Picasso kann jeder
Disziplinierung der anderen, jüngeren Kinder mit großer Energie an.
»Mit leichter Hand das Schaf wegführen (Kairós, der günstige Moment)«
Hier ist die Fähigkeit zu spontanem Verhalten gefragt. Es bietet sich unerwartet eine Gelegenheit, und nun heißt es zugreifen. Dafür muss man vielleicht andere Pläne fallen lassen.
Ein gutes Beispiel ist die Wiedervereinigung Deutschlands. Als der damalige Bundeskanzler Kohl bemerkte, dass sich ein »Möglichkeitenfenster« öffnete, hat er schnell und entschlossen gehandelt und in schnell anberaumten Verhandlungen die Staatschefs von Frankreich und England auf seine Seite gezogen.
»Aus einem Nichts etwas erzeugen«
Was Thema im Wahlkampf wird – Wahlversprechungen –, weckt Hoffnungen, ohne dass irgendeine reale Maßnahme getroffen werden muss. Vier Millionen Jobs wollte die SPD in ihrem Wahlkampf 2009 über den Zeitraum von acht Jahren schaffen. Der Vorschlag dürfte vielen Wählern zugesagt haben, schien aber doch wenig listig, weil durchsichtig: Denn nach vier Jahren könnte ja bereits wieder eine andere Koalition die Regierung übernehmen. Und wenn man Begriffe für etwas findet, das vorher nicht benannt war, ändert das die wahrgenommene Realität, worauf auch das nächste Beispiel hinweist.
Elfriede ist unzufrieden mit der Geschäftsleitung ihrer Firma. Sie vermisst eine gerechte Aufteilung der Aufgaben und eine gerechte Bewertung der geleisteten Arbeit. Die Chefs sind zu sehr mit sich und ihren privaten Problemen beschäftigt. Um das ein wenig zu ändern, verwendet sie immer wieder einmal die Begriffe »Führungsaufgabe« und »Führungskraft«, ohne dies aber konkret anzumahnen.
Übung: Sie wollen etwas erreichen, das ein anderer nicht will. Also begründen Sie es so, dass es dem anderen schmackhaft gemacht wird. Die genannte Begründung ist aber eben nicht der wirkliche Grund, warum man etwas erreichen will. Das ist eine List, die in der Politik gegenüber dem Wähler allzu häufig verwendet wird. Diese List wird auch ständig im Umgang mit Kindern angewendet. Sie ist aber auch in Liebesbeziehungen allgegenwärtig.
Witzig, schlagfertig sein
Der witzige Einfall ist eine Form der Kreativität. (Wenn der Witz alt ist und einen »Bart« hat, wird keiner mehr darüber lachen.) Auch Erfinder und Entdecker waren mitunter witzig.
1948 entwickelte George Gamow (1904 – 1968) die Urknalltheorie. Er nahm bei einer wissenschaftlichen Veröffentlichung in die Reihe der Autoren (Ralph Alpher und George Gamow) noch den unbeteiligten Hans Bethe auf, damit sich die Namen der Autoren wie Alpha, Beta, Gamma lesen. So entstand die Alpher-Bethe-Gamow-Theorie, welche die Entstehung der Elemente beschreibt. – Allerdings bekommt man so leicht den Ruf der Unseriosität: Mit Alpher und Robert Herman sagte er 1948 die kosmische Hintergrundstrahlung voraus; den Nobelpreis für deren Nachweis erhielten später andere Forscher (Penzias und Wilson).
Manchmal sehnt man sich nach der schlagfertigen Antwort, aber in der Hitze des Gefechtes will der gute Einfall, die gute Idee nicht auftauchen. Aber wie in anderen Domänen und Bereichen der Kreativität gibt es dafür Techniken.
Allerdings muss man wissen, dass Witzigkeit und Schlagfertigkeit auch ihre Nachteile haben. Der Witz funktioniert über Aggression (Blondinen-Witz, Schotten-Witz usw.) und kann verletzen. Die Blondine an Ihrer Seite wird Ihnen nach dem dritten Blondinenwitz nicht mehr sehr gewogen sein. Und bei einem lustigen Witz auf Kosten von Homosexuellen kann man damit rechnen, dass man gerade irgendjemanden unter den Zuhörern beleidigt hat. So kommt es, dass sich Politiker am liebsten jeder witzigen Bemerkung enthalten, um nur ja keine Wählergruppe zu beleidigen.
So weit zum Witz und zur Witzigkeit. Hier geht es aber natürlich nicht um das Erzählen von Witzen; das hat mit Kreativität wenig zu tun. Hier geht es um die »originelle« witzige Bemerkung, die sich aus dem Kontext des Gesprächs entwickelt. Strenge und ernste Eltern werden kaum schlagfertige Kinder erziehen. Meist saugt man die Prinzipien der schlagfertigen Antwort in der Kindheit auf, wie die Grammatik der Sprache. Dennoch, es gibt sie, die Regeln des Witzigen. Man kann sie benennen und so, wenn man will, Witzigkeit im Gespräch entwickeln.
Witzige Bemerkungen entstehen oft aus Doppelbedeutungen. Beispiel: Der Kunde kommt in den Pralinenladen und sagt fragend »Rumkugeln?«, woraufhin die Verkäuferin empört antwortet: »Machen Sie das bitte
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