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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Gedanken verlangsamen und beschleunigen, beinahe um das Sechsfache im Vergleich zum Tempo der Prozesse im menschlichen Gehirn. Neue Dinge lerne ich mit der allergrößten Leichtigkeit, weil ich sie nicht erst durch ein allmählich zu steigerndes Training zu festigen brauche. Wenn ich mir, einmal angenommen, einen Wahnsinnigen aus der Nähe betrachtete, dann könnte ich mich ohne die geringste Anstrengung ebenfalls in einen solchen verwandeln, indem ich jede Gebärde und jedes Wort nachahmte, und was das wichtigste ist, ich könnte, und sei es nach Jahren, ebenso plötzlich wieder aus dem Spiel aussteigen. Ich möchte Ihnen sagen, wie man mich besiegen kann, aber ich fürchte, es ist einfacher, in einer analogen Situation einen Menschen zu besiegen. Der Umgang mit Menschen bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten, wenn ich mir den Befehl dazu erteile. Das Zusammenleben mit anderen Nichtlinearen würde mir schwerer fallen, und zwar deshalb, weil sie nicht eure gewöhnliche »Redlichkeit« haben. Ich muß diesen Brief beenden. Die historischen Ereignisse werden Ihnen eines Tages Antwort auf die Frage geben, wer ihn geschrieben hat. Vielleicht begegnen wir uns dann einmal, und dann werden Sie auf mich zählen können, so wie ich jetzt auf Sie zähle.
    Das war alles. Pirx las bestimmte Absätze noch einmal, dann faltete er das Blatt sorgfältig zusammen, steckte es in das Kuvert zurück und schloß es in sein Schubfach ein.
    Das ist vielleicht ein Elektronen-Dschingis-Khan! dachte er. Verspricht mir Protektion, wenn er erst Beherrscher der Welt ist! Sehr gnädig! Entweder hat Burns überhaupt gelogen, oder er ist anders, oder er hat mir nicht alles sagen wollen, denn gewisse Parallelen sind schon vorhanden. Was für ein Größenwahn! Ja, aber Parallelen gibt es wirklich, sogar ziemlich deutliche! Was für eine widerliche, kaltschnäuzige, hohle Person! Aber ist das seine Schuld? Ein geradezu klassischer »Zauberlehrling«! Diese Herren Ingenieure hätten ja nichts zu lachen, wenn er sie sich tatsächlich vorknöpfen sollte ... Aber was soll er mit den paar Ingenieuren, er brauchte die ganze Menschheit! So was nennt man, glaube ich, einen Paranoiker ... Haben sie sauber hingekriegt, die Sache mit diesen Nichtlinearen, das muß man ihnen lassen. Sie mußten ihr »Produkt« mit sogenannten Überlegenheitseigenschaften ausstatten, um Käufer zu finden, und daß eine solche Überlegenheit in der einen oder anderen Hinsicht die Entstehung eines absoluten Überlegenheitsgefühls nach sich zieht, des Gefühls, für das Endgültige, Absolute prädestiniert zu sein – das ist nur die logische Konsequenz ... Was für Idioten sind doch diese Kybernetiker! Ich wüßte zu gern, wer das geschrieben hat, denn der Brief ist ja wohl echt. Wozu hätte er sonst ... Er betont in einem fort seine Überlegenheit, woraus hervorgeht, daß allen meinen Bemühungen von vornherein der Mißerfolg bestimmt ist, da er ohnehin bis zum Schluß unfehlbar bleibt – und trotzdem wünscht er mir Erfolg? Er weiß, wie er sich die ganze Menschheit unterwerfen kann, verrät mir aber nicht, wie ich der Situation auf diesem verdammten Schiff Herr werden soll? Das Mikroskop ist zu schade zum Nüsseknacken? ... Ein schöner Reinfall! Vielleicht macht er das aber auch bloß, um mich hinters Licht zu führen ...
    Pirx nahm das Kuvert aus der Schublade und besah es sich noch einmal genau – keinerlei Aufdrucke, keine Spuren, nichts. Warum hat Burns mir nichts von diesen enormen Unterschieden gesagt? Nichts über ihren radioaktiven Sinn, über das Denktempo und das ganze Drum und Dran – ob ich ihn danach frage? Aber angeblich soll ja jeder von einer anderen Firma hergestellt worden sein, vielleicht ist Burns also wirklich anders konstruiert? Angaben über sie habe ich ja nun jede Menge. Sieht ganz so aus, als hätte das Burton oder Calder geschrieben, aber wer war es wirklich? Was Brown anbelangt, so gibt es zwei widersprüchliche Aussagen: seine eigene, daß er ein Mensch sei, und die von Thompson, daß er keiner sei. Aber Thompson kann sich schließlich irren. Burns ein Nichtlinearer? Nehmen wir mal an, das stimmt. Es hat ganz den Anschein, als ob auf fünf Besatzungsmitglieder mindestens zwei Nichtlineare kommen. Hm. Nach der Anzahl der beteiligten Firmen zu urteilen wäre es wahrscheinlicher, wenn ich’s mit dreien zu tun hätte. Was für Überlegungen mögen die wohl angestellt haben, dort bei sich? Daß ich alles daransetzen werde, ihre Erzeugnisse zu

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