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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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größte Dieb, den die Stadt je gesehen hatte. Obwohl ihn natürlich nie jemand wirklich sah; die Leute sahen nur die offenen Safes und die leeren Schmuckschatullen, die er hinterließ.
    Jede Nacht schickte Mr Seamus Peter zum Stehlen in die Stadt. Und jeden Morgen bei Tagesanbruch kam Peter miteinem Diebessack voll Beute zurück. »Wurm« – so nannte der Mann ihn mittlerweile –, »das hast du mächtig gut gemacht. Und jetzt geh mir aus den Augen!« Und damit sperrte er den Jungen in den Keller und ließ Killer die Tür bewachen.
    Peter fand den Keller gar nicht so schlimm. Da er blind war, machte ihm die Dunkelheit nichts aus, und dort unten zu sitzen war immer noch besser, als die Häuser ehrbarer Leute auszurauben. Welches Unrecht er auch begangen haben mochte (und stehlen ist unrecht!), Peter war dennoch ein guter Junge, der kein Einbrecher sein wollte. Jeden Morgen, wenn er sich zum Schlafen auf dem feuchten Kellerboden zusammenrollte, träumte er davon, sich an Killer vorbeizuschleichen, in Mr Seamus’ große Schatzkammer einzubrechen und all die gestohlenen Sachen zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen. Er malte sich aus, wie die dankbaren Leute ihn vor dem grausamen Mr Seamus retteten und ihn einluden, für immer in einem großen, warmen Haus voll Leckereien und Liedern und anderen fröhlichen Kindern zu leben. Kurz gesagt, er träumte davon, glücklich zu sein. Doch jeden Abend bei Sonnenuntergang wurde er wieder von Mr Seamus’ Gebrüll geweckt und auf die Straße hinausgejagt, um erneut die Besitztümer ehrbarer Bürger zu rauben.
    Und so sah Peter Nimbles Leben aus. Er war unglücklich, ungeliebt und gezwungen, Unrecht zu begehen – Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr – bis zu einem ganz besonderen, ganz besonders regnerischen Nachmittag, als er einem Fremden begegnete, der sein Leben für immer verändern sollte.
    *  nimble (engl.) = flink, geschickt

2. Kapitel
    ♦
    DIE GEHE IMNISVOLLE KISTE
DES HÖKERS

    Z usätzlich zu seinen nächtlichen Diebestouren musste Peter auch im Haushalt arbeiten. Jeden zweiten Dienstag schickte Mr Seamus ihn zum Markt, um Essen zu besorgen (sprich: zu stehlen). So auch an diesem zweiten Dienstag. »Steh auf, Wurm!«, brüllte Mr Seamus, als er kurz nach Tagesanbruch die Kellertreppe hinunterpolterte. »Heute ist Besorgungstag. Ich füttere dich schließlich nicht durch, damit du den ganzen Morgen faul hier rumliegst.«
    Peter war die ganze Nacht auf Einbruchstour gewesen und hatte sich erst eine Stunde zuvor schlafen gelegt. »Sie füttern mich doch gar nicht«, murmelte er verschlafen, ohne nachzudenken.
    Im nächsten Augenblick packte ihn eine große, fleischigeFaust an den Haaren und zerrte ihn hoch. »Vergiss nicht, mit wem du redest, Wurm!«, fauchte Mr Seamus und schleifte Peters mageren Körper die Treppe hinauf und quer durch das Haus. »Dafür gibt’s eine Doppelschicht. Du bringst mir Essen und Geld … und einen großen Knochen für Killer!« Der Hund leckte sich gierig über die Lefzen, als er das hörte.
    »Ja, Sir! Tut mir leid«, sagte Peter voll echter Reue. Er wusste, wie gefährlich es war, frech zu werden, aber wie ihr ja wisst, rutschen einem die Worte manchmal einfach so raus.
    »Heb dir deine Entschuldigungen für den Henker auf.« Mr Seamus schubste den Jungen auf die Straße und warf ihm seinen Diebessack hinterher. »Der ist voll, wenn du wieder hier auftauchst, sonst kannst du was erleben!«, sagte er und knallte die Tür zu.
    Peter rappelte sich auf und schulterte seinen leeren Sack. Er hörte, wie sich dicke Regentropfen in den Wolken über ihm zusammenrotteten, und seufzte.
    Regen stellt für die Leute in Peters Berufszweig ein besonderes Problem dar. Wenn es regnet, gehen reiche Leute nämlich nur selten aus dem Haus, weil sie Angst haben, sich aufzulösen. Und wenn sie sich doch hinauswagen, werden sie meistens von schirmtragenden Dienern begleitet, die wachsam Ausschau nach Taschendieben halten. Für Stadtbewohner gibt es kaum etwas Schöneres, als einen Taschendieb aufzuknüpfen, und wer unter solchen Umständen versucht, einen Geldbeutel zu stehlen, begibt sich in große Gefahr. Aus diesem Grund war es Peter an diesem ungemütlichen regnerischen Tag kaum gelungen, etwas zu stehlen.
    Er ging gerade um eine Hausecke, das Bündel voll Brokkoli und Heringe, und dachte daran, was ihn erwartete,wenn er ohne Geld bei Mr Seamus aufkreuzte. Da bemerkte er eine Menschenmenge, die sich an der Hafenmole

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