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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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im Turm des Vollmonds, der für gewöhnlich hohen Adligen vorbehalten war, die zu Besuch kamen, und auf dem ganzen Weg sah Samitsu den Beweis, dass Cera nicht die Erste gewesen war, die von der Bluttat gehört hatte. Statt geschäftig durch die Korridore zu eilen, standen die Diener in kleinen Gruppen beieinander und flüsterten aufgeregt. Beim Anblick der Aes Sedai sprangen sie auseinander und hasteten fort. Eine Handvoll schaute ungläubig, als sie den Ogier sahen, doch größtenteils ergriffen sie die Flucht. Sämtliche Adlige waren verschwunden, zweifellos in ihre Gemächer, um darüber nachzudenken, welche Gelegenheiten und Gefahren Dobraines Tod ihnen brachte. Was auch immer Sashalle glaubte, Samitsu hatte nicht mehr den geringsten Zweifel. Wäre Dobraine noch am Leben, hätten seine Diener die Gerüchte schon aus der Welt geschafft.
    Im Korridor vor Dobraines Gemächern drängten sich aschfahle Diener, deren Ärmel bis zu den Ellbogen die blauweißen Ringe des Hauses Taborwin aufwiesen. Einige weinten, andere sahen verloren aus, weil man den Boden unter ihren Füßen weggezogen hatte. Ein Wort von Sashalle reichte aus, damit sie den Weg für die Aes Sedai freimachten, aber sie bewegten sich wie betrunken oder mechanisch. Benommene Blicke streiften den Ogier, ohne überhaupt richtig wahrzunehmen, was sie da sahen. Nur wenige dachten daran, halbherzige Verbeugungen zu machen.
    Im Vorzimmer hielten sich mindestens genauso viele von Dobraines Dienern auf, die meisten starrten ins Leere, als hätte man ihnen einen Schlag mit der Axt verpasst. Dobraine selbst lag in der Mitte des Raums reglos auf einer Trage, sein Kopf saß noch immer auf den Schultern, aber seine Augen waren geschlossen und seine reglosen Züge mit geronnenem Blut aus einem langen Schnitt auf dem Kopf beschmiert. Aus seinem schlaffen Mund war ein dunkler Strom gesichert. Zwei Diener, denen Tränen über die Wangen strömten, hielten beim Eintritt der Aes Sedai darin inne, sein Gesicht mit einem weißen Tuch zu bedecken. Dobraine schien nicht mehr zu atmen, die Brust seines Mantels, dessen schmale Farbstreifen bis hinunter zu den Knien reichten, wies blutige Schnitte auf. Neben der Trage verunstaltete ein dunkler Fleck, der größer als der Körper des Mannes war, das grüngelbe tairenische Labyrinthmuster des fransengeschmückten Teppichs. Jeder, der so viel Blut verloren hatte, musste tot sein. Auf dem Boden lagen noch zwei weitere Männer, der eine starrte mit gebrochenem Blick an die Decke, der andere lag auf der Seite, aus seinen Rippen ragte ein Dolchgriff aus Elfenbein, dessen Klinge bestimmt sein Herz erreicht hatte. Beide waren kleingewachsene, blasshäutige Cairhiener in der Livree von Palastdienern, aber kein Diener trug lange Dolche mit Holzgriffen, wie sie neben den Leichen lagen. Ein Mann vom Haus Taborwin, der den Fuß zurückgenommen hatte, um eine der Leichen zu treten, zögerte, als er die beiden Schwestern eintreten sah, dann stieß er seinen Stiefel trotzdem hart in die Rippen des Toten. Offensichtlich dachte im Augenblick keiner an gehöriges Benehmen.
    »Nehmt das Tuch weg«, befahl Sashalle den Männern an der Trage. »Samitsu, seht, ob Ihr Lord Dobraine noch helfen könnt.«
    Der Instinkt hatte Samitsu auf Dobraine zueilen lassen, da spielte es keine Rolle, was sie glaubte, aber dieser Befehl - es war eindeutig ein Befehl! - ließ sie kurz zögern. Mit zusammengebissenen Zähnen kniete sie neben der Trage nieder, und zwar auf der gegenüberliegenden Seite der noch immer feuchten Lache, um die Hände auf Dobraines blutverschmierten Kopf zu legen. Es hatte sie noch nie gestört, sich die Hände mit Blut zu besudeln, aber Blutflecken waren unmöglich aus Seide herauszubekommen, es sei denn, man benutzte die Macht, und sie verspürte noch immer einen Anflug schlechten Gewissens, wenn sie sie für so alltägliche Dinge verwendete.
    Die notwendigen Gewebe waren ihr so sehr zur zweiten Natur geworden, dass sie ohne nachzudenken die Quelle umarmte und den cairhienischen Lord Erforschte. Und überrascht blinzelte. Der Instinkt hatte sie handeln lassen, obwohl sie davon überzeugt gewesen war, dass in dem Raum drei Leichen lagen, aber in Dobraine flackerte noch Leben. Ein winziges, zitterndes Flämmchen, das der Schock des Heilens durchaus löschen konnte. Der Schock des Heilens, in dem sie sich auskannte.
    Ihr Blick suchte nach dem blonden Asha'man. Er hockte neben einem der toten Diener und durchsuchte den Mann unbewegt, ohne sich um

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