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Phantasmen (German Edition)

Phantasmen (German Edition)

Titel: Phantasmen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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teuflischen Lächeln.
    Emma stolperte erneut, und diesmal konnte ich sie nicht auf den Beinen halten. Ihre Hand glitt aus meiner. Während mein Herzschlag noch immer galoppierte, warf ich mich herum und sah voller Entsetzen, dass sie auf dem Rücken lag. Mit einem Aufschrei packte ich sie unter den Armen und drehte sie herum. Sie bewegte sich, erschien mir aber furchtbar schwach und viel schwerer als sonst. Erst krabbelte sie ein Stück, dann ließ sie sich von mir auf die Beine helfen und hielt sich irgendwie aufrecht.
    »Los, komm!«, schrie ich gegen einen Lärm an, der nur in meinem Kopf existierte. »Wir müssen hier weg!«
    Es gab keinen logischen Grund dafür, keine Ziellinie, hinter der unsere Rettung lag. Alles, was ich wusste, war, dass mein Herzrasen mit den Geistern zu tun hatte und es mit ihrem Lächeln begonnen hatte. Das war beinahe wieder ein klarer Gedanke. Bedeutete das, dass wir weit genug weg waren, außerhalb ihres Einflusses? Mein Puls trommelte noch immer sein mörderisches Solo. Vielleicht nur eine Folge des Sprints.
    Trotzdem zog ich Emma weiter durch den Wüstenstaub. Vor uns im Dunkel sah ich einen höckerigen Umriss, dessen Schwarz noch tiefer war als das der Umgebung. Ohne Absicht waren wir einen leichten Bogen gelaufen und hielten genau auf den Wagen des Amerikaners zu.
    »Es … wird besser«, hörte ich Emmas Stimme, und das gab mir die nötige Zuversicht. Der Schmerz in meiner Brust ließ nach. Was war da gerade mit mir geschehen? Eine Herzattacke, ein Infarkt? Nichts, wovor man davonlaufen konnte. Und doch hatten wir genau das getan.
    Atemlos erreichten wir den Geländewagen und stützten uns auf der Motorhaube ab. Ich wandte den Kopf zu Emma um und konnte kaum mehr als ihre Silhouette erkennen. Dennoch verriet ihre Haltung, wie geschwächt sie war – mindestens so sehr wie ich selbst –, und als sie sich ein wenig drehte, zeichnete das Totenlicht eine glühende Linie um ihr Profil.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte kaum merklich. »Was war das? … Ich meine, was ist passiert?«
    Ich sank mit dem Rücken gegen den Wagen. »Weiß ich nicht.«
    Die Geister hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Aus hundert Metern Entfernung wirkten sie so harmlos wie zuvor. Waren wirklich sie der Auslöser gewesen? Was war das für ein Lächeln? Soweit ich wusste, hatten sie in den anderthalb Jahren seit Tag null niemals auch nur eine Miene verzogen.
    Emma lehnte sich neben mir an das kühle Metall des Wagens, rutschte daran hinunter und blieb mit angezogenen Knien auf dem Boden sitzen. »Was ist mit ihm?«
    Ich wusste es nicht und so schwiegen wir beide, bis sich unser Atem allmählich beruhigte. Mein Puls verlangsamte sich. Als ich vorsichtig mit den Fingerspitzen mein Brustbein abtastete, schmerzte es wie bei einer Prellung. Ich raffte das T-Shirt nach oben, doch in der Dunkelheit hätte ich wahrscheinlich nicht mal ein faustgroßes Loch erkannt. Erst jetzt bemerkte ich das leise Pfeifen in meinem linken Ohr, dazu kamen pulsierende Kopfschmerzen. Als ich Emma darauf ansprach, sagte sie, es gehe ihr genauso. Vorhin Herzrasen und Atemnot, nun der Kopfschmerz und eine Art Tinnitus, der ganz langsam abflaute.
    Emma deutete zu den Geistern. »Er kommt da nicht mehr raus.«
    Ich stieß mich mit einem Ächzen von der Karosserie ab und probierte die Fahrertür aus. Nicht abgeschlossen. Mit dem Aufflammen der Innenbeleuchtung drang mir der Kunststoffgeruch eines brandneuen Fahrzeugs entgegen. Vom Rückspiegel baumelte ein Anhänger mit Kreuz und Strahlenkranz, vor dem Beifahrersitz lehnte das Gewehr. Ich griff um den Lenker, aber das Zündschloss war leer. Der Amerikaner musste den Schlüssel eingesteckt haben, als er zu den Geistern hinübergegangen war.
    Neugierig schaute ich mich um. Hinten lag ein Rucksack, vorn im Fußraum eine Umhängetasche aus Leder. Ich entdeckte darin den Feldstecher, durch den er uns beobachtet hatte.
    Damit kehrte ich zu Emma zurück. Der Geisterglanz lag noch immer auf ihren schweißnassen Zügen. Meine Kleidung war völlig durchgeweicht. Das war kein einfacher Sprint gewesen, kein Hundertmeterlauf wie früher in der Schule. Wir waren um unser Leben gerannt und nur um Haaresbreite davongekommen. Meine Knie fühlten sich auch Minuten später noch an, als könnten sie kaum mein Gewicht tragen. Und ich verstand nach wie vor nicht, was eigentlich geschehen war.
    Ohne den Blick von den Geistern zu nehmen, lehnte ich mich wieder gegen den Kotflügel und hob den Feldstecher

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