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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tasse so fest umklammert, dass auf ihrem Handrücken die Sehnen hervortraten, und er wollte seine Hüfte nicht mit einem weiteren Sturz auf die Probe stellen. Und wenn er darüber nachdachte, konnte er nicht abschätzen, wie sehr sie sich bemüht hatte, ihn das erste Mal zu treffen. Ihre Hände waren sehr schnell. »Ich wollte es nur wissen«, sagte er hastig. »Ich war neugierig, wollte ein wenig plaudern. Ich bin nur etwas älter.« Zwanzig. Soviel also zu der Hoffnung, dass sie zu jung war, um in den nächsten drei oder vier Jahren zu heiraten. Alles, was sich zwischen ihn und seinen Hochzeitstag stellte, wäre willkommen gewesen.
    Tuon musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf, dann warf sie die Tasse neben Frau Anan aufs Bett und setzte sich wieder auf den Stuhl; dabei richtete sie ihren voluminösen Wollrock mit der gleichen Aufmerksamkeit, als hätte es sich um ein Seidengewand gehandelt. Aber dabei musterte sie ihn weiterhin durch die langen Wimpern. »Wo ist Euer Ring?«, wollte sie wissen.
    Unbewusst strich er mit dem Daumen über den Finger der linken Hand, an dem für gewöhnlich der lange Ring steckte. »Ich trage ihn nicht immer.« Nicht, wenn jeder im Tarasin-Palast von ihm wusste. Das Ding wäre bei seiner groben Tagelöhnertracht sowieso nur aufgefallen. Es war nicht einmal sein Siegelring, sondern bloß das Versuchsstück eines Schnitzer s. Seltsam, wie sich seine Hand beträchtlich leichter ohne diesen Ring anfühlte. Zu leicht. Seltsam auch, dass sie es erwähnte. Andererseits, warum auch nicht? Beim Licht, diese Würfel ließen ihn vor Schatten zurückzucken und bei Seufzern zusammenschrecken. Aber vielleicht war das ja auch nur sie, ein beunruhigender Gedanke.
    Er wollte sich auf das unbenutzte Bett setzen, aber Selucia schwang sich so schnell darauf, dass jeder Akrobat neidisch gewesen wäre, und streckte sich aus, den Kopf auf eine Hand gestützt. Das ließ einen Augenblick lang das Tuch verrutschen, aber sie richtete es hastig, und die ganze Zeit starrte sie ihn so stolz und kalt wie eine Königin an. Er schaute auf das andere Bett, und Frau Anan legte ihre Stickarbeit lange genug ab, um eingehend ihre Röcke zu glätten und deutlich zu machen, dass sie nicht vorhatte, auch nur einen Fingerbreit zur Seite zu rücken. Sollte sie doch zu Asche verbrennen, sie benahm sich, als würde sie Tuon vor ihm beschützen! Frauen schienen sich immer zusammenzurotten, sodass kein Mann jemals eine faire Chance hatte. Nun, bis jetzt war es ihm gelungen, Egeanin davon abzuhalten, das Kommando zu übernehmen, und er würde sich nicht von Setalle Anan oder einer vollbusigen Zofe oder der ach so mächtigen Hochlady Tochter der Neun verdammten Monde herumschubsen lassen! Jedoch konnte er wohl kaum eine von ihnen aus dem Weg drängen, um einen Sitzplatz zu finden.
    Er lehnte sich an eine Kommode am Fuß des Bettes, auf dem Frau Anan saß, und versuchte sich etwas einfallen zu lassen, was er sagen konnte. Er hatte nie Probleme damit, mit Frauen zu sprechen, aber der Lärm dieser Würfel lahmte seinen Verstand. Alle drei Frauen warfen ihm missbilligende Blicke zu - er konnte förmlich hören, wie zumindest eine von ihnen ihm befahl, sich gerade hinzustellen! -, also lächelte er. Die meisten Frauen fanden sein bestes Lächeln sehr gewinnend.
    Tuon gab einen langen Seufzer von sich, der nicht im mindesten angetan klang. »Erinnert Ihr Euch an Falkenflügels Gesicht, Spielzeug?« Frau Anan blinzelte überrascht, und Selucia setzte sich mit einem finsteren Blick auf. Der Blick galt ihm! Wieso denn ihm? Tuon sah ihn einfach nur weiterhin an, die Hände im Schoß gefaltet, so ruhig und gesammelt wie eine Seherin am Sonntag.
    Mats Lächeln fühlte sich wie erstarrt an. Beim Licht, was wusste sie? Wie konnte sie überhaupt etwas wissen? Er lag unter der brennenden Sonne, hielt sich mit bei den Händen die Seite, versuchte den Rest seines Lebens daran zu hindern, aus ihm herauszuströmen, und fragte sich, ob es überhaupt einen Grund gab, daran festzuhalten.
    Nach den Anstrengungen dieses Tages war Aldeshar erle digt. Einen Augenblick lang verdeckte ein Schatten die Sonne, dann kniete ein großer Mann in einer Rüstung neben ihm nieder, den Helm un ter den Arm geklemmt, mit tiefliegenden Augen, die eine Hakennase einrahmten. »Ihr habt heute gut gegen mich gekämpft, Culain, wie schon viele Tage in der Vergangenheit«, sagte diese markante Stimme.
    »Werdet Ihr mit mir in Frieden leben?« Mit seinem letz ten Atemzug lachte er

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