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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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etwas Gewaltiges, und zwar weitaus bedeutsamer, als alles in der überlieferten Geschichte! Wir müssen wissen, was das ist! Grady kann uns nahe genug heranbringen, um es zu beobachten. Ich könnte uns dort hinbringen, wenn ich wüsste, wie man das Gewebe erschaffen muss. Wir müssen es wissen!«
    Perrin erwiderte ihren Blick und hob die Hand, und sie verstummte mit offenstehendem Mund. So leicht ließen sich Aes Sedai sonst nicht zum Schweigen bringen, aber sie ließ es geschehen. »Ich habe Euch gesagt, was zu tun ist. Unsere Arbeit liegt direkt vor uns.
    Sulin?«
    Sulin sah von ihm zu der Aes Sedai und dann zu Marline. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. »Ihr werdet nur wenig Nützliches erfahren, selbst wenn Ihr sie der Befragung unterzieht. Sie werden den Schmerz umarmen und Euch auslachen. Und Scham wird nur langsam wirken - falls diese Shaido überhaupt noch zu beschämen sind.«
    »Was auch immer ich erfahre, wird mehr sein, als ich jetzt weiß«, erwiderte er. Seine Arbeit lag vor ihm ausgebreitet. Ein Rätsel musste gelöst, Faile musste befreit und die Shaido vernichtet werden. Das war alles, was auf der Welt zählte.

KAPITEL 9
 
Fallen
    Und sie hat sich wieder darüber beschwert, dass die anderen Weisen Frauen so zaghaft sind«, beendete Faile in ihrer besten demütigen Stimme den Satz, rückte den hohen Korb auf ihrer Schulter zurecht und trat in dem matschigen Schnee von einem Fuß auf den anderen. Der Korb war nicht schwer, auch wenn er mit schmutziger Wäsche gefüllt war, und die Wolle ihres weißen Gewands war dick und warm, und darunter trug sie noch zwei Untergewänder, aber ihre weichen, weiß gebleichten Lederstiefel boten nur wenig Schutz gegen den Schneematsch. »Man hat mir befohlen, die genauen Worte der Weisen Frau Seva nna wiederzugeben«, fügte sie schnell hinzu. Someryn war eine der »anderen« Weisen Frauen, und ihr Mund hatte sich bei dem Wort zaghaft verzogen.
    Mit ihrem gesenkten Blick war das alles, was Faile von Someryns Gesicht sehen konnte. Gai'schain hatten eine demütige Haltung einzunehmen, ganz besonders die Gai'schain, die keine Aiel waren, und obwohl sie durch die Wimpern blinzelte, um Someryns Miene zu erfassen, war ihr Gegenüber doch größer als die meisten Männer, Aiel eingeschlossen; sie war eine blonde Riesin, die sie hoch überragte. In der Hauptsache konnte sie bloß Someryns übertrieben großen Busen sehen, das üppige, von der Sonne verbrannte Dekollete, das von einer Bluse enthüllt wurde, die bis zur Hälfte ihrer Brust hinunter nicht verschnürt war und größtenteils von einer gewaltigen Sammlung langer Halsketten aus Feuertropfen, Smaragden, Rubinen und Opalen sowie dreilagigen Strängen dicker Perlen und aufwändig verzierter Goldketten bedeckt wurde. Die meisten Weisen Frauen schienen Sevanna, die »für den Häuptling« sprach, bis man einen neuen Clanhäuptling der Shaido erwählen konnte - eine Prozedur, die kaum in absehbarer Zeit stattfinden würde -, nicht leiden zu können. Sie versuchten ihre Autorität bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu untergraben, wenn sie sich nicht gerade gegenseitig bekämpften oder Cliquen bildeten, aber viele von ihnen teilten Sevannas Vorliebe für Feuchtländerschmuck, und ein paar waren sogar ihrem Beispiel gefolgt und trugen Ringe an den Fingern. An Someryns rechter Hand steckte ein großer weißer Opal, in dem rote Adern aufblitzten, wenn sie ihr Schultertuch richtete, und an der linken war ein langer blauer, mit Rubinen eingefasster Saphir. Allerdings hatte sie nicht die Seidenkleidung übernommen. Ihre Bluse war einfaches weißes Aglode aus der Wüste, und Rock und Schultertuch bestanden aus dicker Wolle, die genauso dunkel wie das zusammengefaltete Halstuch war, mit dem sie ihr taillenlanges blondes Haar aus dem Gesicht hielt. Die Kälte schien sie nicht im mindesten zu stören.
    Sie standen direkt jenseits der Grenze, die Falles Ansicht zufolge das Lager der Shaido von dem der Gai'schain trennte - dem der Gefangenen -, aber natürlich gab es in Wirklichkeit keine zwei Lager. Ein paar Gai'schain schliefen bei den Shaido, aber den Rest hielt man in der Mitte des Lagers, wenn sie nicht ihren aufgetragenen Arbeiten nachgingen, Vieh, das durch eine Mauer aus Shaido vom Lockruf der Freiheit abgegrenzt wurde. Die meisten Männer und Frauen, die an ihnen vorbeigingen, trugen die weißen Gewänder der Gai'schain, wenn auch nur wenige so fein gewoben waren wie das ihre. Da so viele einzukleiden waren,

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