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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stickarbeit in der Hand erstarrt, und ihre Brauen schienen unter ihren Haaransatz kriechen zu wollen. Selucia hockte angespannt auf der anderen Bettkante und verfolgte mit beträchtlichem Interesse, wie er die Messer wieder in den Ärmeln verschwinden ließ. Er hätte sie nicht für die Art Frau gehalten, die gefährliche Männer mochte. Diese Art Frau mied man besser; sie neigten dazu zu sorgen, dass ein Mann gefährlich sein musste. Er sah Tuon nicht an. Vermutlich starrte sie ihn an, als hätte er sich benommen wie Luca. Nur weil er nicht heiraten wollte, hieß das noch lange nicht, dass seine zukünftige Frau ihn für einen Narren halten sollte.
    »Was hast du herausgefunden, Thom?«, fragte er kurz angebunden. Etwas war geschehen, oder die Würfel wären nicht verstummt. Ihm kam ein Gedanke, bei dem sich seine Haare sträuben wollten. Da war das zweite Mal, dass sie in Tuons Gegenwart verstummt waren. Das dritte Mal, wenn er das Stadttor in Ebou Dar mitzählte. Drei verdammte Male, und immer hatten sie mit ihr zu tun.
    Der weißhaarige Mann kam mit einem leichten Hinken herein, schob die Kapuze zurück und zog die Tür hinter sich zu. Sein Hinken kam von einer alten Verletzung, nicht von Ärger in der Stadt. Hochgewachsen und schlank, mit scharfen blauen Augen und einem schneeweißen Schnurrbart, dessen Spitzen bis unters Kinn gingen, schien er überall sofort Aufmerksamkeit zu erregen, aber er hatte Übung darin, nirgendwo aufzufallen, und sein dunkeler Mantel und der braune Wollumhang passten zu einem Mann, der über etwas Geld verfügte, wenn auch nicht viel. »Auf den Straßen wimmelt es nur so von Gerüchten über sie«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf Tuon, »aber nichts über ihr Verschwinden. Ich habe ein paar seanchanischen Offizieren einen Becher Wein ausgegeben, und sie scheinen zu glauben, dass sie gemütlich im Palast sitzt oder auf einer Inspektionsreise ist. Ich habe keine Heuchelei gespürt, Mat. Sie haben keine Ahnung.«
    »Habt Ihr öffentliche Verlautbarungen erwartet, Spielzeug?«, sagte Tuon ungläubig. »Möglicherweise denkt Suroth darüber nach, sich wegen der Schande das Leben zu nehmen. Erwartet Ihr, dass sie ein so schlechtes Omen für die Wiederkehr verbreitet?«
    Also hatte Egeanin recht gehabt. Es erschien trotzdem unmöglich. Und verglichen mit den verstummten Würfeln erschien es auch nicht im mindesten wichtig. Was war passiert? Er hatte Tuon die Hand geschüttelt, das war alles. Die Hände geschüttelt und ein Abkommen besiegelt. Er hatte vor, sich daran zu halten, aber was hatten die Würfel ihm gesagt? Dass sie sich ebenfalls daran halten würde? Oder doch nicht? Soweit er wusste, heirateten seanchanische Adlige für gewöhnlich - zu was hatte sie ihn noch mal machen wollen, ach ja, zu einem Pokalträger -, vielleicht verheirateten sie sich ja ständig mit Pokalträgern.
    »Da ist noch mehr, Mat«, sagte Thom und musterte Tuon nachdenklich und mit einer gewissen Überraschung. Mat wurde klar, dass der Gedanke, Suroth könnte sich umbringen, sie nicht besonders zu belasten schien. Vielleicht war sie ja so hart, wie Domon glaubte. Was hatten die verdammten Würfel ihm bloß sagen wollen? Das war es, was hier wichtig war. Dann sprach Thom weiter, und Mat vergaß Tuon und sogar die Würfel. »Tylin ist tot. Sie halten es geheim, weil sie Angst vor Unruhen haben, aber eine der Palastwachen, ein junger Leutnant, der nicht viel vertragen konnte, hat mir verraten, dass sie ihre Begräbnisfeier und Beslans Krönung für denselben Tag vorbereiten.«
    »Wie?«, wollte Mat wissen. Sie war älter als er, aber nicht so viel älter! Beslans Krönung! Beim Licht! Wie würde Beslan damit zurechtkommen, wo er die Seanchaner doch hasste? Es war sein Plan gewesen, den Nachschub auf der Buchtstraße in Brand zu setzen.
    Hätte Mat ihn nicht davon überzeugen können, dass ein Aufstand nur in einem Massaker geendet hätte, und zwar nicht unter den Seanchanern, hätte er auch das versucht.
    Thom zögerte und fuhr sich mit einem Daumen über den Schnurrbart. Schließlich seufzte er. »Man hat sie in ihrem Schlafgemach gefunden, Mat, am Morgen nach unserem Aufbruch, noch immer an Händen und Füßen gefesselt. Ihr Kopf ... Man hat ihr den Kopf abgerissen.«
    Mat war sich nicht bewusst, dass seine Knie unter ihm nachgegeben hatten, bis er sich mit dröhnendem Schädel auf dem Boden sitzend wiederfand. Er konnte ihre Stimme hören. Du wirst deinen Kopf verlieren, wenn du nicht vorsichtig bist,

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