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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sich zu erkennen. Kurze Zeit danach
öffnete sich die Tür, und ein massiger Mann mit unwilligem Gesichtsausdruck
füllte den Eingang.
    »Was gibt’s denn?«, fragte er, hatte aber Milda sofort erkannt, wie
das kurze Blitzen in seinen Augen verriet.
    »Wollen wir das hier draußen bereden, oder können wir reinkommen?«,
fragte Sina.
    Der Typ Marke Türsteher verlangte ihr nicht den leisesten Respekt
ab. Er schien nicht besonders überrascht zu sein oder hatte sich innerhalb von
Sekunden auf die neue Situation eingestellt. Er trat beiseite und machte eine
übertrieben einladende Handbewegung, dazu stellte er ein überlegenes Lächeln
zur Schau mit der Botschaft »Ihr könnt mir gar nichts!«.
    Drinnen roch es nach Essigputzmittel. Am Tresen sprudelte das Wasser
ins Spülbecken. Holz und Strohblumen, Borde mit Krügen und einer Sammlung alter
Kaffeekannen an den Wänden, weiß-rot karierte Decken auf den Tischen, das, was
unter bürgerlich-gemütlich lief.
    »Sind Sie Herr Kröger?«, fragte Sina.
    »Ja, der bin ich«, bestätigte Kröger, immer noch selbstsicher grinsend.
    »Kennen Sie diese Frau?« Niebuhr deutete auf Milda Auseklis, obwohl
sich die Antwort erübrigte.
    Das wusste auch Kröger.
    »Ja, ich kenne sie.«
    »Arbeitet sie hier bei Ihnen?«
    »Nicht direkt.«
    Was soll er auch anderes sagen, dachte Sina.
    »Was heißt das?«
    Kröger bot ihnen Platz an einem der Tische an. Milda klebte immer
noch wie eine zweite Haut an Niebuhr.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein«, erwiderte Sina, »wir möchten, dass Sie uns die Frage beantworten.«
    »Ist ja gut, ist ja gut. Ich bin braver Staatsbürger und habe bisher
immer meine Steuern bezahlt.«
    Der glaubt doch nicht im Ernst, mit dem Theater durchzukommen?,
dachte Sina.
    »Also?«
    »Aus Mitleid hab ich ihr manchmal was zu arbeiten gegeben, in der
Küche …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Wo schläft die junge Frau?«
    Jetzt merkte man Kröger an, wie er innerlich kochte. Er warf Milda
einen vernichtenden Blick zu, stand schweigend auf und führte die Beamten und
seine vor Angst zitternde Küchenhilfe wortlos durch einen schmalen Gang, vorbei
an den Toiletten, in den Hinterhof.
    Der Hof war umbaut von Schuppen aus marodem Fachwerk, deren
schmutzige Fassaden das geflickte Pflaster in Schatten warfen. Der Gestank nach
faulendem Kohl und Fisch drang aus den Mülltonnen, die mitten im Weg standen.
Abgesehen von einem großen Holztor, innen von einem blitzblanken BMW versperrt, gab es zwei Zugänge zum Hof: den durch
das Lokal, durch den sie gekommen waren, und eine Direktverbindung zur Küche.
    Die Wohnung der jungen Frau lag im ersten Stock eines der klapprigen
Bauten und war nur durch eine Klappe in der Decke erreichbar.
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«, versuchte es Kröger noch
einmal.
    »Wir haben den Verdacht, dass hier in nennenswertem Umfang
Schwarzarbeit betrieben wird. Das reicht«, antwortete Sina.
    Kröger gab endlich auf, drehte sich um und ging zurück ins Haus.
    Es waren zwei kleine Zimmer, in besserem Zustand, als Sina erwartet
hatte, nicht feucht, die Wände mit Raufaser tapeziert. Allerdings war der Boden
schief und mit Faserplatten belegt, auf denen jeder Schritt dumpf widerhallte.
Der erste Raum war eine Wohnküche mit Küchenzeile, Waschmaschine, Sitzecke, der
hintere das Schlafzimmer mit Doppelbett und Schrank, auf dem ein kleiner Fernseher
stand. In beiden Räumen gab es je ein Fenster mit Blick auf die trostlose
Rückseite des Hotels und der Gaststätte.
    Sina setzte sich auf die Bank der Sitzecke. »Hier leben Sie also mit
Ihrem Mann?«
    Milda begann, sich am Küchenschrank zu schaffen zu machen. »Tee?«,
fragte sie schüchtern.
    »Gern«, antwortete Niebuhr.
    »Ja, hier leben wir. Kröger hat gesagt, zuerst wenig Geld, aber dann
immer mehr und es uns gut gehen. Wir müssen nur Mund halten und warten, hat er
gesagt, Geduld haben, hat er gesagt. Wollen nur kleines Glück, verstehen? Nicht
viel, eine Wohnung und Kinder, vielleicht ein Auto.«
    »Haben Sie ein Foto von Ihrem Mann?«, fragte Niebuhr.
    »Moment.«
    Sie lief ins Schlafzimmer, kam zurück und drückte ihm ein Bild in
die Hand.
    »Kröger jetzt böse, er jetzt schreien mit mir und …«, sagte Milda,
während sie den Tee einschenkte.
    »Hat er Sie schon einmal geschlagen?«, fragte Sina.
    Milda schwieg, schien nicht die Absicht zu haben, die Frage zu
beantworten.
    Vielleicht hat er ihr auch gedroht und ihr irgendetwas erzählt, um
alles unterm Tisch zu halten,

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