andrej riss im letzten Moment den Arm zurück, und Abu Dun benutzte seine eiserne Faust, um die Kreatur dergestalt zu Boden zu schicken, dass sie dieses Mal auch wirklich liegen blieb.
»So wenig wie die hier«, knurrte er, hob seine besudelte, nasse Faust vor das Gesicht und griente plötzlich. »He, das Ding ist wirklich praktisch! Glaubst du, dass dein Schmied mir noch eine machen kann? Eine etwas größere?«
»Glaubst du, dass jetzt der richtige Moment für dumme Scherze ist, Pirat?«, fauchte Hasan, während er erneut mit seinem Schwert zustieß.
»Nenn mich nicht so«, sagte Abu Dun, plötzlich in verändertem Ton, eisig und so scharf wie der Stahl in Andrejs Hand. »Nie wieder! Hast du verstanden?«
Hasan nickte nur, und Abu Dun fuhr nun fast quengelig fort: »Hinter dem Haus da liegt ein Hof, der an den Platz grenzt. Das wäre ein prima Fluchtweg. Oder würde es sein, wenn nicht jemand auf die grandiose Idee gekommen wäre, das Haus anzuzünden.«
Seine Worte ließen Andrej innehalten. Das lichterloh brennende Haus spie Flammen und Millionen glühender roter Funken in den Himmel. Wenn schon nicht der Lärm des albtraumhaften Kampfes, so musste doch allein der Feuerschein noch mehr Menschen anlocken. Fleisch, auf das die untoten Kreaturen nur warteten. Die ganze Stadt war in Gefahr und längst nicht nur in der, ein Raub der Flammen zu werden.
Als wären Abu Duns Worte das Signal gewesen, auf das ein besonders niederträchtiges Schicksal nur gewartet hatte, explodierte irgendetwas im Inneren des brennenden Hauses, und die Tür spie eine orangefarbene Stichflamme auf die Straße, mit einem Geräusch wie eine Bullenpeitsche und so heiß, dass Kopf, Schultern und Oberkörper eines Untoten einfach zu Asche zerfielen, als er davon getroffen wurde, während die Beine tatsächlich noch einen stolpernden Schritt taten, bevor sie qualmend zu Boden fielen. Zwei weitere Untote fingen mit einem knisternden Schlag Feuer, aber sie fielen nicht, sondern stolperten brennend in ihre Richtung.
»Beim Scheijtan!«, entfuhr es Abu Dun. »Das wird übel!«
Andrej hätte ein anderes Wort gewählt, auch wenn er Abu Dun in der Sache zustimmte. Eine der beiden brennenden Gestalten kam nur wenige Schritte weit, bevor sie langsam in die Knie brach und dann auf die Seite fiel, doch die andere stolperte in einem Mantel aus prasselnden Flammen weiter, erreichte den lebenden Belagerungsring und streckte die Arme aus. Wo ihre lodernde Gestalt die anderen berührte,
Weitere Kostenlose Bücher