Picasso kann jeder
Munch (1863 – 1944) das künstlerische Werk seiner Schwester. Wir denken hier auch an Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847) und seine begabte Schwester Fanny Mendelssohn, später Hensel (1805 – 1847). Manchmal ist fraglich, ob die Frau, die mit einem berühmten Mann ständig über seine wissenschaftlichen oder künstlerischen Probleme diskutierte, nicht einen großen Anteil an seiner Entdeckung hatte. Nach der Scheidung versprach z.B. Albert Einstein seiner früheren Frau, ihr den Geldbetrag des Nobelpreises zu geben, sollte er ihn verliehen bekommen. Ein weiteres Beispiel ist Lise Meitner, Kollegin von Otto Hahn und eng mit ihm befreundet: Ihr Anteil an der Entdeckung der Kernspaltung war ebenfalls nobelpreiswürdig, den man jedoch allein Otto Hahn zusprach. Nicht selten gaben Frauen auch ihre eigene, vielversprechende Karriere auf und stellten sich in den Dienst des beruflichen Erfolgs ihres Mannes wie beispielsweise Clara Schumann.
Die Geschichte der Patentanmeldungen beweist, dass Frauen in ihren Lebensbereichen von Beginn an Erfindungsreichtum entfalteten. Allerdings mussten in der frühen Geschichte des Patentschutzes die Männer die Patente für ihre Frauen anmelden. Sehr bekannt wurde die Hausfrau Melitta Bentz (1873 – 1950), die eine noch heute übliche Vorrichtung ersann, nämlich den Melitta-Kaffeefilter. Melitta Bentz und Margarete Steiff schafften es auch jeweils, mit ihren Ideen ein Unternehmen zu gründen.
Die zunehmende Bewegungsfreiheit (beim Fahrradfahren) erforderte passende Bekleidung, und so wurde der Büstenhalter von einer Frau (Herminie Cadolle) erfunden. Fragen des Kochens, der Hygiene und der Kindererziehung waren ein weites Feld der weiblichen Erfindungskraft. Auch auf diesen Gebieten haben sie der menschlichen Kultur entscheidende Impulse gegeben. So hat Maria Montessori (1870 – 1952) eine kindgerechte Erziehung unter Verwendung spezieller, pädagogisch geeigneter Materialien erfunden, die noch heute aktuell ist.
Blickt man auf die Vielzahl der Erfindungen, die von Frauen zum Patent angemeldet wurden, so wird eine stärkere Orientierung am Einzelschicksal und am menschlichen Wohlergehen deutlich. So geht es z.B. um Wundverbände, um Lazarettgestaltungen und um Krankenlager – lauter Dinge, die helfen, die Not betroffener Menschen zu verringern.
Ganz sicher aber hat männliche und weibliche Kreativität nichts mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu tun, sondern vielmehr etwas mit unterschiedlichen Rollendefinitionen und Identifikationen.
Also sind gerade Frauen die geeigneten Adressaten für die zentrale These dieses Buchs: Kreativität muss man wollen, dann kann man sie auch verwirklichen!
Fazit: In der Kindheit kann der Wunsch, kreativ zu sein, durch Ermutigung und ein gutes Vorbild gefördert werden. Im Erwachsenenleben können alle Menschen, natürlich auch Frauen und alte Menschen, kreativ sein, wenn sie es nur wollen!
12. Erscheinungsformen von Kreativität: List, Schlagfertigkeit, Zukunftsvorhersage und Intuition
Kreativität verbirgt sich manchmal unter anderen Bezeichnungen. Auch eine List zu ersinnen erfordert Kreativität.
Listig sein
Mit »listig sein« ist eine verdeckte Strategie gemeint, die einen Gegner in die Irre führt oder ihn zumindest ohne sein Wissen manipuliert. Oft muss der Schwächere eine List anwenden, weil er im offenen Kampf unterlegen wäre. Man spricht z.B. von der »weiblichen List« der (körperlich) schwächeren Frau, die ihren Mann beeinflussen möchte.
Nun gibt es eine Reihe von bestehenden und bewährten Listen. Sie sind aber besonders wirkungsvoll, wenn sie für ihren Zeck eigens erfunden werden, weil sich der »Gegner« dann nicht auf sie einstellen kann. Der »listenreiche« Odysseus lässt sich immer wieder etwas einfallen, um die Gefahren seiner langen Irrfahrt zu bestehen.
Darf man »listig« sein?
List ist im Prinzip moralisch neutral, denn mit ihrer Hilfe kann man, Gutes wie auch das Böse erreichen. Wer auf List verzichtet, kommt in bestimmten Situationen oft nicht vom Fleck, bleibt nicht selten der törichte Verlierer. Wenn hier die List empfohlen wird, dann gepaart mit Witz und Esprit, um berechtigte Interessen durch ›Schleichwege‹ zu erreichen, ohne andere ernsthaft einzuschränken oder zu kränken.
Im Kampf ums Überleben sind den Parteien, die sich als Gegner oder Feinde gegenüberstehen, natürlich alle Mittel recht, und die moralische Frage nach der Lüge stellt sich nicht. Kriegslisten werden seit der
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