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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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getötet. Allerdings muß ich zu ihren Gunsten sagen, daß sie in dem Fall, auf den ich mich hier beziehe, in Notwehr handelte.«
    Ich schaute auf meine gefalteten Hände hinunter, während die Protokollführerin auf ihre lautlosen Tasten einhämmerte und Patterson fortfuhr. Er war ein erfahrener Rhetoriker, wußte jedoch meistens nicht, wann er aufhören sollte. Nachdem ich auf seine Aufforderung hin das Zustandekommen meiner Fingerabdrücke auf dem Kuvert aus Susans Kommo de erklärte hatte, verbreiterte er sich weitschweifig darüber, wie unwahrscheinlich meine Version sei. Dann kam er auf das Geld zu sprechen.
    »Trifft es zu, Dr. Scarpetta, daß Sie am 12. November in der Innenstadtfiliale der Signet Bank waren und zehntausend Dollar für verkaufte Wertpapiere kassierten?«
    »Das trifft zu.«
    Patterson zögerte einen Moment. Meine Antwort überraschte ihn sichtlich. Er hatte offenbar damit gerechnet, daß ich von meinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen würde. »Trifft es ebenfalls zu«, fuhr er dann fort, »daß Sie die Summe nicht auf eines Ihrer Konten einzahlten?«
    »Auch das trifft zu.«
    »Sie verließen also kurz bevor Ihre Assistentin dreieinhalbtausend Dollar auf ihr Konto einzahlte, die Signet Bank mit zehntausend Dollar in bar?«
    »Nein, Sir, das tat ich nicht. Sie müßten bei meinen Unterlagen die Kopie eines Cashier’s check über siebentausenddreihundertachtzehn Pfund Sterling gefunden haben. Ich habe meine Kopie hier.« Ich öffnete meinen Aktenkoffer.
    Patterson warf einen flüchtigen Blick auf die Kopie und bat die Protokollführerin, sie als Beweisstück zu kennzeichnen. »Nun, das ist ja hochinteressant. Der Cashier’s check war auf einen gewissen Charles Hale ausgestellt. War das eine Verschleierungsmaßnahme für die Zahlungen an Ihre Assistentin und vielleicht noch andere Personen? Handelte es sich bei diesem Charles Hale um einen Strohmann, der die englischen Pfunde umgehend in Dollar zurückwechselte und das Geld weiterleitete – vielleicht an Susan Story?«
    »Nein«, entgegnete ich, »und Charles Hale hat den Cashier’s check nicht von mir erhalten.«
    »Ach, nein?« Der Staatsanwalt sah mich verwirrt an. »Was haben Sie denn dann mit ihm gemacht?«
    »Ich habe ihn Benton Wesley gegeben, und er sorgte dafür, daß Mr. Hale ihn bekam. Benton Wesley…«
    Patterson unterbrach mich: »Die Geschichte wird immer ungeheuerlicher!«
    »Mr. Patterson…«
    »Wer ist Charles Hale?«
    »Ich würde meine Aussage gerne beenden«, sagte ich. »Wer ist Charles Hale?«
    »Ich möchte hören, was sie zu sagen hat«, meldete sich ein Geschworener in einem karierten Blazer zu Wort.
    »Bitte«, räumte der Staatsanwalt mit eisiger Miene ein. »Wie ich schon gesagt habe, gab ich den Scheck Benton Wesley. Er ist Special Agent des FBI und Profiler beim Behavioral Science Unit in Quantico.«
    Eine Frau hob schüchtern die Hand. »Ist das der, über den ich in der Zeitung gelesen habe, den sie zu Hilfe rufen, wenn solche grausigen Morde passieren wie in Gainesville?«
    »Genau der.« Ich nickte. »Ich arbeite oft mit ihm zusammen, und er war der beste Freund meines Freundes Mark James, der ebenfalls Special Agent beim FBI war.«
    »Dr. Scarpetta«, mischte Patterson sich ein, »lassen Sie uns das fürs Protokoll richtigstellen: Mark James war mehr als ein Freund für Sie.«
    »Was hat das hier zu suchen?« fragte ich scharf.
    »Abgesehen davon, daß es einen eklatanten Interessenkonflikt darstellt, wenn der Chief Medical Examiner mit einem FBI-Agenten schläft, ist das Thema unerheblich. Es ging mir nur um die Korrekt…«
    Jetzt unterbrach ich ihn. »Meine Beziehung zu Mark James begann während meines Jurastudiums. Es lag keinerlei Interessenkonflikt vor, und – fürs Protokoll – ich protestiere gegen das Abschweifen des Staatsanwaltes in mein Schlafzimmer!« Die Protokollführerin tippte weiter. Meine Hände waren so ineinander verkrampft, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    »Wer ist Charles Hale?« wiederholte Patterson seine Frage. »Und warum zahlten Sie ihm eine Summe, die zehntausend Dollar entsprach?«
    Zartrosa Narben blitzten durch meine Erinnerung, und zwei Finger an einer Hand, deren Narbengewebe rot glänzte, erschienen vor meinem geistigen Auge. »Er war Fahrkartenverkäufer in der Victoria Station in London«, antwortete ich.
    »War?«
    »Am Montag, dem 18. Februar, als die Bombe explodierte.«
    Ich hörte an jenem Tag immer wieder Berichte über den Anschlag im

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