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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Karldin nur flüchtig und verschwendete keinen Augenblick, um sich nach Dobraine zu erkundigen. »Eine Gruppe Schwestern hat die Stadt betreten, Samitsu. Ich bin wie eine Verrückte geritten, um vor ihnen hier zu sein, aber sie könnten jeden Augenblick eintreffen. Sie sind in Begleitung von Asha'man, und einer der Asha'man ist Logain!«
    Karldin stieß ein raues Lachen aus, und Samitsu fragte sich unvermittelt, ob sie wohl lange genug leben würde, damit Cadsuane ihr überhaupt die Haut abziehen konnte.

KAPITEL l
 
Zeit zu verschwinden
    Das Rad der Zeit dreht sich, Zeitalter kommen und vergehen und lassen Erinnerungen zurück, die zu Legenden werden. Legenden verblassen zu Mythen, und sogar der Mythos ist lange vergessen, wenn das Zeitalter wiederkehrt, aus dem er geboren wurde. In einem Zeitalter, das von einigen das Dritte Zeitalter genannt wurde, einem Zeitalter, das noch kommen sollte, einem lange vergangenen Zeitalter, erhob sich in den Rhannon-Hügeln ein Wind. Der Wind war nicht der Anfang. Es gibt bei der Drehung des Rads der Zeit keinen Anfang und kein Ende. Aber es war ein Anfang.
    Geboren in den Weinbergen und Gehölzen, die den größten Teil der zerklüfteten Hügel bedeckten, den Reihen von Olivenbäumen und Rebstöcken, die bis zum Frühling blattlos bleiben würden, wehte der kalte Wind nach Westen und Norden über die wohlhabenden Bauernhöfe, mit denen das Land zwischen den Hügeln und dem großen Hafen von Ebou Dar gesprenkelt war. Das Land lag noch immer winterbrach, aber Männer und Frauen ölten bereits Pflugscharen und flickten Gespanne, um sich auf die kommende Aussaat vorzubereiten. Sie beachteten die schwer beladenen Wagenzüge kaum, die auf den unbefestigten Straßen nach Osten fuhren und Leute beförderten, die ungewohnte Kleidung trugen und mit seltsamem Akzent sprachen. Viele der Fremde schienen ebenfalls Bauern zu sein, an ihre Wagenkästen war vertraut aussehendes Gerät festgeschnallt, auf den Wagen waren unbekannte Setzlinge geladen, deren Wurzeln in groben Stoff gehüllt waren, aber sie fuhren in ferne Länder. Sie hatten nichts mit dem Leben hier und jetzt zu tun. Die seanchanische Hand ruhte leicht auf jenen, die sich nicht gegen ihre Herrschaft wehrten, und für die Bauern der Rhannon-Hügel hatte sich das Leben nicht verändert. Für sie war ohnehin der Regen oder sein Ausbleiben der wahre Herrscher gewesen.
    Der Wind blies nach Westen und Norden, über den breiten blaugrünen Hafen, in dem Hunderte von Schiffen im Wellengang an ihren Ankern schaukelten. Einige davon wiesen einen breiten Bug auf und waren mit gerippten Segeln geriggt, andere wiederum hatten einen langen, scharf geschnittenen Bug, und auf ihnen waren Männer damit beschäftigt, ihre Segel und die Takelage denen der breiteren Schiffe anzupassen. Viele lagen im flachen Wasser, rußgeschwärzte Wracks, die auf die Seite gekippt waren, verbrannte Spanten, die schwarzen Skeletten gleich in dem tiefen grauen Schlamm versanken. Boote schössen unter der Kraft von Dreieckssegeln voran oder krochen von Rudern getrieben daher wie vielgliedrige Wasserkäfer; die meisten beförderten Arbeiter und Nachschub zu den Schiffen, die unversehrt waren. Andere kleine Fahrzeuge und Barken waren an etwas festgezurrt, das Ähnlichkeit mit entasteten Baumstümpfen hatte, die aus dem blaugrünen Wasser ragten; hier sprangen Männer in die Fluten, mit Steinen in den Händen, die sie schnell zu den versunkenen Schiffen in der Tiefe tragen würden, wo sie dann Seile an allem festzurrten, was man bergen konnte. Vor sechs Nächten war hier der Tod auf dem Wasser gewandelt, hatte die Eine Macht Männer und Frauen getötet, Schiffe vernichtet und die Finsternis mit silbernen Blitzen und durch die Luft rasenden Feuerbällen gespalten. Heute erschien der Hafen mit seinem unruhigen Wasser trotz der hektischen Aktivität friedlich, die aufspritzende Gischt vermischte sich mit dem Wind, der in die Flussmündung des Eldar nach Norden und Westen und ins Landesinnere wehte.
    Mat saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem moosbewachsenen Felsen am schilfgesäumten Ufer des Flusses, krümmte die Schultern gegen den Wind und fluchte stumm. Hier gab es kein Gold, keine Frauen, kein Tanz, keinen Spaß. Dafür aber großes Unbehagen. Kurz gesagt, es war der letzte Ort, den er sich normalerweise ausgesucht hätte. Der Himmel war schiefergrau, und die dicken purpurfarbenen Wolken, die vom Meer herantrieben, verkündeten Regen. Ohne Schnee schien der Winter

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