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Pferde, Wind und Sonne

Pferde, Wind und Sonne

Titel: Pferde, Wind und Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cescco
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Sein Fell war rauh und trocken. Karin streichelte zärtlich seine Nüstern, während sie ihm den Seden abnahm.
    »Geh jetzt!« flüsterte sie.
    Der Hengst schnaubte, schüttelte die Mähne, wandte sich ab und trabte seiner Herde zu. Karins Augen leuchteten.
    »Wie werde ich ihn wiederfinden?« fragte sie.
    »Sei unbesorgt«, antwortete Thyna, »er ist es, der dich suchen wird.« Plötzlich erstarrte sie, ihr Gesicht wurde aufmerksam, die schmalen Nasenflügel bebten. Sie lauschte in die Nacht. Karin ahnte mehr, als daß sie die Worte vernahm, die über ihre Lippen kamen:
    »Da ist jemand...«
    Es überlief Karin eiskalt, und sie bekam eine Gänsehaut. Zweige knackten. Wasser plätscherte in der Dunkelheit. Die Zigeunerin spähte und lauschte.
    Auf einmal erhellten sich ihre Züge, und ihre Augen funkelten spöttisch:
    »Nun komm schon!« rief sie gelassen.
    Die Zweige knackten in der Nähe. Ein Schatten, dunkler als die Nacht, löste sich aus den Bäumen und kam zögernd näher. Karin glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie Mireille erkannte. Nach dem Kälteschauer wallte ihr die Hitze ins Gesicht. Wie angewurzelt stand sie da und brachte kein Wort über die Lippen. Mireille schien ebenso bestürzt zu sein, aber - Karin begriff plötzlich - aus völlig anderen Gründen.
    Thynas fragende Stimme unterbrach das Schweigen:
    »Hast du’s gesehen?«
    Wie geistesabwesend nickte Mireille.
    »Dann um so besser!« sagte die Alte.
    Mireille kam langsam näher. Im Mondlicht schaute sie Karin an, als erblickte sie sie zum erstenmal.
    »Also du... du hast >Glanzstern< geritten!«
    »Ich war es, die ihn verbunden hat, als er verletzt war«, gestand Karin verwirrt. »Ich habe nicht gewagt, es dir zu sagen...« Mireille lachte nervös auf. »Als ich dahinterkam, daß du nachts ausgeritten bist, habe ich zuerst versucht, dich zum Reden zu bringen; du bist aber stumm wie ein Fisch geblieben. Daher habe ich mich in dieser Nacht schlafend gestellt...«
    »Das ist dir gut gelungen«, sagte Karin. »Ich bin wirklich darauf hereingefallen!«
    Mireille kicherte: »Du hast keine Ahnung, wie schwer das war! Als du mir so nah ins Gesicht sahst, kribbelte es mich am ganzen Körper. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre losgeplatzt! Später sattelte ich >Irrlicht< und folgte dir. Zuerst wollte ich dich beim Schwimmen überraschen. Aber dann kam Thyna, und ihr habt den Kahn genommen. Ich mußte >Irrlicht< am Strand zurücklassen und einen riesigen Umweg um die Sümpfe machen. Zum Glück kenne ich die Gegend!«
    Voller Bewunderung legte sie Karin beide Hände auf die Schultern. »Und du hast den verrückten Hengst gezähmt!«
    »Er ist nicht verrückt«, rief Karin.
    »Ich weiß«, beschwichtigte sie Mireille. Ihr offenes Gesicht sah plötzlich vorwurfsvoll aus. »Warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir doch geholfen...«
    »Ich dachte... ich dachte, du würdest dich über mich lustig machen«, gab Karin verlegen zu.
    »Ich mich über dich lustig machen!« Mireille wandte sich mit gespielter Entrüstung an Thyna: »Da kommt so eine ahnungslose Touristin, sucht sich ein Pferd aus, das kein Gardian anzurühren wagt, und macht es im Handumdrehen zahm wie ein Lamm!«
    »Es ist der Hengst, der ausgesucht hat«, bemerkte Thyna. »Wenn >Glanzsterns< Instinkt Karin ablehnen würde, hätte selbst ich nichts daran ändern können.«
    Ihre schwarzen Augen richteten sich fest auf Mireille. Fast schroff warf sie ihr entgegen:
    »Laß deinen Bruder wissen, daß das Spiel für ihn verloren ist!«
    »Alain... wie soll man es ihm nur verständlich machen?« seufzte Karin. Sie hatten ihre Pferde am Strand bestiegen und ritten nun Seite an Seite in der friedlichen Stille, die der Morgendämmerung vorausgeht. Thyna hatte sie in ihrem Kahn bis zu den Seen zurückbegleitet. Dann war sie unter leichtem Knarren der Planken im Dunst des anbrechenden Tages verschwunden.
    »Du sagst ihm einfach die Wahrheit«, antwortete Mireille auf Karins Frage. »Seiner Eigenliebe wirst du einen harten Schlag versetzen, aber er wird nicht um die Tatsache herumkommen, daß >Glanzstern< dir gehört.«
    »Aber wie soll ich das glauben?« stotterte Karin.
    »Hast du Tante Justines Versprechen vergessen? Wem es gelingt >Glanzstern< zu reiten, dem soll er gehören. Erinnerst du dich nicht?«
    Ein fast kindlicher Ausdruck von Ungläubigkeit und Staunen zeichnete sich auf Karins Gesicht ab. Diese Zusage hatte sie nie ernst genommen. »Glaubst du, daß ich Tante Justine daran

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