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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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PROLOG
    D ie Schultern des Magiers brannten vor Müdigkeit, als er sich zwang, die Machete noch einmal zu erheben. Er hieb auf die blühenden Ranken ein, doch die eng verflochtene Masse war so dicht, daß jeder seiner Schläge einfach an ihr abzugleiten schien. Gelächter erscholl aus dem Laubwerk über ihm, so gellend und höhnisch, daß es fast an Hysterie grenzte. Mehrere Männer, die bei ihm waren, erstarrten in ihren Bewegungen, ihre dunklen Augen waren angsterfüllt.
    »Das war nur ein Vogel«, herrschte der Magier sie an, flehte innerlich aber, er möge damit Recht haben. »Was seid ihr? Meistermagier oder verängstigte Milchmädchen? Hat der Schatz Akhlaurs für euch seinen Glanz verloren? Wollt ihr den Rest eurer Tage vielleicht lieber als magisch totes Mädchen verbringen, das sich unter dem Euter einer Kuh zusammenkauert? Ich kann euch versichern«, fügte er finster an, »daß ich das für euch einrichten kann. Und jetzt wieder an die Arbeit.« Er unterstrich den Befehl mit einem weiteren wütenden Hieb.
    Er konzentrierte seinen Zorn auf das Werk, das vor ihm lag, und spornte seine Männer an, es ihm nachzutun. Der Zorn trieb sie voran, während sie die Furcht soweit wie möglich ignorierten, denn in Akhlaurs Sumpf konnte ein noch so kurzes Zögern den Tod bedeuten.
    Eine gewaltige, leuchtend grüne Blume schnappte nach dem Magier und verfehlte knapp sein Ohr. Statt dessen überschüttete sie ihn mit Pollen, die schwach leuchteten und wie eine Mischung aus Mango und Moschus rochen. Er mußte mehrmals so heftig niesen, daß er fast schon befürchtete, mit dem nächsten explosionsartigen Niesen seine Leber durch die Nasenlöcher aus seinem Körper zu katapultieren. Nach den letzten Zuckungen trennte er mit einem Schlag die Blüte vom Stiel. So gerne er es getan hätte, er wußte nur zu gut, daß er nicht gegen die riesige Blüte treten konnte.
    Dem Magier war der Sumpf mit allem, was dazugehörte, zuwider, aber gegen diese Blumen hatte er eine ganz besondere Abneigung. Sie waren monströs in Größe und Appetit und schnappten ohne erkennbares System völlig unerwartet zu. Die kelchförmigen Blüten waren mit Dornen gesäumt, die wie die Fangzähne einer Viper geschwungen waren, und besaßen ein Gift, das so tödlich wie Tiergift war. Was sie einmal erfaßt hatten, gaben sie nicht wieder her. Aus einer fest geschlossenen Blüte lugten einige leuchtendblaue Schwanzfedern hervor. Auf dem Boden ganz in der Nähe des Magiers wanden sich niedrig wachsende Ranken eng um die fast nur noch aus Knochen bestehenden Überreste eines wilden Keilers. Grüne, spiralförmige Arme hatten sich um blanke Knochen gelegt, und ein Blütenkelch wippte sanft über der Verbindung zwischen einem Stoßzahn von der Größe eines Dolchs und dem wuchtigen Schädel. Der Kelch erinnerte an ein Kind, das das Werk seiner todbringenden Eltern begutachtete.
    Der Magier verdoppelte seine Anstrengungen, die Ranken zu durchtrennen. Sein Haar klebte an der schweißnassen Stirn, und seine Finger zuckten vor Verlangen, einen Zauber zu wirken, der die bedrohliche grüne Barriere innerhalb weniger Augenblicke vertrocknen und verkümmern lassen würde.
    Aber das wagte er nicht. Er hatte eine ganze Gruppe von Magiern in den Sumpf von Akhlaur mitgenommen, und sie waren mit genügend Zaubern, Tränken und verzauberten Waffen ausgerüstet, um von einem Neumond bis zum nächsten auf keinerlei Widerstand zu stoßen – zumindest hatte er das gedacht. Aber schon jetzt waren die magischen Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, auf ein gefährlich niedriges Niveau gesunken.
    Wie konnte es sein, daß sie nach nur drei Tagen gezwungen waren, Magie durch Muskelkraft zu ersetzen? Welche anderen, lebensgefährlichen Fehler hatte er noch gemacht? Welche Geheimnisse barg der Sumpf, die ihren schwindenden Kräften vielleicht den Todesstoß versetzen würden?
    Zweifel plagten den Magier, während er und seine Männer sich ihren Weg durch das dichte Grün bahnten. Drei Tage im Sumpf hatten an seiner Geduld und seinem Selbstvertrauen gezehrt und seine Gefolgschaft dezimiert. Zwanzig Männer waren ihm in den Sumpf gefolgt, dreizehn lebten noch. Es war schon eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedachte, daß jeder Tag neue, überraschende Gefahren mit sich brachte und das bloße Luftholen schon ein gewaltiger Kraftakt war. Seine Brust hob und senkte sich schwer und schmerzte stechend, wenn er die Luft einatmete, die dick und heiß war wie Suppe.
    Der Magier hatte

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