Picasso kann jeder
zuhause!«. Wenn man also auf Doppelbedeutungen achtet, ergeben sich Chancen für witzige Bemerkungen.
Es bringt nichts, Beleidigungen und Anwürfe abzustreiten. In frotzelnden Gesprächen ist es wichtig, selbst anzugreifen, eine Schwäche des Gegenübers »aufzuspießen«. Dazu gehört eine gewisse spielerische Distanz in der Situation, die immer genug Freiraum lässt, das Gegenüber auch zu beobachten.
Aggressive oder sexuelle Assoziationen sind leicht witzig. Es ist die Frage, ob man dies als Mittel einsetzen will (s. o.).
Die Zukunft vorhersagen
Will man die Zukunft der menschlichen Kultur vorhersagen, muss man ihre künftigen Erfindungen vorherahnen. Eine einfache Hochrechnung der bestehenden Verhältnisse führt immer in die Irre:
Wenn man 1850 in Wien die Menge des anfallenden Pferdedungs einfach hochgerechnet hätte, wäre man zu dem Ergebnis gekommen, die Stadt müsse in wenigen Jahrzehnten im Dung ersticken. Wie wir wissen, hat das Transportwesen eine andere Entwicklung genommen als die Nutzung der Pferdekutsche. Heute erleben wir, wie die Städte im Abgas der Autos ersticken, stehen aber erkennbar wieder an der nächsten Schwelle – zur Elektromobilität. Was werden wir in dieser Epoche des Transportwesens erleben: überhitzte und explodierende Batterien? Werden wieder mehr Verkehrstote in der Übergangszeit zu beklagen sein, weil die Elektromobile kaum oder nicht mehr gehört werden und man daher zu spät oder gar nicht mehr reagieren kann?
Erfindungen können auch die Sozialformen des Zusammenlebens betreffen, und diese Sozialformen haben wieder Rückwirkungen auf die Erfindungen. Erst in der Demokratie wurde das Schicksal des Einzelnen wichtig, und erst unter ihrem Mantel werden in großem Umfang Mittel für medizinische und pharmazeutische Entwicklungen bereitgestellt. Friedrich II., der »Alte Fritz«, staunte noch zynisch darüber, dass seine »Kerls« (besonders große Soldaten) ewig leben wollten.
Es sind Kenntnisse, Vernunft und Fantasie erforderlich, um die vielen einzelnen Einflussfaktoren zu erkennen, sie aufeinander zu beziehen und mögliche qualitative Sprünge zu antizipieren. Jules Verne gibt mit seinen Romanen ein Beispiel für eine geradezu geniale Voraussicht technischer Entwicklungen. Expertengruppen dagegen haben sich in ihren Voraussagen oft drastisch geirrt (vgl. Kap. 7).
Der Blick in die Zukunft kann für jeden sehr nützlich sein. Man könnte das heutige Verhalten an den dabei gewonnenen Erkenntnissen ausrichten. Wenn wir einen katastrophalen Niedergang des Finanzsystems vorhersehen, könnte es sinnvoll sein, Gold zu horten. Darf man aber in einer derartigen Krise Gold besitzen? Ist vielleicht das einzige Gut, das die Krise überlebt, die Investition in die eigene Bildung?
Hier einige Aufgaben, an denen Sie Ihre Kreativität in der Domäne »Zukunftsvorhersage« üben können.
Manchmal werden Dinge aus alten Zeiten wertvoll. Sie wurden zu Antiquitäten. Da gibt es traditionelle Bereiche, wie Möbel oder Gemälde, von denen wir wissen, dass die heutigen Produkte mit ziemlicher Sicherheit zu den Antiquitäten der Zukunft gehören werden. Es gibt aber auch Bereiche, die sich neu öffnen: Spielzeug, Werbeplakate, Bierkrüge, Fotos oder alte Aktien. Dies vorauszuahnen wäre sehr nützlich, weil man diese Dinge dann aufbewahren oder heute schon sammeln könnte. Vielleicht wird man Jahrzehnte später ein gutes Geschäft machen.
Was wird in 100 Jahren in den Museen für zeitgenössische Kunst stehen? (Bedenken Sie, liebe Leser, dass vor 100 Jahren die Impressionisten noch verspottet wurden, vgl. S. 25.) Sind es die Grafiken für Computerspiele, Werbegestaltungen oder ist es etwas ganz anderes?
Wie wird sich die Demokratie entwickeln, wenn einzelne Bevölkerungsgruppen andere dominieren, wenn nichts mehr gegen die Interessen der alten Menschen beschlossen werden kann? Was würde passieren, wenn es eine Männer- und eine Frauenpartei (eine Muslim- und eine Christenpartei) gäbe?
Intuition
Im Abschnitt über den Einfall habe ich dargelegt, dass die zündende Idee oft plötzlich auftritt. Der kreative Denker weiß gar nicht, wo sie herkam. Manchmal kommt die Idee im Traum oder beim Aufwachen, manchmal beim Dösen. Das kann eine ganz einfache Erklärung haben: Im Schlaf oder beim Dösen schweifen die Gedanken ab. Inhalte, an die man bei der bewussten Suche gar nicht gedacht hat, kommen in Kontakt zur Problemfrage – und siehe da (»Heureka«), eine Idee entsteht. Das Problem wird
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