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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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kannst?«
    »Nein, komm, wir fahren los!«
    »Wieso, willst du etwa jetzt schon dorthin fahren? Du hast ja noch gar nicht das Rätsel gelöst!«
    »Frag nicht so viel! Setz dich rein und fahr endlich los!«, brüllte Tannenberg aus seinem BMW heraus.
    Als seine Kollegin im Wagen Platz genommen hatte, beugte er sich vorsichtig zu ihr hinüber und flüsterte ihr so leise ins Ohr, dass sie seine Worte nur mit Mühe verstehen konnte: »Wer weiß, welche Abhöranlagen der Kerl hier installiert hat. Wir fahren jetzt ein Stück das Tal runter, stellen uns unter eine Straßenlaterne und dann ruf ich den Doc an, der inzwischen hoffentlich den besten Schachspieler weit und breit aufgetrieben hat.«

18
    Während Eva den Wagen von dem immer noch hellerleuchteten Waldhaus wegsteuerte, korrigierte Tannenberg sein ursprüngliches Vorhaben und wartete nicht bis zur nächsten Straßenlaterne, sondern tippte sofort die Nummer von Dr. Schönthaler in seine Handytastatur.
    Der Gerichtsmediziner meldete sich bereits nach dem ersten Rufton. Tannenberg erklärte ihm mit wenigen eindringlichen Worten die Extremsituation, in der er sich befand, und forderte seinen alten Freund auf, sich die Ausgangsstellung des Schachrätsels zu notieren. Nachdem er die Positionen der einzelnen Figuren durchgegeben hatte, drückte er ohne weitere Erläuterungen die Unterbrechungstaste und machte sich umgehend auf die Suche nach einem sinnvollen Eröffnungszug für Schwarz.
    Aber es war ein sehr merkwürdiges Schachproblem, das sich ihm da unter der schwachen Innenbeleuchtung seines BMWs darbot, denn im Gegensatz zu den gängigen Knobelstellungen, die sich fast immer auf Endspielsituationen mit nur wenigen Figuren bezogen, befanden sich bei diesem Schachrätsel noch recht viele Spielfiguren auf dem kleinen Magnetbrett.
    Das war aber nicht das einzig seltsame an dieser Konstellation. Schwarz hatte bereits so viele Offiziere verloren, dass selbst einem Laien sofort die erdrückende weiße Überlegenheit auffallen musste. Nach Tannenbergs Einschätzung war Schwarz völlig chancenlos, setzte man voraus, dass Weiß die erfolgreich begonnene Strategie routiniert zu Ende spielte und sich keine gravierenden Fehler mehr leistete. Aber auch bei unkonzentrierter, überheblicher Spielweise und dem Verlust des einen oder anderen eigenen Offiziers hätte Weiß wohl kaum Mühe gehabt, die Partie sicher nach Hause zu bringen.
    Was war eigentlich die konkrete Aufgabe?, schoss es Tannenberg plötzlich ins Bewusstsein. Der Kerl hat ja gar nichts über die Anzahl der Züge gesagt, die man für die Lösung benötigt! Für welche Lösung eigentlich? Was war denn überhaupt die Zielvorgabe dieses Schachproblems? – Matt … oder etwa Remis?
    Die Kriminalpsychologin hatte gleich die erste Straßenlaterne, die bereits weit vor dem Campingplatz auftauchte, als Beleuchtungsquelle ausgewählt und den Wagen unter der hohen Bogenlampe geparkt. Danach war sie ausgestiegen und hielt sich, um Tannenberg bei seinen Konzentrationsbemühungen nicht zu stören, hinter dem Auto auf.
    »Was ist das bloß für ein Scheiß-Rätsel! Das krieg ich für Schwarz doch nie gewonnen; da kann ich mich noch so anstrengen! Eva, los, wir fahren ins Finsterbrunnertal! Wenn ich hier nur rumsitze und auf eine geniale Eingebung warte, können wir’s gleich vergessen«, schrie Tannenberg plötzlich aus seinem BMW heraus.
    Die Profilerin kam schnell zurück ins Auto und startete den Wagen.
    »Wie soll ich dieses bescheuerte Rätsel knacken, wenn ich überhaupt nicht weiß, auf was die Lösung hinauslaufen soll? Und dann noch in dieser verfluchten Hektik!«, schimpfte er weiter.
    Dicke Wolkenarmadas hatten sich anscheinend vorgenommen, dem Mond für den Rest der lauen Sommernacht die Sicht auf die Erde zu versperren. Die Nacht warf ihre pechschwarze Decke über das enge Tal und drückte ihre Dunkelheit in jeden Winkel.
    »Da vorne ist es«, rief Eva, als sie im hellen Scheinwerferlicht das große Hinweisschild am linken Straßenrand sah. »Zum Naturfreundehaus – dienstags und mittwochs nicht bewirtschaftet.«
    »Fahr noch mal kurz rechts ran«, sagte Tannenberg plötzlich und wartete, bis seine Begleiterin das Auto angehalten hatte. Dann legte er ihr abermals die Hand auf den rechten Oberschenkel. »Sollen wir da wirklich reinfahren? Das ist doch total verrückt! Der kann uns doch einfach abknallen.«
    Die Profilerin nahm ihre Hände vom Lenkrad und drehte sich Tannenberg zu. »Ich sag dir’s nochmal: Wenn der

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