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Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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blonder junger Mann mit einem schlanken Körper, der aber verriet, daß er dennoch über beachtliche Kräfte verfügte. Wir fanden auch ein Foto von Robyn Naismith, das ihre blutige Leiche, an den Fernsehapparat in ihrem Wohnzimmer gelehnt, zeigte, und ein zweites von ihr auf einem Stahltisch im Leichenschauhaus. Aber was mich mehr als diese beiden Bilder entsetzte, war Sullivans Gesicht auf den anderen: Es war völlig ausdruckslos – wie tot.
    »Dies war wahrscheinlich der Grund für Donahues Sympathie für dieses Untier«, meinte Marino und schob die Fotos in den Umschlag zurück. »Donahues Frau erzählte mir, Fotografieren sei die große Leidenschaft ihres Mannes gewesen.«
    »Helen Grimes muß wissen, wer Hilton Sullivan wirklich ist«, sagte ich.
    Draußen kam Sirenengeheul näher. Marino schaute aus dem Fenster auf den Parkplatz hinaus. »Gut, da kommt Lucero.«
    Ich untersuchte die Daunenweste auf dem Bett und entdeckte eine winzige Feder, die aus einer Nahtstelle herausspitzte.
    Weitere Polizeiwagen kamen an. Autotüren knallten.
    »Wir sind schon weg«, sagte Marino zu Lucero, als dieser die Wohnung betrat. »Stellen Sie den blauen Kombi da draußen sicher.« Er wandte sich an mich. »Los, Doc, wir fahren zu Helen Grimes.«
    Helen Grimes war äußerst unkooperativ.
    Als wir eine Dreiviertelstunde später bei ihr ankamen, fanden wir die Haustür unverschlossen und gingen hinein. Die Heizung lief auf Hochtouren, und ich erkannte den Geruch sofort.
    »Mein Gott!« sagte Marino, als er ins Schlafzimmer trat.
    Die kopflose Leiche der ehemaligen Gefängniswärterin saß, in ihre Uniform gekleidet, auf einem Stuhl an der Wand. Drei Tage später fand der Farmer von gegenüber auf einem seiner Felder eine Bowlingtasche, und danach wünschte er sich, er hätte sie nicht geöffnet.

Epilog
    Der Garten hinter dem Haus meiner Mutter lag halb im Schatten und zur Hälfte in der sanften Spätnachmittagssonne. Zu beiden Seiten der Fliegentür, die zur Küche führte blühten in verschwenderischer Fülle leuchtendrote Malven. Der Limonenbaum am Zaun bog sich unter der Last seiner Früchte, während alle in der Nachbarschaft kahl und verdorrt waren – ein Phänomen, das ich nicht verstand, denn ich hatte nicht gewußt, daß man Pflanzen durch Kritik zu Höchstleistungen anspornen konnte. Ich hatte immer gedacht, man müsse liebevoll mit ihnen sprechen.
    »Katie!« rief meine Mutter aus dem Küchenfenster. Ich hörte Wasser ins Spülbecken trommeln. Es hatte keinen Sinn zu antworten, sie würde kein Wort verstehen.
    Lucy eliminierte meine Dame mit einem Turm. »Weißt du«, sagte ich, »ich habe es seit jeher gehaßt, mit dir Schach zu spielen.«
    »Warum tust du es dann immer wieder?«
    »Du zwingst mich doch jedesmal dazu, und ein Spiel ist dir nie genug.«
    »Das liegt daran, daß ich dir noch eine Chance geben möchte. Aber du nutzt sie nie.«
    Wir saßen einander am Terrassentisch gegenüber. Das Eis in unseren Limonadengläsern war geschmolzen, und ich hatte das Gefühl, im Gesicht etwas zuviel Sonne erwischt zu haben.
    »Katie? Fährst du nachher mit Lucy Wein holen?« fragte meine Mutter aus der Küche. Ich konnte sie nur als hin und her huschender Schatten erkennen.
    Schranktüren wurden geöffnet und geschlossen. Dann schrillte das Telefon. Gleich darauf ging die Fliegentür auf , und meine Mutter brachte mir schweigend den schnurlosen Apparat.
    »Hier ist Benton. Ich ersehe aus der Zeitung, daß Sie herrliches Wetter haben. Hier regnet es bei gemütlichen sieben Grad.«
    »Wecken Sie nicht mein Heimweh!«
    »Kay, ich glaube, wir haben ihn. Nachdem wir die Gefängnis unterlagen durchgegangen sind und mit einer Menge Leute gesprochen haben, scheint es, als handle es sich bei Hilton Sullivan um den dreiunddreißigjährigen Temple Brooks Gault aus Albany, Georgia. Der Vater hat dort eine Pekannußplantage. Es ist reichlich Geld da. Gault hat ein Faible für Messer, Schußwaffen, Kampfsport und sadistische Pornographie. Er ist kontaktgestört, unberechenbar und ausgesprochen narzißtisch und eitel. Er bleicht sich beispielsweise die Haare: Wir fanden das Zeug in seiner Wohnung. Aber es gibt Dinge, die nicht ins Bild passen.«
    »Nämlich?«
    »Er fährt einen alten Kombi, der früher einem Amtsrichter gehörte. Es sieht nicht so aus, als hätte Gault den Wagen jemals gewaschen oder innen gereinigt – nicht einmal nach der Attacke auf Eddie Heath, die er offenbar dort verübte: Wir haben ein paar aussagekräftige

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