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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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vergiss
das nicht.«
    »Hm.«
    »Also bleibt uns nichts weiter, als zusammen mit der Presse eine
Suchaktion zu starten …«, kam Sina auf den Fall zurück.
    »… und abzuwarten«, sagte Niebuhr.

DREI
    »De Groot ist in der Leitung …«
    In der Tür zum Büro stand Maren Brandstätter, seine Sekretärin,
deren Aufgabe es unter anderem war, ihn vor ungebetenen Anrufen zu schützen.
Sie wartete wie immer geduldig, bis er sich bequemte zu antworten, denn er
hasste jede Art von Störung, wenn er nachdachte.
    »Danke, Maren, sagen Sie ihm, ich rufe später zurück.«
    »In einer halben Stunde steht der Termin mit der IHK an«, schob sie noch trocken hinterher.
    »Soll sein, Maren, soll sein, nur lassen Sie mich bis dahin bitte in
Ruhe.«
    Sie nickte stumm und schloss unhörbar die Tür von außen.
    In letzter Zeit kamen ihm die Pausen zwischen den Terminen immer zu
kurz vor. Er spürte, dass sich sein Körper gegen den Stress zu wehren begann,
von dem er früher nicht genug kriegen konnte.
    Nachher musste er wieder den dynamischen Macher geben. Er, Geert
Sandrock, der Oberbürgermeister von Goslar, würde Hände schütteln, jedem, der
es von ihm erwartete, verbindlich in die Augen sehen, problembewusst,
verständnisvoll, menschlich, kompetent, zukunftsorientiert, vorurteilsfrei …
    Ihm entfuhr ein Stoßseufzer. Hatten seine Kritiker womöglich recht,
wenn sie sagten, er wäre ausgebrannt? Dass Goslar jetzt einen brauchte, der sie
nach vorne brachte. Der die ewige Finanzmisere endlich in den Griff bekam,
Investoren nicht nur suchte, sondern auch fand und innovative Projekte auf den
Weg brachte für eine Stadt, die ausstarb, weil nicht genug junge Familien in
ihr leben wollten.
    Fast unmerklich hob er das Kinn und blickte aus dem Fenster, hinter
dem eine kraftvolle Sonne die Dächer der alten Gemäuer wärmte, für die er seine
Gesundheit ruiniert hatte.
    Als er vor sechs Jahren die Finanzen dieser Stadt in die Hand genommen
hatte, hatte er noch Hoffnung gehabt, die Schieflage wieder ins Lot zu bringen.
Niemand konnte ihm was vormachen. Er hatte jahrelange Erfahrungen in
verantwortungsvollen Positionen der Verwaltung mitgebracht. Dann hatte er
hilflos mitansehen müssen, wie die Gelder zwischen den einzelnen Posten
zerrieben wurden. Überall brauchte es mehr als geplant. Schließlich brachen
auch noch die Steuereinnahmen in einem Ausmaß ein, wie es sich vorher niemand
hatte vorstellen können.
    Er tat sein Bestes, und anfänglich erkannte man seine Arbeit auch
an. Die eiserne Konsequenz, mit der er sich gegen das Defizit in der Kasse
stemmte. Alle standen ausnahmslos hinter den Maßnahmen, die er ergriff. Doch
der Erfolg blieb aus, weil die Krise ihnen einen Strich durch die Rechnung
gemacht hatte. Es wurde sogar noch schlimmer. Am Ende musste ein Schuldiger
her. Und lange dauerte es nicht, bis sie ihn gefunden hatten: Geert Sandrock, der
als Heilsbringer angefangen hatte, war plötzlich der Sündenbock.
    Vor zwei Tagen war dann der tödliche Satz gefallen, den Sandrock
erwartet hatte, aber nicht von seinem Freund Ernst-August Klawitter: »Es ist
allein deine Entscheidung, Geert!«
    Dabei hatte Klawitter so überzeugend jovial gelächelt, dass Sandrock
ihm am liebsten eins in die Fresse gehauen hätte.
    Der alte Hirsch ist zum Abschuss freigegeben, hieß das. Und das mit
achtundfünfzig.
    Hatte er wirklich nichts mehr im Beutel, wie die Kollegen ätzten?
Vor dem Herzinfarkt hätte es keiner gewagt, sein Stehvermögen in politischen
Dingen anzuzweifeln. Er war überall gleichzeitig gewesen, hatte die Übersicht
über sämtliche Vorgänge in Verwaltung und Rat gehabt.
    Doch dann kam der Zusammenbruch, der ihn fast zwei Monate außer
Gefecht gesetzt hatte. Er verlor zwanzig Kilo, musste mit dem Rauchen aufhören.
Jetzt fühlte er sich wieder besser, war aber bei Weitem nicht mehr der
Kraftmeier, dem auf jede Intrige im Rat sofort die passende Retourkutsche
einfiel. Wenn der Kämpfer blutet, wird er eben schnell zum Opfer.
    Er fragte sich, ob es sinnvoll wäre, noch einmal durchzustarten,
oder ob er besser auf seine Frau Rita hörte, die ihm in ihrer diplomatischen
Art gesagt hatte, dass jeder Grenzen habe und man sie respektieren müsse. Was
aber letztlich auch nichts anderes hieß als: Hör auf, du bist am Ende!
    Sollte er nicht einsichtig sein, bevor er sich lächerlich machte? Die
Presse hackte schon jetzt gnadenlos auf seiner angegriffenen Gesundheit herum,
und die Meute der Bluthunde aus dem Rat wurde täglich

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