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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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Titelfigur. Mr. Ripley – Held und Verbrecher – ist ein großzügiger und sympathischer Mensch, aber ausgestattet mit hoher krimineller Energie. Wir ertappen uns beim Lesen dabei, dass wir zu ihm halten und sozusagen auf die Seite des Verbrechers überwechseln und dadurch die kriminellen Potenziale in uns selbst entdecken.
    Wie verhält es sich mit der Malerei und den bildenden Künsten? Auch da gibt es Innovatoren, aber auch solche, die Innovationen nutzen, die von anderen stammen. Enger als in der Literaturgeschichte stehen Ruhm und Innovation bei den bildenden Künstlern in einer Beziehung. Picasso und Braque haben den Kubismus »erfunden«. Dieser Stil wurde danach von zahlreichen kreativen Malern genutzt. Claude Monet überzeugte seine Malerfreunde davon, nicht im Atelier zu malen, sondern unter freiem Himmel direkt vor dem Sujet (»Pleinair«). Er hatte also die Idee. Die Malerfreunde – wie auch Pierre-Auguste Renoir – waren in dieser Hinsicht nur die Ausführenden. Nach ihrer ersten Ausstellung erhielten sie als Gruppe den Spottnamen »Impressionisten«. Ein Artikel von Albert Wolff in Le Figaro (aus dem Jahr 1876) lässt uns Heutige noch den Schock miterleben, den diese Innovation ausgelöst hat.

    »Die Rue de le Peletier ist eine Unglücksstraße. Auf den Brand der Oper ist ein neues Unglück gefolgt. Soeben ist bei Durand-Ruel eine Ausstellung eröffnet worden, die angeblich Bilder enthalten soll. Ich trete ein, und meinen entsetzten Augen zeigt sich etwas Fürchterliches. Fünf oder sechs Wahnsinnige, darunter eine Frau, haben sich zusammengetan und ihre Werke ausgestellt. Ich sah Leute vor diesen Bildern sich vor Lachen wälzen. Mir blutete das Herz bei dem Anblick. Diese sogenannten Künstler nennen sich ›Revolutionäre‹, ›Impressionisten‹. Sie nehmen ein Stück Leinwand, Farbe und Pinsel, werfen auf gut Glück einige Farbkleckse hin und setzen ihren Namen unter das Ganze. Es ist eine ähnliche Verblendung, als wenn die Insassen einer Irrenanstalt Kieselsteine aufheben und sich einbilden, sie hätten Diamanten gefunden.« (Nach Gombrich 1995, S. 519)

    Übrigens wurden Künstler aus der Malergruppe, die Monets Innovation aufgriff, mindestens genauso berühmt wie Monet, weil sie diesen Stil mit einem besonderen malerischen Talent ausführen konnten, wie etwa Renoir.
    Noch eine Anmerkung zur Nützlichkeit der Idee in der Kunst: Diese Vorstellung könnte irritieren; in manchen Definitionen ist es ja gerade das Fehlen jeder Nützlichkeit, das ein Kunstwerk auszeichnet. Hier meinen wir aber nicht einen Verwendungszweck, wie den einer Teekanne, die nur zu einem Werk der angewandten Kunst werden kann, hier meinen wir einen ästhetischen, therapeutischen oder gesellschaftlichen Nutzen, einen Nutzen für das Wahrnehmen und Denken der Menschen, der sehr wohl von der künstlerischen Idee gefordert werden darf.
Kreativität und Kunst als Freizeitbeschäftigung
    Nach dem, was im letzten Abschnitt gesagt wurde, ist auch nicht jedes Bild eines Freizeitmalers oder das Gedicht des Hobby-Dichters automatisch kreativ (auch nicht im Sinne der »Alltagskreativität«): Es entsteht zwar etwas, das vorher nicht vorhanden war, das aber möglicherweise ganz nach den üblichen Mustern zustande kam, nach denen solche Bilder oder Gedichte angefertigt werden. Dennoch kann es »nützlich« sein, z.B. weil der Maler es in seinen vier Wänden aufhängt und sich an seiner Schönheit erfreut. Es kann gelungen sein und zeigen, dass sein Schöpfer talentiert ist. Originell und innovativ ist es aber häufig eben nicht.
    Auch wenn man von »kreativen Hobbys« spricht, verallgemeinert man allzu stark. Selbst in der (Hoch-)Kunst ist – wie gesagt – nicht jeder Maler oder Dichter automatisch kreativ. Im Hobbybereich ist das ebenso wenig der Fall.
    Ist es denn möglich, auch im Bereich der Freizeitkunst die »täglich verfügbare Kreativität« zu nutzen?
    Ich gebe einige Beispiele für Kreativität bei Freizeitmalern: Das Thema eines Bildes kann innovativ sein, wenn das Motiv einmal nicht der übliche Blumenstrauß oder die übliche Landschaft ist, sondern vielleicht eine Gruppe von ganz neuen Göttern. Die Malweise kann in einer Hinsicht neu sein, wenn man z.B. nicht die üblichen Gegenstandsfarben verwendet, sondern vielleicht nur Schattierungen von Gelb, Gold und Silber. Die Kontur, die entsteht, wenn verschiedene farbige Flächen aneinandergrenzen, kann bearbeitet sein. Der Kreative ist immer auch ein kreativer

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