Pfade Ins Zwielicht
Tumad. Ich habe gehört, dass diesen Andoranern unten in Murandy nicht gefällt, dass wir in Andor sind, und falls dieses Heer aus Aes Sedai, dem sie gegenüberstehen, sie nicht in Stücke haut oder es bereits getan hat, könnten sie aufbrechen und nach uns Ausschau halten. Die Aes Sedai übrigens auch, früher oder später. Wir sind für den Wiedergeborenen Drachen geritten, und ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur eine Schwester das jemals vergessen wird. Und dann sind da die Seanchaner, Tumad. Glaubt Ihr wirklich, dass wir sie das letzte Mal gesehen haben? Sie kommen zu uns, oder wir werden zu ihnen gehen müssen; das eine oder das andere ist gewiss. Ihr jungen Männer habt keinen Blick für Aufregung, und wenn sie euch in den Schnurrbart kriecht!«
Leises Gelächter ging durch die folgenden Männer, die größtenteils in Basheres Alter waren, und selbst Tumad ließ die weißen Zähne zu einem Lachen aufblitzen. Sie alle hatten schon zuvor an Feldzügen teilgenommen, wenn auch noch keiner so seltsam wie dieser gewesen war. Bashere wandte den Kopf nach vorn und musterte den Weg, der zwischen den Bäumen vorbeiführte, aber seine Gedanken schweiften ab.
In Wahrheit bereitete ihm Tenobia Sorgen. Das Licht allein wusste, warum Easar und die anderen den Entschluss gefasst hatten, die Grenze zur Großen Fäule zu verlassen, ganz zu schweigen davon, dort so viele Soldaten abzuziehen, wie sie angeblich mit nach Süden gebracht hatten. Selbst wenn man die Zahl der Gerüchte noch halbierte. Zweifellos hatten sie Gründe, die sie als ausreichend betrachteten, und zweifellos teilte Tenobia sie. Aber er kannte sie; er hatte ihr das Reiten beigebracht, hatte sie aufwachsen gesehen und ihr die Zerbrochene Krone aufgesetzt, als sie den Thron bestieg. Sie war eine gute Herrscherin, ihre Hand war weder zu streng noch zu lasch, sie war intelligent, wenn auch nicht immer klug, mutig, ohne leichtsinnig zu sein, aber impulsiv war ein zu schwaches Wort für sie. Manchmal traf es nicht einmal hitzig. Und er war so sicher, wie er nur sein konnte, dass sie abgesehen von den Zielen der anderen - was auch immer sie erstrebten - ihr eigenes Ziel verfolgte. Der Kopf von Davram Bashere. Wenn dem so war, würde sie sich kaum mit einigen weiteren Jahren im Exil zufrieden geben, nicht, nachdem sie so weit gereist war.
Je länger Tenobia an einem Knochen herumkaute, desto schwerer war es, sie davon zu überzeugen, ihn loszulassen. Es war ein hübsches Problem. Eigentlich sollte sie in Saldaea sein und die Grenze zur Fäule bewachen, er aber auch. Sie konnte ihn wegen dem, was er seit seiner Ankunft im Süden getan hatte, mindestens zweimal wegen Verrats verurteilen lassen, aber ihm war noch immer nicht eingefallen, was er hätte anders machen können. Rebellion - wenn Tenobia wollte, konnte sie den Begriff großzügig auslegen -, es war schrecklich, Rebellion in Betracht zu ziehen, aber er hatte fest vor, seinen Kopf noch eine Weile auf den Schultern zu tragen. Ein hübsches und dorniges Problem.
Das Lager, das die etwa achttausend Mann umfassende leichte Kavallerie beherbergte, über die er noch verfügte, nachdem er Illian verlassen und gegen die Seanchaner gekämpft hatte, breitete sich über eine größere Fläche aus als das Lager auf der Straße nach Tar Valon, aber man konnte nicht behaupten, dass es in alle Richtungen wucherte. Die Halteseile der Pferde bestanden aus gleich großen Reihen, an deren beiden Enden die Öfen der Hufschmiede aufgebaut waren; sie erstreckten sich zwischen gleichermaßen geraden Reihen großer grauer oder muschelweißer Zelte, die größtenteils Flicken aufwiesen. Jeder Mann konnte nach einem Trompetensignal in der Zeit, in der man bis fünfzig zählte, aufgesessen und kampfbereit sein, und seine Wachen waren so aufgestellt, dass gewährleistet war, dass sie diese Zeit und mehr auch hatten. Selbst das Lager des Trosses mit seinen Zelten und Wagen einhundert Schritte weiter südlich war ordentlicher als das der Soldaten, die die Stadt belagerten, so als wären sie dem Beispiel der Saldaeaner gefolgt. Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt.
Als er mit seiner Eskorte angeritten kam, strömten Männer schnell und grimmig zu den Pferdeseilen, so als wäre das Signal zum Aufsitzen ertönt. Mehr als einer hatte das Schwert gezogen. Stimmen riefen ihm entgegen, aber beim Anblick einer großen Menge Männer und Frauen - es waren hauptsächlich Frauen -, die in der Lagermitte versammelt war, verspürte er
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