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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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mit dir?“, fragte der Turbanmann. „Wenn du escht Hilfe brauchst, eyh komm isch vorbei Alta, bring isch noch zwei Freunde mit.“
    „Du bist echt cool“, antwortete Maria lächelnd. „Danke und Schalom.“

3. Dezember
In der Unterführung am Bahnhof
Von Jochen Stüsser-Simpson
    Mama kürzt ihn einfach mit WM ab. Die Abkürzerei hat sie sich angewöhnt in der Gegend, aus der wir ursprünglich kommen, etwas östlicher. Jetzt wohnen wir aber in einer großen Stadt mit S-Bahn, U-Bahn und Hafen, wo sie Arbeit gefunden hat. Als mir das in meiner Klasse aus Versehen rausgerutscht ist, war mir das ziemlich peinlich. Natürlich heißt WM Weltmeisterschaft und nicht Weihnachtsmann. Jacob und John haben gelacht. Dabei ist John bestenfalls zweitklassig, in Fußball.
    In der Unterführung, die ich immer nehme, wenn ich nach der Schule aus der S-Bahn steige, stehen verschiedene Verkaufsstände für Gemüse, Computer-Zubehör, auch Schmuck. Am Anfang der Unterführung steht ein Verkehrsschild vom Bezirksbürgermeister: Lagern verboten. Das ist eine Art Versammlungszeichen für Penner, Punker und Bettler. Obwohl die echten Bettler sich oft alleine und etwas abseits halten, wenn sie um eine Spende bitten. Die Penner soll ich übrigens Obdachlose nennen. Mama legt darauf Wert. Am interessantesten sind natürlich die Punker mit ihrem Metallgehänge, ihren gezackten Ringen in Ohr und Nase, den Stachelgürteln und den Ketten an der Hose. Und wegen ihrer Haare, Rastas und Irokesen. Jacob aus meiner Klasse meint, dass sie deshalb Skins wären. Stimmt aber nicht, ich habe nachgefragt. Sie haben etwas Ritterhaftes, auch die Frauen. Leider tragen sie keine Schwerter und Streitäxte. Pferde haben sie auch nicht, nur Hunde sind manchmal dabei. John meint, sie würden eher in Herr der Ringe passen. Finde ich nicht.
    Als ich vor zwei Tagen mittags aus der Schule komme, sitzt jedenfalls mitten zwischen den Punkies oder Skins der Weihnachtsmann. Mit roter Kutte, etwas fleckig, weißem Bart und buschigen Brauen. Und er raucht eine Zigarette! Als wäre das nicht ungesund. Und vor ihm steht ein leerer Pappbecher. Muss man sich mal vorstellen, der Weihnachtsmann. Ich stelle ihn zur Rede, was soll denn das, das ist ja Betteln. Nein, das ist Wünschen, sagt der Weihnachtsmann. Ich sage ihm, zum Wünschen muss er sich nur in seinen Schlitten setzen, die Augen zumachen und sich etwas Schönes vorstellen. Zum Wünschen muss er sich nicht in die Unterführung setzen. Dann merke ich, dass er eine Fahne hat. Trinkst du denn Alkohol?, frage ich ihn. Natürlich, sagt er, Rotwein und Punsch. Das gehört zu Weihnachten, sonst kann es nicht stattfinden. Im Schlitten sitzt er immer alleine. Er ist aber gesellig, und hier sitzt er mit anderen zusammen und kann sich auch mal unterhalten. Das verstehe ich, aber nicht so ganz. Er will selbst mal was geschenkt bekommen, sagt er dann, und nicht immer nur die anderen beschenken. Auf die Weise überprüft er auch, wie gerne die Leute abgeben.
    Mama sagt mir zu Hause, das ist Quatsch. Der WM ist Werbung. Mama ist immer so kurz angebunden. Zuerst habe ich gedacht: Wofür soll der Weihnachtsmann denn in der Unterführung werben? Jetzt bin ich etwas unsicher. Heute standen am Bahnhofsausgang zwei Weihnachtsfrauen und ein Weihnachtsmann mit großen Säcken. Daraus holten sie kleine Geschenkpakete. Zuerst wollten sie mir nichts geben, aber ich bin hartnäckig. Und es hat sich gelohnt. Wenn man die rote Schleife aufzog, waren in dem zusammengerollten Papier zwei Schokoladenweihnachtsfrauen im Bikini. Die Schokolade schmeckte super. Das Papier war dann eine Werbung. Süße Versuchung zum Fest. Weihnachtliche Dessous. Inzwischen habe ich das Wort Dessous geklärt. Ich merke, dass ich immer mehr Gedanken habe, die sind nicht jugendfrei. Zu Hause sagt Mama „siehst du!“ und erklärt mir das Wort Dessous noch einmal, viel ungenauer als John, und dann noch, dass am Heiligen Abend das Christkind kommt, nicht der Weihnachtsmann. Aber als ich nachfrage, ob das Christkind denn ein Mädchen oder ein Junge ist, hat sie zu tun. Das mit dem Christkind ist Unsinn, in meiner Klasse glaubt vielleicht noch Marie daran. Die ist sowieso komisch und hat immer nur Pferde im Kopf. Wenn das mit dem Christkind kein Quatsch wäre, wär es nicht gut. Was man als Kind alles nicht so drauf hat, weiß ich auch. Vor einem Jahr zum Beispiel war ich noch ziemlich dumm. Darum ist mir der Weihnachtsmann schon lieber als das Christkind. Ich hoffe aber,

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