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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weiter, und nach einem langen Augenblick wagte es Faile, den Blick ein Stück weiter zu heben. Someryn starrte über Failes Kopf hinweg, ihr Mund stand in völliger Verblüffung offen. Stirnrunzelnd rückte Faile den Korb auf ihrer Schulter zurecht und sah dabei nach hinten, aber da war nichts, das Someryns Gesichtsausdruck gerechtfertigt hätte, nur das riesige Lager, in dem sich dunkle, niedrige Aiel-Zelte mit Spitzzelten und allen anderen Arten von Zelten vermengten, von denen die meisten schmutzigweiß oder hellbraun waren. Aber es gab auch grüne und blaue und rote und sogar gestreifte Zelte. Die Shaido nahmen alles mit, was sie gebrauchen konnten, wenn sie zuschlugen, und sie ließen nichts zurück, das auch nur Ähnlichkeit mit einem Zelt hatte.
    Trotzdem hatten sie kaum genug Unterkünfte. Hier hatten sich zehn Septimen versammelt, Failes Schätzung nach waren es mehr als siebzigtausend Shaido und fast genausoviele Gai'schain, und überall sah sie nur das übliche Gewimmel, dunkel gewandete Aiel, die zwischen weißgekleideten Gefangenen ihren Alltagsgeschäften nachgingen. Vor einem offenen Zelt betätigte ein Schmied den Blasebalg seines Schmiedefeuers, während seine Werkzeuge ausgebreitet auf einer gegerbten Stierhaut lagen, Kinder trieben Ziegenherden mit Ruten, eine Händlerin stellte ihre Waren in einem offenen Pavillon aus gelbem Segeltuch aus, angefangen von goldenen Kerzenständern und Silberschalen bis zu Töpfen und Kesseln, natürlich alles Beutestücke. Ein schlanker Mann, der ein Pferd an seinem Seil führte, unterhielt sich mit einer grauhaarigen Weisen Frau namens Masalin, der Art und Weise nach zu urteilen, wie er immer wieder auf den Pferdeleib zeigte, war er zweifellos auf der Suche nach einer Behandlung für eine Krankheit, die das Tier plagte. Nichts davon gab Anlass für Someryns ungläubigen Blick.
    Faile wollte sich gerade wieder umdrehen, als ihr eine dunkelhaarige Aiel auffiel, die in die andere Richtung blickte. Das Haar war nicht nur dunkel, sondern rabenschwarz, eine große Seltenheit unter den Aiel. Selbst von hinten glaubte Faile Alarys zu erkennen, eine der Weisen Frauen. Im Lager hielten sich über vierhundert von ihnen auf, aber sie hatte schnell gelernt, sie alle am Aussehen zu erkennen. Eine Weise Frau mit einer Töpferin oder einer Weberin zu verwechseln brachte einem schnell die Prügelstrafe ein.
    Möglicherweise hatte es nichts zu bedeuten, dass Alarys stocksteif dastand und in dieselbe Richtung wie Someryn starrte, oder dass sie ihr Schultertuch zu Boden hatte fallen lassen, aber nur ein Stück von ihr entfernt entdeckte Faile eine weitere Weise Frau, die ebenfalls in nordwestliche Richtung blickte und nach Leuten schlug, die sich ihr in den Weg stellten. Das musste Jesain sein, eine Frau, die man selbst dann als klein bezeichnet hätte, wäre sie keine Aiel gewesen, und deren wild wucherndes rotes Haar jedes Feuer hätte verblassen lassen und deren Temperament dementsprechend war. Masalin unterhielt sich mit dem Mann mit dem Pferd und zeigte auf das Tier. Sie konnte nicht die Macht lenken, aber drei Weise Frauen, die es vermochten, starrten alle in dieselbe Richtung. Dafür konnte es nur eine Erklärung geben; sie sahen eine Machtlenkerin auf dem bewaldeten Hügelkamm jenseits des Lagers. Eine Weise Frau, die nach der Macht griff, hätte bestimmt keine von ihnen in diese Richtung starren lassen. Konnte es eine Aes Sedai sein? Oder mehr als nur eine? Besser, sich keine Hoffnungen zu machen. Es war zu früh.
    Ein Schlag auf den Kopf ließ sie taumeln, beinahe hätte sie den Korb fallen gelassen.
    »Was stehst du da dumm herum?«, fauchte Someryn. »Geh an deine Arbeit. Geh, bevor ich ...«
    Falle setzte sich in Bewegung, balancierte mit der einen Hand den Korb und hob mit der anderen den Gewandsaum aus dem Schneematsch, und ging so schnell sie konnte, ohne auszurutschen und in den Dreck zu fallen. Someryn schlug nie jemanden, und sie hob auch nie die Stimme. Wenn sie beides tat, dann war es vernünftiger, ihr sofort aus dem Weg zu gehen.
    Demütig und gehorsam.
    Der Stolz befahl ihr, kühlen Trotz aufrechtzuerhalten, eine stille Weigerung, sich zu unterwerfen, aber der Verstand sagte ihr, dass das der beste Weg war, um doppelt so streng bewacht zu werden, als es der Fall war. Die Shaido betrachteten die Feuchtländer Gai'schain vielleicht als gezähmte Haustiere, aber sie waren nicht völlig blind. Sie mussten glauben, dass Faile sich in ihre Gefangenschaft gefügt

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