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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Entscheidung
ist, wann er gehen will …«
    Das boshaft ironische Lächeln in ihrem Gesicht wich einem beinahe
hasserfüllten Ausdruck, der ihn zusammenzucken ließ.
    »Beruhige dich. Ich weiß, dass du ihm etwas schuldest, schließlich
hat er dich zu seinem Stellvertreter gemacht, und Königsmord kommt nicht gut
an.«
    Er verstand immer noch nicht, was sie ihm sagen wollte.
    »Aber als OB wärst du unabhängig,
endlich unabhängig von diesem Bau hier, von dieser miefigen Tradition, von
deinem Vater, der mich nach sechsundzwanzig Jahren immer noch ansieht, als wäre
ich ein Fremdkörper in diesem Haus.«
    »Aber Miriam, ich …«
    Entgeistert starrte er seiner Frau hinterher, die aus ihrem Stuhl
schoss und in kleinen, energischen Schritten, denn etwas anderes ließ ihr enger
Rock nicht zu, aus der Küche hastete und der Wohnungstür zustrebte.

VIER
    Die Suche hatte von Anfang an zwei Handicaps: Es gab nur
eine Phantomzeichnung nach dem Totenschädel des Mordopfers, und die
Beschreibung der Person passte auf viele junge Männer. Die Radiodurchsagen
brachten entsprechend zahlreiche, aber keine zielführenden Hinweise. Auch der
Aufruf, auffällige Beobachtungen vor etwa vier bis sechs Wochen der Polizei zu
melden – wie zum Beispiel einen eskalierenden Streit, in den ein junger
Mann, auf den die Beschreibung passte, verwickelt war –, brachte kein
Ergebnis.
    »Wir lassen die Technik noch mal ran«, sagte Kriminalrat Keilberth.
»Die sollen jeden Zentimeter Waldboden durchsieben, bis er feiner ist als der
Sand in der Sanduhr.«
    Doch das Ergebnis war gleich null.
    Dann ging das Telefon in Sinas Büro.
    »Kramer, Kripo Goslar.«
    »Hier spricht Mayrinck. Sie erinnern sich, Frau Kommissar? Meine
Liese hat den Knochen gefunden.«
    »Ja, natürlich. Was gibt’s, Herr Mayrinck?«
    »Wir haben noch etwas entdeckt. Ich habe zuerst nicht gedacht, dass
es etwas mit dem Toten zu tun haben könnte.«
    »Was haben Sie denn entdeckt?«
    »Als ich mit meiner Liese ein ganzes Stück entfernt von der Stelle,
wo sie die Leiche … da gehe ich nämlich nicht mehr entlang, wissen Sie …
also, da glänzte mich etwas an. Das war gestern. Ich wollte den Ring zuerst zum
Fundbüro bringen, aber dann …«
    Es war ein breiter Siegelring aus Gold. Das Wappen zeigte
zwei Löwen auf Hinterbeinen, die einen Schild in ihren Pranken hielten, darauf
abgebildet eine zweitürmige Burg oder Festung, über der sich zwei Schlüssel
kreuzten.
    »Könnte ein Stadtwappen sein«, sagte Niebuhr, »fragt sich nur, von
welcher Stadt.«
    »Wozu gibt es das Internet?«, kam prompt von Sina, obwohl das mehr
die Domäne des Kollegen war.
    Niebuhr setzte sich auch gleich an den Computer. »Das könnte es
sein«, sagte er nach ein paar Mausklicks.
    Sina warf einen Blick auf den Monitor. »Riga?«
    »Ja, Riga. Hauptstadt von Lettland. Liegt in Nordeuropa, passt also
auf unser Suchprofil, dass der Tote Arbeiter aus dem Ausland sein könnte.«
    »Nicht schlecht, Jens.« Doch Sina war in Gedanken schon weiter.
    Der Ring würde natürlich die üblichen Untersuchungen nach Fingerabdrücken
und DNA -Spuren durchlaufen. Wenn er dem Ermordeten
gehört hatte, war er vermutlich von einem Tier, vielleicht einer Elster, vom
Fundort der Leiche fortgetragen worden. Aber dass sich an dem glatten
Gegenstand noch Abdrücke oder Hautpartikel seines Besitzers befanden, war
ziemlich unwahrscheinlich. Und doch.
    »Es ist eine zweite Chance«, sagte Sina, während sich Niebuhr mit
der rechten Hand über den Dreitagebart schrabbte. »Wer den Ring kennt, kennt
auch den Besitzer.«
    ***
    Am frühen Abend bummelten Sina und Chao Hand in Hand durch
die Goslarer Altstadt. Entlang der Gose, vorbei an der Lohmühle, deren
hölzernes Mühlrad gemütlich vor sich hinratterte. Wie jedes Jahr um diese Zeit
hingen Blumenkästen an den Geländern der Brücken, besetzt mit orangeroten
Geranien, die wie kleine Lichter den Weg des Wassers beschienen.
    Es war immer noch warm. Im Herzen von Goslar wimmelte es von
Menschen. Plappernde Stimmen, das Klicken von Fotoapparaten erfüllten wie ein
Summen die Luft. Die Pferde, die vor den Kutschen an der Marktkirche von St. Cosmas
und Damian standen, schlugen ungeduldig mit den Hufen auf das Pflaster.
Sommerliches Touristentreiben.
    Vorbei am Brunnen aus Bronze mit dem vergoldeten Adler schlenderten
Sina und Chao über die Mitte des Platzes und setzten sich in das Café unter dem
Glockenspiel in der alten Kämmerei.
    Vor ihnen lag die Kulisse von gotischem

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