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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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dieser furchtbaren Eskalation geführt haben. Er hat es ja zumindest nicht vordergründig auf dich abgesehen, sonst hätte er dich schon längst ermordet. Es muss was mit dem zu tun haben, was die Frauen an diesem Abend zu ihm gesagt haben. Vielleicht hat das ein Trauma bei ihm ausgelöst oder irgendeinen Schuldkomplex reaktiviert.«
    »Und warum hat er sich dann so auf mich eingeschossen?«
    »Na, erstens hat er ja anscheinend noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen, und außerdem bist du nun halt mal zufälligerweise der Leiter der Mordkommission. – Los, mach weiter!«, drängte die Profilerin.
    »Jetzt muss ich an die komische Sache vor kurzem in der Eisenbahnstraße denken. Im Nachhinein …«
    »Was ist denn da passiert? Komm, wir haben nicht ewig Zeit. Ich brauche so schnell wie möglich alle Informationen!«, setzte die Psychologin Tannenberg weiter unter Druck.
    »Das hab ich dir doch vorhin schon erzählt: Der hat mich mit seinem Mountainbike angefahren. Nicht schlimm, praktisch nur vor mir gebremst. Das war bestimmt Absicht!«
    »Kann sein, als Teil seiner Spielstrategie: Dir einen Hinweis geben und darauf warten, ob du ihn entschlüsseln kannst.«
    »Also quasi ein Spiel mit dem Feuer, um den Nervenkitzel für ihn zu erhöhen«, ergänzte Tannenberg kopfschüttelnd.
    »Was war da noch bei dieser Sache mit dem Mountainbike?«
    »Nichts Besonderes eigentlich – Floskeln: Wir müssten uns alle mal wieder treffen und …« Tannenberg stockte. »Dann war der vielleicht auch der Mountainbiker, der mich im Wald von hinten fast umgefahren hat. Genau! Das würde auch erklären, wieso der wusste, dass ich auf den Pilzen rumgetrampelt bin. Der ist an mir vorbeigerauscht und hat sich dann irgendwo versteckt, bis ich ahnungsloser Trottel an ihm vorbeigegangen war, und dann ist er mir gefolgt. Klar, so muss das gewesen sein!«
    »Wie geht’s hier in Trippstadt weiter?«, fragte die LKA-Mitarbeiterin plötzlich, als sie die ersten Häuser der Ortschaft erreichten.
    »Einfach nur der Hauptstraße nach.«
    »Wie weit ist es noch?«
    »Zwei, drei Kilometer vielleicht.«
    Als die beiden mit dem BMW durch die verschlafene Ortschaft fuhren, legte Tannenberg kurz seine Hand auf den Oberschenkel der Profilerin. »Mann oh Mann, Eva, hoffentlich geht das gut!«
    »Hoffentlich!«, seufzte Eva Glück-Mankowski und atmete tief durch.
     
    Das Neuhöfertal lag gespenstisch still zwischen hohen, von fahlem Mondlicht beschienenen hellgrauen Bergrücken. Die wenigen Häuser, die sich am Eingang des Tals direkt an einen mit einer imaginären silbrigen Schicht überzogenen Tümpel anreihten, schienen unbewohnt. Die einzigen Geräusche, die man durch die geöffneten Wagenfenster vernehmen konnte, war lautes Grillengezirpe und ab und an der spitze Schrei eines Raubvogels. Nur vom großen, direkt am Sägemühlerweiher gelegenen Zeltplatz, den die beiden Kriminalisten nach weiteren Minuten banger Autofahrt passierten, hörte man Stimmen und vereinzeltes Hundegebell.
    Wie Lars Mattissen vorausgesagt hatte, führte etwa 500 Meter nach dem Campingplatz ein schmaler asphaltierter Weg senkrecht von der Straße in Richtung Wald.
    »Schalt mal das Fernlicht ein!«, forderte Tannenberg.
    Die beiden Lichtkegel fraßen sich gierig in die milchigtrübe Wiesenlandschaft, Frösche hüpften mit großen Sätzen über den dunkelgrauen Asphalt. Der finstere Wald vor ihnen öffnete seine Eingangspforten und zog sie in seinen schwarzen Moloch. Geisterhafte Baumgestalten huschten vorbei, streckten ihre langen Greifarme nach ihnen aus.
    Als sie eine scharfe Rechtskurve passiert hatten und wieder auf eine Gerade kamen, tauchte ein Haus im Scheinwerferlicht auf.
    Plötzlich wurde es hell erleuchtet, von innen und von außen.
    »Das war wieder so eine bescheuerte Lichtschranke!«, schimpfte Tannenberg. »Bin mal gespannt, was dieser Dreckskerl noch so alles für uns vorbereitet hat.«
    Eva Glück-Mankowski parkte den BMW direkt vor dem in der Einfahrt abgestellten weißen Kastenwagen, den Tannenberg schon einmal vor seinem Haus gesehen und dann mit Mariekes Roller verfolgt hatte. Der Ermittler legte das Fotoalbum, an dem er sich die ganze Zeit über festgeklammert hatte, auf die Fußmatte vor seinem Sitz und verließ das Auto. Die Profilerin kam gleich auf ihn zu und griff nach seiner linken Hand.
    »Wir müssen uns trennen und von zwei verschiedenen Seiten auf das Haus zugehen, sonst sind wir zu einfach zu treffen«, flüsterte Tannenberg, befreite sich von der

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