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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Schmalz obendrauf – und das alles für nur sieben Schekel … Oha, die Magd möchte feilschen? Für schmale sechs Schekel – nicht ein Lammkotelett, nein zwei …“
    Rechts feilschte ihr Gatte um drei Nägel mehr oder weniger. Und im Schutze dieses Gemenges zauberte der wortgewandte Orientale schwarzbraune Klumpen aus seiner Kopfbedeckung: „Schaut nur, schöne Maid! Riecht nur! Das ist der Duft des fernen Morgenlandes. Es macht Eure Augen wieder glänzend … Schwarzer Afghane, Roter Afghane … Ein Beka (fünf bis sechs Gramm) von jedem schenk ich Euch, wenn ihr nur wiederkommen wollt.“
    Das war nun bereits ein Jahr her. Sie war 18 oder 19, so genau wusste sie das nicht einmal. Sie wusste nur, dass man sie vor drei Sommern mit diesem alten Sack verheiratet hatte, dessen Schläfenlocken schon grau wurden. Im Dorf machten sie bereits Witze über ihn. „Das ist die Fremde, die Frau von Sepp dem Depp“, tuschelten die Weiber, wenn er wieder für Wochen auf Montage in Sepphoris weilte. O.k., er hatte einen großen Auftrag an Land gezogen. Im dortigen Amphitheater musste nach den Krawallen im Zuge des skandalösen Auftritts einer zelotischen Klezmer-Kapelle namens „Zerschmetterte Gesetzestafeln“ die gesamte Bestuhlung neu hergerichtet werden. Oft kam er nicht einmal am Sabbat nach Hause. Und dabei waren es nur zwei Stunden Fußmarsch von Sepphoris nach Nazareth.
    Einmal hatte sie sich auf den Weg durch die Wüste gemacht. Sie hatte das Geblöke der Schafe satt. Sie wollte ins Theater, sie wollte tanzen, sie wollte die Kuh, das Schaf, die Ziege, oder wenigstens ein Karnickel fliegen lassen. Mein Gott, oh man Jahwe, sie war doch noch jung. Sie war durch die Wüste gelatscht, für ein bisschen Rock’n’Roll. Sepphoris war ja nicht wirklich groß – also im Vergleich zu Nazareth mit seinen zwölf Ziegenhirten schon – aber sonst? Gleich in der zweiten Taverne hatte sie ihn getroffen, sturzbesoffen. Fünf Log (ein Log ist etwa ein halber Liter) trockenen Ezions machten nur noch ein trauriges sabberndes Bündel alten Zimmermannes aus ihm. Sie bezahlte die Rechnung von den wenigen Haushaltsschekeln, die er ihr Woche für Woche überließ, und schleppte ihn auf dem geborgten Esel des Wirts ins traute Heim nach Nazareth.
    Sie hatte es satt, dieses Provinzleben, sie wollte raus, sie war 18 oder 19. Sie war verheiratet mit einem Typen, der schon graue Haare am Sack hatte, und selbst die fielen bereits peu à peu aus. Sie hing fest. Eine feste Konstante war der Typ aus dem Morgenland. Wenn seine Karawane in Galiläa auf Durchreise war, dann kam er mittlerweile auch auf einen Abstecher in Nazareth vorbei. Immerhin zahlte sie gut für seine schwarzen Klumpen. Anfangs war es schwierig gewesen. Das, was Sepp ihr als Haushaltsgeld da ließ, das reichte kaum für die wöchentlichen Fladenbrote vom Koscher-Bio-Bäcker um die Ecke.
    Aber dann tauchte Gabriel auf. Er war ein glänzender Centurio. Er und seine Legionäre hatten draufgeknüppelt, als das Konzert mit den „Zerschmetterten Gesetzestafeln“ aus dem Ruder lief. Herodes höchstselbst hatte seine Centurie aus Caesarea Maritima im Gewaltmarsch nach Sepphoris beordert.
    Nächtigen mussten die Legionäre dann, wo sie gerade unterkamen. Und Gabriel ritt durch die Nacht. Er musste runterkommen. Er hatte Menschen erschlagen, mit seinem Gladius durchbohrt. Es war das blutige Ende eines Konzertes gewesen. Hätte es so kommen müssen? Mein Gott Jahwe, es waren junge Menschen, fast noch Kinder ... Er selbst war gerade 24. Was war falsch an diesem aggressiven Zeloten-Klezmer-Sound? Sie sprachen die Dinge aus, über die in den Dörfern nur geflüstert wurde. Und er war jung, und war ob dieser Jugend so bescheuert gewesen, sich auf Jahrzehnte zum Kriegsdienst bei den Römern zu verpflichten. Über Zivildienst hatte er nie nachgedacht.
    Bei ihr glimmte noch ein Licht aus kokelnder trockener Ziegenkacke, als er Nazareth erreichte. Sie war auch schon ein wenig breit. Das Pochen an der Pforte ihrer bescheidenen Hütte hatte sie irgendwie grinsend durch einen mentalen Nebel wahrgenommen. Die Phalerae, die Orden auf seinem Kettenhemd, sie glänzten im Licht der stinkenden Kackeflamme, als sie die Tür öffnete. Sein Helm war blank poliert, und stolz richtete sich der rote Helmbusch gen Mond.
    Sie hatte ihn eingelassen, und er hatte nicht lange reden müssen. Hungrig war er, und sie gab ihm Brot und Wein. Hungrig war sie nach drei Jahren stumpfer Ehe, und das Rauchwerk des

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