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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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Oder ist „BerryBlue“ ’ne blaue Sahnetorte?
     
     
    Von: BerryBlue
    An: PinkMuffin
    Betreff: Hühneromas, die Zweite
     
    Hi, Max,
    so heißt Du also. Da wohnen wir tatsächlich in derselben Stadt. Stimmt. Unser Café ist in der Altstadt – na ja, wohl eher alte Stadt, oder? Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin der Letzte, der in dieser Gegend geboren wurde. Als ich klein war, habe ich vor lauter Verzweiflung mit Puppen gespielt, nur damit ich mich mal mit jemandem unterhalten konnte, zu dem ich nicht hochsehen musste.
    Ich heiße übrigens tatsächlich „Berry“. Eigentlich sollte ich Barry heißen (wegen meiner Mutter, die irgend so einen Schnulzensänger aus den USA toll fand), aber mein Vater und der Typ am Standesamt hatten es wohl nicht so mit dem Englischen. Darum ist aus dem „a“ ein „e“ geworden. Das „Blue“ fand ich irgendwie cool. Und eigentlich – na ja – hab ich wirklich manchmal den Blues. Allerdings nicht wegen der bekloppten Omas. Die machen nur Stress, warum auch immer, denn ich hab wirklich nicht – ach, das muss ich ja erst noch erzählen.
    Die Aufgeblasene hat mich also ein paarmal gefragt, ob denn nun wirklich und tatsächlich kein Alkohol in den Walkürenbällchen wäre.
    Und da kam mir plötzlich der Gedanke, dass sie das nur sagt, damit sie was von mir bekommt. Manche sind ja so drauf. Die erzählen einem so lange, dass sie Alkohol nicht mögen, bis man ihnen endlich ’ne Flasche Whisky vor die Nase stellt.
    Ich frage also: „Hätten Sie gern ein Schnäpschen?“
    Da hättest Du die Aufgeblasene mal erleben sollen! Die ist fast explodiert. Sah ja sowieso schon so aus. Und die Verschrumpelte hat geschmatzt wie ein Baby beim Breischlabbern.
    „Sind Sie schwerhörig, junger Mann?“, schreit mich das Rotbäckchen an. „Ich habe Ihnen doch gerade zu erklären versucht, dass Alkohol eine verheerende Wirkung auf meine Freundin hat! Und Sie bieten mir einen Schnaps an! Unverschämtheit!“
    Ich kann Dir sagen, die hatte vielleicht eine Stimme! Unsere armen Stammomis mussten ihre Hörgeräte gleich um ein paar Stufen runterstellen. Ich hab aber immer noch versucht, cool zu bleiben.
    „Wird sie schnell betrunken?“, frage ich.
    „Nein, viel schlimmer“, sagt die Aufgeblasene nur. „Und nun bringen Sie uns zwei Walkürenbällchen, ein Stück Frankfurter Kranz und zwei Kännchen koffeinfreien Kaffee.“
    Ich muss gestehen, dass ich wirklich darüber nachgedacht habe, ob ich die Walkürenbällchen ein bisschen in Rum tränken soll, weil ich ziemlich sauer auf den Brüllfrosch war. Das essen einige unserer Gäste übrigens tatsächlich so. Angeblich schmeckt es super. Ich hab’s dann aber doch gelassen. War mir zu gefährlich. Außerdem hasse ich Alkohol. Ich kann das Zeug nicht ab, seit ich mich als Siebtklässler mal – aber das interessiert Dich sicher nicht. Ich schweife manchmal ab. Sagt mein Deutschlehrer auch immer. Weißt du, was er mir unter meinen Aufsatz geschrieben hat? Na ja, ist ja auch egal. Wo war ich? Ach ja. Ich also wieder zurück zu den beiden Irren, bringe ihnen die Walkürenbällchen (ganz brav ohne den Alkohol), den Kuchen und den Kaffee und sie fangen an zu mümmeln.
    Als ich wieder hinter der Theke bin und die beiden schon fast vergessen habe, da bricht plötzlich das absolute Chaos aus. Kreischen und Schreien – und Gackern aus dem Gästeraum.
    Wir rennen los. Genauer gesagt: unsere Küchenhilfe, meine Mutter und ich. (Meine Mutter steht übrigens den ganzen Tag hinter der Theke und mein Vater in der Backstube vom Café. Der kam später auch noch dazu.) Und dann kann ich echt nicht glauben, was ich sehe. Alle unsere Omis sind aufgesprungen und zeigen aufgeregt auf den Tisch, an dem die beiden Irren gesessen hatten. Und dann sehe ich sie auch: Die Verschrumpelte steht auf einem Stuhl. Aber nicht nur das. Sie flattert mit ihren Armen wie ein Vogel und gackert! Ehrlich! Sie gackert wie ein durchgeknalltes Huhn! Kannst Du Dir das vorstellen? Ein verknittertes Huhn mit Lippenstift, lila Haaren und einer Blumenwiese auf dem Kopf? Das Erste, was ich gedacht habe, war: Mist! Und du hast keine Kamera dabei!
    Ich hätte fast laut gelacht. Nur hat mir die Aufgeblasene den Spaß verdorben.
    „Es war doch Alkohol in den Walkürenbällchen!“, brüllt sie mich an. „Sie haben meine Freundin vergiftet!“
    „Unsere Walkürenbällchen werden ohne Alkohol –“, hat meine Mutter es noch mal versucht, aber der Brüllfrosch hat sie nicht ausreden

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